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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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gesagt, dass Sie sie gebeten haben, die Bank zu kontaktieren.« Niels sah Hans Henrik an.
    »Das habe ich ihr geschrieben.«
    »Per Mail?«
    »Ja.«
    »Ein Postfach, das sie nur im Ballett genutzt hat?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Weil sie in ihrer Wohnung keine Internetverbindung hatte.«
    Der Vater zuckte mit den Schultern. »Wenn diesem Selbst mord wirklich ein Verbrechen zugrunde liegt, finden Sie das nicht hier. Verstehen Sie das denn nicht?«
    »Hatte sie Feinde?«
    Hans Henrik schüttelte den Kopf. »Nein, aber wie gesagt, wir hatten ja keinen Kontakt mehr.«
    »Natürlich.« Niels stand auf. Er wusste, dass er nicht weiterkam. »Eine letzte Frage.«
    »Ja?«
    »Dicte hatte eine Narbe. Hier«, sagte er und berührte sich an der Schläfe.
    Die Mutter sah Niels bestürzt an und richtete ihren Blick dann auf ihren Mann. Familiengeheimnisse, dachte Niels. Immer glauben alle, dass sie so gut versteckt sind, dabei waren sie in Wirklichkeit für alle sichtbar. Hans Henrik mit seinem vielleicht noch nicht ausgestandenen Alkoholproblem. Die Tochter, die ihre Eltern nicht ertragen konnte. Und ein alter Unfall, über den niemand reden wollte. Bis heute, denn Hans Henrik räusperte sich wieder und antwortete: »Das war ein Unfall, den Dicte als Kind hatte. Sie musste genäht werden.«
    »Was für ein Unfall?«
    »Es tut mir leid, aber ich verstehe wirklich nicht, was das für eine Relevanz für den Fall haben könnte.«
    Im gleichen Moment war irgendwo im Haus ein Schrei zu hören. Hans Henrik sprang auf, gefolgt von seiner Frau. Niels sah auf sein Cognacglas, entschloss sich aber, standhaft zu bleiben, und folgte den beiden. Im Zimmer nebenan saß Cecilie vor einem Fernseher. Sie hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben. Auf dem Nachrichtensender lief die körnige Aufnahme einer Handy kamera. Verwackelt und dunkel war darauf der Augenblick des Sprungs zu sehen.
    Charlotte sackte vor Niels zu Boden und sah nicht mehr, wie Niels versuchte, ihre Tochter festzuhalten, aber nur noch ihren Rücken streifte, bevor er selbst über den Rand des Turms rutschte. Hans Henrik stand wie gebannt vor dem Fernseher, während seine Frau sich aufrappelte und aus dem Raum lief. Er sah Niels am Fahrstuhlturm hängen, bis er von den anderen Polizisten wieder nach oben gezogen wurde.
    »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet«, sagte er. »Wie ich sehe, haben Sie wirklich alles versucht, sie zu retten«, flüsterte er und ging nach draußen. Niels blieb allein und sah sich die Wiederholung des Videos noch einmal an, dieses Mal in Zeitlupe. Er sah, dass Dicte mit einem Mal eine Eingebung zu haben schien, ihr Gewicht auf das hintere Bein verlagerte und sich mit einem eleganten Satz nach hinten warf. Und wie er zu ihr sprang und seine linke Hand nach vorn schoss, aber nur noch ihren Rücken berührte. Die Kamera folgte Dicte bis auf die Schienen. Sie war sofort tot. Weshalb anschließend gefilmt wurde, wie Niels oben am Turm hing.
    Im Haus war es jetzt vollkommen still. War die Mutter in den Garten gelaufen? Niels ging durch das Wohnzimmer und zog die Gardine zur Seite. Am Ende des Gartens begann der Øresund. Ein Helikopter von TV 2 hing über dem Wasser und filmte zweifellos das Haus der Trauernden. Im Flur blieb Niels vor dem im posanten Gästebuch stehen. Was für ein wunderbarer Abend, danke für alles, Stephanie . Und dann etwas auf Französisch, das Niels nicht verstand. Er blätterte zurück. Weitere Danksagungen, be gleitet von Worten wie »hinreißend«, »herzlich« und »Gastfreund schaft«, füllten in unzähligen Kombinationen das ledergebundene Buch. War das Polizeiarbeit, oder schnüffelte er nur herum? Er warf einen Blick auf das Datum des letzten Eintrags. 12. März, hatte Stepha nie geschrieben. Warum lag nicht das neueste Buch auf dem Pult? Oder hatten sie seither keine Gäste gehabt? Niels blickte nach oben zu dem Bord mit den zehn Bänden. Die Dankbarkeit der Gäste, verteilt auf die Jahrhunderte. Auf den Rücken der Bücher standen die Jahreszahlen: 1876–1893. Die meisten Bücher datierten nach dem Zweiten Weltkrieg, die Anzahl der Feste musste stark zugenommen haben. Er nahm das letzte herunter.
    Blätterte. Fand die letzte Seite. Der 28. Mai dieses Jahres. Vor circa vierzehn Tagen. »Immer wieder ein Vergnügen«, stand dort geschrieben. Niels erkannte die Unterschrift darunter sofort. Es war die gleiche, mit der sein Polizeiausweis unterschrieben war. Die gleiche, die auf allen offiziellen Briefen des Dezernats stand. W

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