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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Kunden schreiben ihre Bestellungen auf eine Postkarte und hängen sie unten an die Tür. Ich besorge dann das Zeug.«
    »Unten an die Tür?«
    »Ja, im Königlichen Theater.«
    »Und die Übergabe ist dann in der Kirche?«
    »Ja.«
    »Wie kommt der Kontakt zustande?«
    Keine Antwort. Niels sah, dass er an einer Lüge arbeitete.
    Er hob seine Stimme: »Es muss einen Mittelsmann geben. Wer ist das?«
    »Das ist lange her.«
    »Lange her reicht mir nicht.«
    »Der ist längst weg. Das war ein spanischer Fahrradfahrer. Er war mit einem der Mädchen im Ballett zusammen.«
    »Mit Dicte?«
    »Nein, die hieß anders. Das ist Jahre her.«
    »Und Sie haben den Radprofis diese Dopingmittel besorgt?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Die Menschen wollen Leistung bringen, unterhalten. Es müssen immer neue Rekorde aufgestellt werden. Bei der Tour de France, den Hundertmeterläufern, im Ballett muss der Schmerz überwunden werden …«
    »Sparen Sie sich Ihr Plädoyer für den Richter!«, sagte Niels, aber Allan fuhr fort:
    »Es ist in Ordnung, dass Menschen ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, um uns zu unterhalten, dass sie in Abgründe stürzen, sich totfahren oder vor Erschöpfung sterben …«
    »Allan …«
    »Aber oh, oh! Sie dürfen dabei nichts nehmen, was ihnen diese Herausforderung vielleicht ein bisschen leichter macht.«
    Schritte auf der Treppe. Kindergeschrei. Allans Frau war auf dem Weg nach unten.
    »Warte, Schatz!«, rief er. Die Schritte blieben stehen. Allan sah zu Boden: »Ich sollte wohl mit einem Anwalt reden«, sagte er leise.
    »Einem Anwalt? Sie wollen mit einem Anwalt reden?« Niels dachte nach. Ein Anwalt bedeutete ein offizielles Verhör, und das würde Tage dauern. Wochen. Nein. »Ich bin bereit, zu vergessen, was ich hier gesehen habe«, hörte Niels sich selbst sagen.
    Allan blickte auf. Verwundert.
    »Wenn Sie mir meine Fragen beantworten.«
    »Ich sage alles, was ich weiß, wenn Sie das hier vergessen.«
    »Es geht um heute. Sie hatten heute eine Verabredung mit Dicte.«
    »Aber es ist wahr, was ich gesagt habe. Wir benutzen nie Namen. An der großen Nachrichtentafel gleich hinter dem Personaleingang hängt eine Postkarte.«
    »Eine Postkarte?«
    »Thorvaldsen, Natten .«
    »Wer ist denn auf die Idee gekommen?«
    »Ich nicht, ich denke, dieses ganze geheimnisvolle Drumherum gibt denen einen Extrakick.«
    »Okay. Eine Postkarte mit Thorvaldsens Relief. Was stand da drauf?«
    »Wir benutzen Abkürzungen für die verschiedenen Stoffe.«
    »Zum Beispiel?«
    »E für EPO .«
    Niels wartete ein paar Sekunden. Allan sah zu Boden.
    »Was schreiben Sie dann auf die Postkarte?«
    »Die Uhrzeit und den Betrag.«
    »Und wer kommt dann in der Regel?«
    »Ein Mädchen.«
    »Dicte?«
    »Wie ich schon gesagt habe …«
    »Sie haben keine Namen. Aber Sie müssen doch mal ihr Gesicht gesehen haben.«
    »Sie trug eine Sonnenbrille.«
    »Jetzt hören Sie aber auf. Sie haben die Bilder heute gesehen. Dicte van Hauen. Tot.«
    Allan nickte. »Das kann sie gewesen sein, sicher bin ich mir da aber nicht.«
    Schritte auf der Treppe. »Allan? Was ist denn los?«
    Niels blieb hartnäckig. »Aber heute war es jemand anders?«
    »Ja. Schon beim letzten Mal. Ein junger Kerl. Mit einer teuren Uhr.«
    Niels unterbrach ihn: »Ein junger Mann, Sonnenbrille, Mütze, teure Uhr. Hat er was gesagt?«
    »Kein Wort. Er hat das Geld, ich gebe ihm die Ampullen.«
    »Sonst noch was?«
    »Er ist auch vom Ballett. Da bin ich mir sicher.«
    »Warum?«
    »Ich komme immer eine Stunde früher und überprüfe den Treffpunkt.«
    Er kam ins Stocken. Niels half ihm auf die Sprünge: »Sie kommen eine Stunde früher, um sich zu vergewissern, dass die Luft rein ist. Und was war heute los?«
    »Er kam. Zwanzig vor vier. Wartete nervös. Und ungeduldig. Und dann machte er eine Dehnungsübung.«
    »In der Kirche? Er hat in der Kirche eine Dehnungsübung gemacht?«
    »Draußen, davor. Am Geländer vor dem Kanal. Ich glaube, er hatte Schmerzen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur.«
    Die Frau mit dem Baby rief wieder. Niels dachte nach. Er müsste ihn eigentlich verhaften.
    »Wir haben eine Abmachung. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    »Und was haben Sie ihm verkauft? EPO ?«
    »Nein, das war ja das Seltsame.«
    »Was?«
    »Das Mädchen hat immer EPO gekauft. Aber die beiden letzten Male …«
    Er kam ins Stocken. Machte eine Kunstpause, der Dramatik wegen.
    »Die beiden letzten Male?«, fragte Niels. »Was war da? Hat der Mann etwas anderes

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