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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Sie wollte einen Weg finden.«
    »Einen Weg?«
    »Einen Weg aus dem Körper, der nicht in der Hölle endete.«
    Niels stieß einen verärgerten Laut aus, während er den Kopf schüttelte. Er konnte es nicht sein lassen, seine Reaktion war vollkommen automatisch, unkontrollierbar.
    »Sie haben für so etwas nicht gerade viel übrig?«
    Niels zeigte auf den Computer: »Hat sie sonst noch etwas gesagt? Über diesen Treffpunkt?«
    Bergmann schaltete die Aufnahme wieder ein. Dictes Stimme mischte sich mit anderen Geräuschen in dem Raum: Lärm von der Straße und die Stimme der Sekretärin, die am Empfang tele fonierte.
    Dicte: Ich weiß, dass ich nicht einfach verschwinden kann. Trotzdem laufe ich durch dieses Fabrikgelände …
    Bergmann: Das richtige oder das aus dem Traum?
    Dicte: Alles ist richtig.
    Bergmann: Abgesehen von Ihrem Verfolger.
    Dicte: Nein, den gibt es auch.
    Stille. Bergmanns Räuspern war auf der Aufnahme zu hören.
    Dicte: Ich weiß genau, was Sie sagen wollen.
    Bergmann: Was will ich denn sagen?
    Dicte: Dass ich durch den Schlafmangel die Fähigkeit verloren habe, zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu unterscheiden.
    Bergmann: Und? Haben Sie das?
    Dicte: Ich weiß, dass da etwas ist. Da bin ich mir vollkommen sicher.
    Bergmann: Etwas?
    Dicte: Ja, etwas, das hinter mir her ist.
    Bergmann: Wer?
    Schweigen.
    Bergmann: Dicte, wer ist hinter Ihnen her?
    Stille. Ein ungeduldiges Geräusch von Bergmann.
    Bergmann: Dieser Traum, erzählen Sie mir mehr davon. Was passiert weiter?
    Dicte: Wenn ich es nur zu den anderen schaffen könnte. In unseren Raum. Ich kann das Licht sehen, aber es bewegt sich ständig.
    Bergmann: Welches Licht?
    Dicte: Die Lampe, die wir an den Abenden anzünden, an denen wir uns treffen. Eigentlich sind das zwei Lampen, zwei rote Lampen.
    Bergmann: Und was passiert dann?
    Dicte: Ich schreie meinen geheimen Namen, den nur sie kennen. Damit sie kommen und mich retten.
    Bergmann: Einen geheimen Namen?
    Dicte: Giselle.
    Bergmann: Haben Sie sich das im Traum ausgedacht, oder benutzen Sie den Namen wirklich?
    Schweigen auf der Aufzeichnung.
    Bergmann: Und was geschieht dann?
    Dicte: Dann renne ich. Ich weiß, dass ich tot bin. Und ich weiß, dass ich in die Hölle komme, wenn er mich zu fassen kriegt.
    Bergmann: Wer?
    Schweigen.
    Bergmann: Wer darf Sie nicht zu fassen kriegen, Dicte?
    Dicte: Ich muss es bis zur Tür schaffen.
    Bergmann: Zur Tür?
    Dicte: Zum Acheron.
    Niels richtete sich mit einem Ruck auf.
    »Echelon? Hat sie Echelon gesagt?«
    Ein kleines Lächeln auf Bergmanns Lippen: »Nein, Acheron. Das ist ein Fluss in Griechenland. Der Fluss im Totenreich, über den der Fährmann fahren muss. Sie erinnern sich an die Geschichte mit der Münze im Mund?«
    »Die Münze für den Fährmann?«
    »Genau. Um sicher von einem Ufer zum anderen zu kommen.«

64.
    Schlafpraxis Sleep, 14.05 Uhr
    Stille. Die Stille, die sich immer einstellte, wenn ein Patient gegangen war und die Tür sich geschlossen hatte. Angenehm, lebendig, als wäre ein Teil dieses Menschen noch immer im Raum. Adam Bergmann stand auf und trat ans Fenster. Er sah nach draußen. Der Polizist ging über die Straße zu seinem Wagen. Adam wusste, wohin er jetzt fuhr – die nächsten Stunden würde er darauf verwenden, den Ort zu finden, den Dicte beschrieben hatte.
    Er sah auf die Telefonnummer auf dem Tisch vor sich. Niels Bentzons Frau. Hannah Lund. Einen Anruf entfernt. Niels Bentzon hatte sie ihm auf dem Silbertablett serviert. Und bevor der Polizist durch die Tür verschwunden war, hatte er Bergmann sogar gebeten, seine Frau anzurufen. Ihr zu helfen und mit ihr zu reden. Über den Schlaf. Den Schlaf und den Tod. Ja, das würde er nur zu gerne tun. Hannah war schließlich die Nummer eins auf seiner Liste.

65.
    Bispebjerg-Klinik – Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, 16.47 Uhr
    Welche Strafe soll der Schuldige bekommen, wenn sie ihn finden? Was wäre angemessen und gerecht? Damals habe ich viel darüber nachgedacht. Eine Gefängnisstrafe sei nicht genug, dachte ich. Er sollte auf die gleiche Weise sterben, wie Mutter gestorben war. Mit durchtrennter Kehle, wie ein Halal-Schlachter eine Ziege schlachtet. Doch später wurde ich von einem anderen Gedanken gefangen genommen: Der Tod reichte als Strafe nicht aus. Dieser Gedanke kam mir, nachdem ich Camus’ Der Fremde gelesen hatte. Die Geschichte über den grauen Büroangestellten Meursault, der einen Araber an einem Strand in Algier tötet. Vielleicht durch einen Zufall.

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