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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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zu ertragen, was er ihr auferlegen mochte. Daran würde sich nichts ändern, was immer er auch tat. Sie würde ihre Liebe auch weiterhin verbergen - koste es, was es wolle. Obwohl er ihre Gefühle nicht erwiderte, er begehrte sie immer noch. Das hatte sie eben erst in seinen Augen gelesen, und es beglückte sie.
Plötzlich wandte sie sich zum Spiegel und streifte sich das Seidenkleid von den Schultern. Auf ihrer zarten Haut zeichneten sich die Spuren seiner Finger ab. Bei diesem Anblick verzog sie den Mund und schloß dann die Augen. Hastig bedeckte sie die roten Flecken, und ihre Lippen zitterten. Aber sie nahm ihm nichts übel. Diese Male hatte sie selbst verschuldet. Sie hatte seine Stimmung richtig eingeschätzt. Und er kannte seine eigene Kraft nicht. «Selbst wenn er mich tötet - meine Liebe wird weiterleben», flüsterte sie mit einem wehmütigen Lächeln.
Die Männer erwarteten sie im Wohnraum. Als sie Platz nahm, entschuldigte sie sich für ihre Verspätung. Ahmed und sein Freund setzten das Gespräch fort, das sie bei Dianas Ankunft unterbrochen hatten. Unterdessen gingen ihr wirre Gedanken durch den Sinn. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Da saßen ein französischer Forschungsreisender und ein arabischer Scheich, und sie spielte die Gastgeberin - obwohl sie rechtlos war und in wilder Ehe mit einem Mann zusammenlebte. Sie sah sich im Zelt um, das ihr so vertraut und so lieb geworden war. An diesem Abend wirkte es verändert. Der Besucher hatte eine fremde Atmosphäre mitgebracht. Inzwischen hatte sie sich so an den ihr aufgezwungenen Alltag gewöhnt, daß ihr sogar der Diener des Vicomtes, der hinter seinem Herrn stand, merkwürdig erschien. Nur der dunkle, sorgsam gestutzte Oberlippenbart unterschied ihn von seinem Zwillingsbruder Gaston, der ein glattrasiertes Gesicht bevorzugte. Die Bedienung war wie immer tadellos und flink.
Verstohlen beobachtete sie den Scheich, in dessen Gesicht sie einen unbekannten Ausdruck entdeckte. Auch seine Stimme klang anders - auch nicht so wie bei Gastons Rückkehr in der Nacht ihres Fluchtversuchs. Damals war er erleichtert gewesen, seinen hochgeschätzten Diener wiederzusehen. Und nun spürte sie die tiefe Zuneigung für seinen Freund, eine Liebe, die er einer Frau niemals schenken würde. Wieder wurde sie von einer quälenden Eifersucht ergriffen.
Zu ihrem Bedauern entsprach der Mann, der Ahmeds ungeteilte Aufmerksamkeit genoß, nicht im mindesten ihrem Bild von einem aufgeblasenen Egoisten. Er hatte ein kluges, blasses, bärtiges Gesicht, und er sprach so leise wie der Scheich, allerdings lebhafter. Auch seine Stimme paßte nicht zu einem eingebildeten Schriftsteller, der sich in seinem Ruhm sonnte. Als er ihrem Blick begegnete, lächelte er liebenswürdig, fast ein bißchen melancholisch. «Ist es mir gestattet, Madames Reitkunst zu bewundern?» fragte er mit einer leichten Verbeugung.
Das Blut stieg ihr in die Wangen, und sie betastete nervös die Jadekette an ihrem Hals. «Oh, dazu besteht kein Grund», erwiderte sie mit einer Scheu, die sein sympathisches Wesen wider Willen hervorrief. «Mein Tänzer ist nicht bösartig, nur verspielt, und man muß ihn energisch am Zügel packen. Gewiß wäre es eine Demütigung gewesen, hätte er mich aus dem Sattel geworfen - vor die Füße eines Fremden. Monseigneur hätte mir Vorwürfe und keine Zugeständnisse an die Eigenheiten des Schimmels gemacht. Glauben Sie mir, Monsieur, es ist sehr lehrreich, die Pferde des Scheichs zu reiten.»
«Und es strapaziert die Nerven, neben einem solchen Pferd zu reiten», betonte er.
Belustigt lachte sie. Der Mann, dessen Besuch sie gefürchtet hatte, erleichterte ihr die peinliche Situation. «Das verstehe ich, Monsieur. Hat Shaitan wieder einmal sein wildes Temperament bewiesen?»
«Falls Monsieur de Saint Hubert dir einzureden versucht, er leide an schwachen Nerven», mischte sich Ahmed grinsend ein, «darfst du ihn nicht ernst nehmen, Diana. Er besitzt nämlich gar keine.»
« Et toi , Ahmed?» Amüsiert wandte sich Saint Hubert zu ihm. «Weißt du noch ...?» Und dann schwelgten die beiden bis zum Ende des Dinners in Erinnerungen.
Der Vicomte hatte mehrere Zeitungen und Magazine mitgebracht. Damit setzte sich Diana, begierig nach Neuigkeiten, auf den Diwan. Aber während sie die Seiten umblätterte, erlosch ihr Interesse. Vier Monate hatte sie in völliger Abgeschiedenheit verbracht, und nun fiel es ihr schwer, die Bedeutung der Ereignisse zu erfassen. Die meisten Anspielungen

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