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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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summte, zirpte und brummte. Plötzlich juckte es mich am ganzen Körper wie verrückt. Das Glas über mir vibrierte in den Rahmen und das gesamte Gebäude zitterte, während ich weiter hineinging und bei jedem Schritt hüpfte und mich kratzte, da ich ganz sicher das Kitzeln winziger Insektenfüße auf meiner Haut spürte.
    Ich sah mich suchend nach Fedora um, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich sie in diesem Treibhausdschungel jemals finden sollte. Unter dem Gesäusel der Ventilatoren – surr-surr-surr  – hörte ich allerdings Autry, der sich am anderen Ende des Gebäudes mit Rocket unterhielt. Das Insektenhaus erbebte erneut.
    Im Weitergehen konzentrierte ich mich auf die Stimmen von Rocket und Autry. Ich war wild entschlossen, Fedora zu finden, ihr Sarah Janes Zeitung zu entreißen und mich dann schleunigst wieder in den Staub und die trockene Hitze von Wyoming davonzumachen, bevor am Ende irgendein Riesengeschmeiß beschloss, auf mir zu landen, mich zu stechen oder unter mein T-Shirt zu kriechen.
    Ich kam an einem Geflecht blühender Kletterpflanzen vorbei, in denen lauter filigrane, papierartige Flügel herumflatterten. Dutzende Schmetterlinge umschwirrten ein herabhängendes Gewirr trompetenartiger Blumen oder standen in der Luft darüber. Einige waren groß, andere klein, manche beinahe unsichtbar – sie versteckten ihre Farben, indem sie die Flügel zusammenklappten, und ich wünschte mir, es wäre genauso einfach, einen Schimmer zu verbergen. Wieder andere flatterten ganz hell und schillernd herum und erinnerten mich an Sarah Jane, woraufhin das Dach prompt noch mehr klapperte.
    Schließlich erspähte ich Fedora hinter einem Büschel riesiger, prähistorisch aussehender Farnwedel. Dort kauerte sie und bemühte sich eifrig, die Seiten des Sundance Express glatt zu streichen. Als Fe mich sah, kreischte sie auf und setzte hektisch dazu an, alles auf einmal unter ihr T-Shirt zu stopfen. Das konnte ich jedoch verhindern. Ich riss ihr die Zeitung aus der Hand und legte dann einen Finger an die Lippen.
    Autry und Rocket stritten sich.
    Ich klemmte Fe in meine Armbeuge und hielt ihr den Mund zu, während sie sich loszumachen und Sarah Janes Zeitung zu erhaschen versuchte.
    »Hab ich dir doch gleich gesagt, dass es keine gute Idee ist, mich die Post abholen zu lassen«, hörte ich Rocket sagen und dachte an den Funken, den es gegeben hatte, als er Sarah Janes Umschlag auf den Tisch knallte.
    »Jetzt übertreib mal nicht, Rocket«, erwiderte Autry beschwichtigend. »Es war doch nur ein kleines Missgeschick.«
    Ich kaute mir auf der Wange herum, da mir nur allzu bewusst war, wie großzügig Autry mir meine Debakel verzieh – die großen wie die kleinen.
    »Aber solche Missgeschicke sind nicht akzeptabel«, antwortete Rocket und es klang bitter. »Jedenfalls nicht mehr .«
    Ich schluckte schwer. So lange war ich doch noch gar nicht auf der Ranch. Ich war noch nicht mal einen ganzen Monat dreizehn!
    »Ein junger Mann kann nicht immer von sich erwarten, dass er alles perfekt hinkriegt, Rocket.« Autrys Worte gaben mir Rückhalt.
    »Nein, aber das heißt nicht, dass er nicht wenigstens aufpassen oder zumindest ein bisschen gesunden Menschenverstand an den Tag legen kann!«
    »Rocket.« Autry seufzte hörbar. »Du musst begreifen, dass aus Jungs irgendwann Männer werden, und Männer lernen aus ihren Fehlern und entwickeln sich weiter … und finden – hoffentlich – irgendwann ihren eigenen Weg.«
    Rockets Antwort kam schnell und scharf. »Aber ich glaube nicht, dass dieser Junge es jemals lernt.«
    Ich fühlte mich, als wäre ich von der Asiatischen Riesenhornisse aus dem nahe gelegenen Wasserbecken gestochen worden, ließ Fedora los und trat einen Schritt zurück. Aber im Umdrehen rutschte ich aus, und meine rechte Hand landete in einem fetten, klebrigen Netz, das groß genug war, um von dieser chihuahuagroßen Spinne zu stammen.
    Schaudernd sprang ich hoch, und alle Dachsparren erschauderten mit mir. Das gesamte Insektenhaus bog sich und schwankte, als sich die Schrauben lockerten und die Wände zu taumeln und zu torkeln begannen. Seit dem Abend von Fishs Hochzeit war mein Schimmer nicht mehr mit einer solchen Wucht über mich hereingebrochen.
    »Hör auf, Ledge! Ich hab keinen Helm auf!«, schrie Fedora und legte sich schützend die Arme um den Kopf. »Fallende Gegenstände sind gefährlich ohne Ende! Ohne Ende, Ledge! Ohne Ende!«
    »Ledge?«, rief Autry. »Ledger, bist du hier drin?« Ich hörte

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