Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Pfeife der Führung zu tanzen und in Sommersteds Arsch zu kriechen, als ein guter Kommissar zu sein.
»Geht’s jetzt besser?«, fragte seine Frau vorsichtig.
»Haben wir irgendwo noch ein altes Handy?«
»Wie alt?«
»Eins mit Tasten statt diesem Scheiß hier.«
»Vielleicht. Im Kinderzimmer.«
Seine Frau folgte ihm, etwas verärgert darüber, dass ihr Mann jetzt mitten in der Nacht nach einem Tasten-Handy suchen musste. Sie verschwanden in den beiden Zimmern der älteren Jungs und begannen die Schubladen zu durchwühlen. Eine durchschnitt liche dänische Familie hat vier bis zwölf alte Handys bei sich rumliegen, hatte Leon irgendwo gelesen. Und zwischen drei und fünf Computer. Nur nicht diese Familie, verdammt, immer wenn man die alten Sachen brauchte, waren sie nicht zu finden!
»Was für eine Unordnung!«, brummte Leon, als er Fußballab zeichen, Pokémonkarten, Beyblades und acht verschiedene Lade geräte auf den Tisch geräumt hatte.
»Was suchst du denn, Papa?«, fragte sein Sohn.
Leon machte weiter, ohne sich umzudrehen. »Ich brauche ein altes Handy.«
»Jetzt?«
»Ja, verdammt, sonst würde ich dich doch nicht stören.«
»Unterste Schublade«, sagte der Junge erschrocken und mit müder Stimme. Leon riss die Schublade heraus und leerte sie auf dem Fußboden aus. Da! Ein Nokia. Ein Telefon aus der Zeit, in der man noch Qualität produzierte und die Finnen mit Messern im Ärmel herumliefen und das SMS -System erfanden. Seine Frau stand mit dem älteren Sohn, der auch wach geworden war, in der Tür.
»Was ist denn los, Papa?«
»Einstein, komm her. Sieh dir mal die Buchstaben an«, befahl er und machte Licht. Die ganze Familie, ausgenommen Leon, kniff die Augen zusammen. Leon zeigte auf die Tasten 6 und 7.
»Pqrs und Mno«, sagte Leon.
»Ja und?«
»Die drei Tasten, die du drücken musst, um das Wort Pop zu schreiben.«
»Pop?« Seine Frau verstand nicht, worauf er hinauswollte. Der ältere Sohn war schneller. »Du meinst, was man da sonst noch hätte schreiben können?«
»Ja, genau.«
»Hm«, sagte seine Frau.
»Wie wär’s mit Ops?«, schlug sein Sohn vor.
»Was sonst noch?«
» SOP «, sagte der Jüngere, der auf dem Bett stand und sich über die Schulter seines Vaters beugte.
»Nein, was soll das denn heißen?«, sagte der Ältere und sah seinen Vater an. »Aber SOS geht.«
Tausend Gedanken schossen durch Leons Kopf, als er zurück ins Schlafzimmer stürmte, um sich sein eigenes Telefon zu holen: dass es zu spät war, dass er sich früher Gedanken hätte machen müssen, dass Bentzon tot war oder so mies dran, dass er nur den kürzestmöglichen Hilferuf hatte senden können. SOS . Und dass er nicht einmal genug Kraft gehabt hatte, die automatisch vorgeschlagene Korrektur zu akzeptieren, nachdem er die drei Tasten gedrückt hatte …
Und während Leon sich beeilte, Bentzon zurückzurufen, und bestätigt bekam, was er bereits wusste – dass sein Handy tot war –, stand seine Frau mit Jacke und Autoschlüsseln in der Tür bereit. Auf dem Weg zum Auto hörte sie Leon in den Hörer brüllen:
»Es ist mir scheißegal, wen Sie dafür wecken müssen! Ich brauche Bentzons letzte Koordinaten. Und ich muss wissen, mit wem er innerhalb der letzten beiden Stunden gesprochen hat. Und das Einsatzkommando muss bereitstehen … was? Nein, dann rufen Sie die Antiterroreinheit. Es ist mir scheißegal, Hauptsache, ich habe in spätestens 60 Sekunden die Koordinaten! Haben Sie das kapiert? Sonst arbeiten Sie ab morgen früh an der Passkontrolle!«, schrie er, knallte die Autotür zu und fuhr mit Vollgas aus der Einfahrt.
Der ältere der beiden Jungen grinste über das ganze Gesicht. Der jüngere sagte: »Mama?«
»Ja?«
»Papa ist schon klasse, was?«
34.
Regan Ost, 23.30 Uhr
Adam Bergmann löste die Kette, die das Gitter an dem Flaschenzug unter der Decke arretierte. Niels konnte nicht erkennen, ob der Arzt die Anordnung extra für diesen Zweck gebaut hatte oder ob sie vorher schon da gewesen war. Gebaut irgendwann in den 50er-Jahren, als man fürchtete, dass der atomare Winter uns alle auslöschen würde.
»Ich werde dich langsam ablassen.«
»Nein, Bergmann! Lassen Sie sie in Ruhe«, rief Niels.
»Können Sie mir nicht irgendein Betäubungsmittel geben?«, fragte Hannah.
Niels hörte, dass sie weinte.
»Nein, du musst bis zum letzten Moment klar im Kopf sein. Es dauert nur eine Minute.«
»Tun Sie das nicht, Bergmann. Hören Sie auf mich. Nur noch einen Augenblick«, sagte Niels
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