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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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sie tot war.«
    Der Arzt nickte.
    »Wie haben sie sich das Leben genommen?«
    Bergmann zuckte mit den Schultern.
    »Und Joachim hat dabei mitgemacht?«
    »Ja.«
    »Und das Resultat war Schlaflosigkeit? Angstanfälle, Herz rasen?«
    Der Arzt sah Niels ein paar Sekunden lang an. Was überlegte er? Niels sah es seinem Blick an. Irgendeine Information wog er gegen seine Schweigepflicht ab. War sie so schwer zu erzählen?
    »Sind noch mehr Leute als nur Joachim und Dicte beteiligt?«
    Der Schlafforscher nickte.
    »Wer?«
    Schweigen. Er seufzte.
    »Muss ich Sie daran erinnern, dass diese Sache noch mehr Leben kosten kann, wenn wir ihr kein Ende bereiten?«
    »Sie hatte einen Traum.«
    »Den sie Ihnen erzählt hat?«
    »Ja.«
    »Und dieser Traum hat etwas verraten?«
    Er atmete tief ein.
    »Sie sollten sich das Band anhören.«
    ***
    Das Band war kein Band, sondern ein File. Alle Mappen der Pa tienten waren in dem Laptop gespeichert, der auf dem Tisch stand. Ein teures Gerät. Es war das erste Mal, dass Niels einen Computer sah, dessen Tastatur mit organischem Material eingefasst war. Leder. Möglicherweise Krokodilleder, dachte Niels, während der Arzt die Tondatei heraussuchte.
    »Die Aufnahme dauert etwa fünf Minuten.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Niels.
    Der Arzt drehte die Lautstärke voll auf. Das Interview begann mit einem fernen Husten. Dann waren Stimmen zu hören.
    Bergmann: Sind Sie okay?
    Dicte: Ja, nein, ich bin müde.
    Bergmann: Aber heute Nacht hatten Sie einen Traum?
    Dicte: Woher wissen Sie das?
    Bergmann: Sie haben das am Telefon gesagt.
    Dicte: Habe ich das? Meine Erinnerung ist fast vollständig weg.
    Niels lauschte der Aufnahme. Besonders, wenn Dicte sprach. In ihrer Stimme schwang ein schöner Dialekt mit, den er nicht wirklich einordnen konnte, und der warme Ton verleitete einen, einfach die Augen zu schließen und den Klang zu genießen.
    Bergmann: Das ist ganz normal, wenn man so wenig wie Sie schläft. Der Schlafmangel wirkt sich auf das Gedächtnis aus.
    Dicte: Ja.
    Bergmann: Aber es ist ein gutes Zeichen, dass Sie geträumt haben. Das bedeutet, dass Sie in Ihrem Schafrhythmus weiter gekommen sind als in den letzten Monaten.
    Dicte: Ich konnte hinterher aber nicht wieder einschlafen.
    Bergmann: Warum?
    Dicte: Der Traum war …
    Bergmann: Ein Albtraum?
    Dicte zögerte. Niels hörte, wie die nackte Haut ihres Beins über den Stuhl strich. Derselbe Stuhl, auf dem Niels jetzt saß.
    Dicte: Ich weiß nicht …
    Bergmann: Ob das ein Albtraum war oder ob Sie Lust haben, mir den Traum zu erzählen?
    Dicte: Letzteres.
    Bergmann: Ich unterliege der Schweigepflicht, Dicte. Alles, was hier gesagt wird, bleibt zwischen Ihnen und mir. Und wenn ich Ihnen helfen soll, muss ich wissen, was Sie beschäftigt. Unsere Arbeit, unsere Sorgen, was wir essen und trinken – all das hat Einfluss auf unseren Schlaf …
    Sie unterbrach ihn: Ich habe von dem Ort geträumt, an dem wir uns treffen.
    Bergmann: Wir?
    Dicte: Alle in unserer Gruppe.
    Bergmann: Was für eine Gruppe? Sie und Joachim, wenn Sie mit dem Tod spielen?
    Dicte: Nein (sie lacht). Wir sind viel mehr. Das ist ein altes Industriegelände in Amager …
    Niels blickte auf und begegnete dem Blick des Arztes. Warum sah Bergmann aus wie jemand, der gerade etwas entdeckt hatte?, fragte Niels sich, ehe er sich wieder auf Dictes Stimme konzentrieren musste.
    Dicte: Es liegt gegenüber einer alten Fabrik neben der Metro. Aber im Traum konnte ich das nicht finden.
    Bergmann: Sie haben sich verlaufen?
    Dicte: Und jemand war hinter mir her.
    Bergmann: Derselbe?
    Dicte: Es ist immer derselbe.
    Niels richtete sich auf seinem Stuhl auf: »Wer ist hinter ihr her?«, fragte er.
    Bergmann hielt die Aufnahme an und räusperte sich: »Seit sie ihre erste Begegnung mit dem Tod hatte …«
    »Als Kind?«, fragte Niels.
    »Als Kind, ja. Schon damals hatte sie das Gefühl, dass jemand hinter ihr her war. Das ist in gewisser Weise ein Tabu«, sagte Berg mann und zögerte, ehe er fortfuhr: »Aber es gibt nicht wenige Leute, die negative Nahtoderlebnisse hatten.«
    »Sie meinen, dass sie nichts erlebt haben?«
    »Nein, dass sie die Hölle statt den Himmel erlebt haben. Dunkelheit und Angst, seltsame Tiere mit Hörnern, den Untergang der Welt …« Bergmann verstummte und sah Niels über den Rand seiner Brille hinweg an: »Wie ist das bei Ihrer Frau? Hat sie etwas erlebt?«
    Niels zögerte: »Ja.«
    »Etwas Negatives?«
    »Nein.«
    »Das ist gut. Genau das hat Dicte angetrieben.

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