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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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in Zentral-Utah abgestürzt und zu über 75 Prozent verbrannt. Sie war mehrere Minuten klinisch tot gewesen – das war sehr gut dokumentiert – und hatte in dieser Zeit erlebt, wie sich die Barriere zwischen Leben und Tod aufgelöst hatte. Sie hatte nicht bloß ihren vor langer Zeit verstorbenen Großvater getroffen und gesprochen, das war ein ziemlich gewöhnliches Phänomen, sondern auch ihren Sohn, der sie gebeten hatte, zurückzureisen. Zurück ins Leben. Das Bemerkenswerte daran war, dass der Sohn, mit dem sie gesprochen hatte, erst einige Jahre danach auf die Welt gekommen war.
    Er rieb sich das Gesicht und versuchte, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Er musste mit der Nummer drei auf seiner Liste weitermachen. Peter V. Jensen. Ihn kannte er persönlich. Wie Dicte. Das machte das Ganze leichter.
    Die Spritze .
    Der Gedanke traf ihn wie ein Schlag. Warum dachte er erst jetzt daran? Bestimmt wegen dieser verfluchten Müdigkeit. Er hatte oben bei Dicte diese Spritze liegen lassen. An sich kein Drama. Schließlich wohnte sie in Vesterbro. Da lagen überall Spritzen. Aber diese Spritze hatte er schon zu Hause vorbereitet gehabt – ohne Handschuhe. Er hatte sie ihr in den Hals gestochen, um ihr die Substanz zu verabreichen, und sie war mit der Spritze im Hals ein paar Schritte auf den Hausflur hinausgetaumelt, wo die Kanüle aus ihrer Haut gerutscht war, als sie über die Treppe nach unten gestürmt war. Diese Spritze hatte er vergessen. Er ließ den Motor an und wendete. Er musste zurück zu ihrer Wohnung. In diesem Moment klingelte das Telefon. Der Anruf kam von seiner Arbeitsstelle. Natürlich fragten sie sich, wo er blieb. Er überlegte einen Moment, das Gespräch anzunehmen und sich wegen eines schlimmen Rückens krankzumelden, ließ das Telefon dann aber einfach weiterklingeln.

19.
    Rechtsmedizinisches Institut, 12.15 Uhr
    Niels lief die Treppen hoch und schlüpfte durch die Tür. Seine Schuhsohlen schrien auf dem kühlen Steinboden bei jedem Schritt auf. Das Echo verfolgte ihn über die Treppe und den Flur bis in die Umkleide, wo er Kittel, Maske, Holzclogs und Überschuhe anzog. Noch immer ging ihm das Gespräch mit Dictes Eltern durch den Kopf. Als hätten wir es auf einmal mit einer ganz anderen Dicte zu tun .
    Er ging durch die Schiebetür in den Sektionsraum, in dem Theodor Rantzau mit einem Diktiergerät in der Hand stand, um geben von seinem kleinen Team aus Rechtsmedizinern und Kriminaltechnikern.
    »Niels, gut, dass du kommst.«
    »Ich sollte mir etwas anschauen?«
    »Zwei Sekunden.«
    Niels atmete tief durch und warf einen Blick auf die Tote. Von dem verzweifelten Menschen, den er vor weniger als einem Tag auf der Brücke getroffen hatte, war nicht mehr viel zu sehen. Noch weniger von der Primaballerina Dicte van Hauen – der Frau, die Niels auf dem Plakat gesehen hatte, das bei ihren Eltern hing. Die inneren Organe wurden gerade entnommen. Der Schädel war geöffnet worden, und das Hirn lag auf einem Stahlbecken neben dem Rolltisch.
    »Ich bin gleich so weit, Niels.«
    Theodor sprach, ohne Niels anzusehen. Er war dabei, Dünn- und Dickdarm mit einer Schnur zusammenzubinden und beides zu dem Becken zu tragen, auf dem bereits das Gehirn lag. Niels trat näher. Der Anblick war fast unerträglich. Es war schlimmer als sonst, wenn er bei einer Obduktion zugegen sein musste. Aber Menschen waren ja nichts anderes als Biologie. Muskeln, Sehnen, Knochen, Gewebe, Blut und Haut. Sonst nichts.
    »Kommst du klar?« Theodor sah ihm in die Augen.
    »Heute ist es schwerer. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht weil ich gerade von ihren Eltern komme.«
    »Brauchst du eine Pause?«
    »Nein, Sommersted wartet auf mich.«
    Theodor zögerte. Fragte sich, ob Niels ohnmächtig werden, weiche Knie bekommen oder sich übergeben würde. So etwas war in der Rechtsmedizin an der Tagesordnung, insbesondere wenn die Polizeischüler zum ersten Mal zu Besuch kamen.
    »Ich habe dir von dem Defibrillator erzählt«, fuhr er fort und zeigte auf ihre Haut.
    Ihr Brustkorb war geöffnet worden. Ein Metallbügel spreizte den rechten und linken Teil auseinander.
    »Dass jemand versucht hat, sie wiederzubeleben?«
    »Hier siehst du die Brandwunden, die das Gerät hinterlas sen hat.«
    Niels riss sich zusammen und trat näher.
    »Und da sind noch mehr davon«, sagte Rantzau, hielt aber inne, als sein Blick auf einen seiner Assistenten fiel, der sich über die inneren Organe beugte. »Augenblick, Niels.«
    Niels sah, wie er zu einem

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