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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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ganze Arbeit an dem Motorrad in einer einzigen verheerenden Schimmerexplosion zunichtemachte.
    »Bringt einfach das Motorrad nach Spearfish!«, sagte ich und sprang aus dem Pick-up. »Bringt es dahin und gewinnt. Ihr dürft nicht zulassen, dass Mr Cabot den Schrottplatz bekommt!«
    Die Haushälterin der Cabots war draußen, als ich dort ankam, und wischte, völlig in die bunte Illustrierte in ihrer Hand versunken, immer wieder über dieselbe Stelle auf der Veranda.
    Sogar von der anderen Straßenseite aus konnte ich hören, dass Sarah Jane im Inneren des Hauses gerade einen riesigen Schreikrampf hatte. Sie schrie nicht nur, sie kreischte. Und tobte. Es klang, als würde sie Sachen – große wie kleine – gegen ihre abgeschlossene Zimmertür schleudern.
    Hedda, der Hausdrachen, verzog keine Miene.
    Hier passierte gerade etwas Schlimmes. Etwas richtig Schlimmes. Nichts deutete darauf hin, dass Mr Cabot zu Hause sein könnte: Kein Lincoln parkte vor dem Haus und auch kein Wagen von seiner Firma.
    Hedda schenkte SJs Tobsuchtsanfall keinerlei Aufmerksamkeit und blätterte ihre Illustrierte um. Ich behielt sie von meinem Versteck in den Büschen aus genau im Auge und wartete ungeduldig auf eine Gelegenheit, an ihr vorbeischlüpfen zu können. Die Leiter, die ich gebaut hatte, war verschwunden. Und mit ihr sämtliche Zaunpfähle. Wenn ich zu SJ vordringen wollte, würde ich den direkten Weg nehmen müssen, an den ich auch beim letzten Mal schon gedacht hatte – durch die Haustür rein, die Treppe hoch und das Schloss weggeblasen!
    Inzwischen ging es mir nicht mehr darum, SJ zu erklären, wer sie wirklich war. Ich wollte einzig und allein herausfinden, was mit meiner Freundin passiert war.
    Im Haus klingelte das Telefon, und Hedda ging rasch durch die Fliegengittertür hinein. Vier Schritte, und ich war auf der anderen Straßenseite, dann noch mal drei, und ich hatte den Vorgarten durchquert. An der Haustür blieb ich gerade lange genug stehen, um meine Turnschuhe abzustreifen.
    Den Geruch meiner Socken ignorierend lief ich in Sekundenschnelle zur Tür rein und die quietschenden, ächzenden Stufen hinauf.
    Ein altmodisches Schloss mit Schlüsselloch … ZACK!
    Ein Türknauf aus Messing … BOING!
    Eine Tür mit schweren Scharnieren … KABUMM!
    Das war das, was ich hätte tun können . Das, was ich im Gebäude von Cabot – Ankauf und Abriss getan hatte. Nur, dass ich es da auch schon nicht so toll gefunden hatte.
    Ich dachte fieberhaft nach, durchwühlte meine Taschen, riss die Spiralfeder aus SJs Notizblock und holte auch die zu einem Korkenzieher verbogene Speiche heraus. Ich brauchte einige Versuche: eine Drehung hier, ein Ruckeln dort, ein Biegen, ein Brechen, ein gutes Wort … und dann KLICK!
    Ich hatte einen Dietrich aus Draht hergestellt und steckte ihn ins Schloss.
    Beim Öffnen der Tür duckte mich schnell, um dem Wecker auszuweichen, den Sarah Jane soeben in meine Richtung schleuderte. Grinsend betrachtete ich die verstreut herumliegenden Rädchen und Federn und Glocken.
    »Hey! Du hast deine eigenen verrückten Talente. Hör auf, meine nachzumachen!«
    »Ledge! Du bist da!« Sie war durch den Raum zu mir hingerannt und umarmte mich, bevor ich wusste, wie mir geschah. Sie erdrückte mich fast auf der Schwelle zu ihrer Katastrophe von einem Zimmer. SJ hatte ihr Bett auseinandergenommen, ihren Schreibtisch und auch ihre Bücherregale. Überall flogen kaputte Sachen herum. Die beiden Captain-Marvel-Comics, die ich ihr gegeben hatte, lagen allerdings in makellosem Zustand auf ihrem Nachttisch. Wenigstens hatte sie den großen Captain nicht in Stücke gerissen.
    »Es tut mir so leid, Ledge! Es ist furchtbar! Völlig katastrophal!«
    »War doch bloß ein Wecker, SJ –«
    »Nein! Du verstehst mich nicht!« SJ schob mich weg. Zurück blieb ein tränenfeuchter Fleck auf meiner Schulter. »Daddy hat Überwachungskameras in seinem Büro!« Ihre Stimme wurde immer leiser, während sie sprach. »Er hat uns dort gesehen, Ledge. Er hat dich gesehen! Er weiß, dass wir es waren, die da eingebrochen sind. Er weiß alles! Und er ist sauer  …« Ihre letzten Worte waren nur noch ein Flüstern.
    Es war nicht genug dünne Wyoming-Luft in dem Zimmer. Ich konnte nicht mehr atmen. Meine Fingerspitzen kribbelten. Meine Lippen fühlten sich taub an.
    Irgendwie schaffte ich es zu sagen: »Wie sauer, SJ?«
    Sie rollte wild mit den Augen und schüttelte den Kopf. »Wie wär’s mit ›Die Sonne explodiert, Kometen regnen auf

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