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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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neben ihn zu setzen und ihm alles zu erklären.
    »Machen Sie Platz! Polizei Kopenhagen!« Dieses Mal ließ Niels ihn nicht aus den Augen und nahm keine Rücksicht auf die anderen Passagiere, die er anrempelte. Jetzt kam es nur darauf an, den Mann im Blick zu behalten. Er war zwei Wagen vor ihm, zwei Wagen, und kam jetzt nicht mehr weiter. Noch ein Wagen . Der Zug wurde langsamer. Der Mann stand ganz hinten an der Wand und drehte ihm die Seite zu, sodass er sein Gesicht nicht sehen konnte. Zehn Meter, acht . Der Zug hielt an. »Stehen bleiben!«, brüllte Niels, aber als die Türen aufgingen, stürmte der Mann auf den Bahnsteig und verschwand im Gewimmel der Menschen.
    Amagerbrücke. Der Name weckte in Niels schlechte Erinnerungen. Ein Riesenstreit mit Kathrine vor ein paar Jahren, mitten auf dem übervollen Bahnsteig, und alle hatten sie angeglotzt. Wie hatte sie ihn damals noch genannt? Er rannte die Treppe hoch. Der Mann war schnell. Niels’ Schläfen pochten – er wurde jetzt nur noch von seinem Willen angetrieben. Von seinem Gewissen, seinen Schuldgefühlen. Idiot? Nein, das war es nicht gewesen, es hatte irgendwie gewählter geklungen. Warum musste er auch immer auf kluge Frauen anspringen? Er hätte sich von Hannah fernhalten sollen. Sie lebten in verschiedenen Welten. Seine war … Amager Centrum. Ein in jeglicher Hinsicht abstoßender Shoppingtempel. Er lief daran vorbei. Abstoßend? Nein. Der Mann rannte auf die Amagerbrogade und brachte immer mehr Meter zwischen sich und Niels. Er nahm sich sogar die Zeit, sich umzudrehen und nach Niels Ausschau zu halten. Ein schlechtes Zeichen, das wusste Niels. Er fühlte sich überlegen. Taxierte seinen Verfolger neugierig. Abwesend. Ja, abwesend . So hatte sie ihn genannt. – »Du bist so wahnsinnig abwesend, Niels. Ich halte das nicht mehr aus!« – Vorbei an einer Kirche und irgendeinem anderen Gebäude. Ein paar Männer mit Schlips und Kragen stellten vor der Kirche Tische auf den Bürgersteig und strahlten die Welt mit breitem Lächeln an. Warum haben diese religiösen Heinis immer so weiße Zähne?, fragte Niels sich, als einer von ihnen vor ihn trat und mit einer Bibel herumwedelte. Dann rannten sie am McDonald’s vorbei. Irgendjemand hatte sein Essen vor dem Eingang verloren. Komplett mit Cola, Pommes und zermatschtem Burger. Niels sprang mit letzter Kraft über den unappetitlichen Brei. Letzter Kraft. So fühlte es sich an. Amagerbrogade. Däne marks längste Einkaufsstraße, flimmernd vor Hitze und Abgasen. Irgendwo hinter ihm waren Sirenen zu hören. Vielleicht die Verstärkung, um die er vor Ewigkeiten gebe ten hatte. Egal … Niels würde das allein schaffen. Er lief bei Rot über eine Ampel. Jemand schimpfte, aber Niels hörte die Leute nicht mehr. Der Mann war noch schneller geworden. Es lagen jetzt bestimmt fünfzig Meter zwischen ihnen, vielleicht hundert. Als er sich umdrehte, um nach ihm Ausschau zu halten, entschied Niels sich für eine andere Taktik und tauchte im letzten Augenblick hinter einem geparkten Auto ab. Er wollte den Mann vor ihm in dem Glauben lassen, er hätte die Schlacht gewonnen und er, Niels, hätte aufgegeben. Der Mann hielt inne. Man musste kein Hellseher sein, um zu wissen, was er dachte: Ich habe gewonnen, der Idiot hat aufgegeben. Dann drehte er sich um und lief deutlich langsamer weiter über die Straße. Niels folgte ihm im Schatten der Autos und Hauswände und kam näher. Nicht viel, aber genug, um zu sehen, in welchem Haus er knapp hundert Meter vor ihm verschwand. »Thingvalla Allé«, stand auf einem Schild. Alte Villen. Niels nahm sich Zeit, bis der Blutgeschmack in seinem Mund nachgelassen hatte. Der Mann hatte ihn in den letzten Minuten nicht bemerkt, da war Niels sich vollkommen sicher. Er musste das jetzt ruhig angehen lassen, das lernte man schon im ersten Jahr auf der Polizeischule. Zu heftiges Auftreten machte den Leuten Angst, und ängstliche Menschen wurden häufig aggressiv und unberechenbar und konnten auf die blödesten Ideen kommen, zum Beispiel, ein Messer oder eine Schusswaffe zu zücken.

43.
    Amager – Thingvalla Allé, 16.55 Uhr
    Was jetzt? Sollte er die Tür aufbrechen? Das Recht war auf Niels’ Seite, schließlich hatte er sich als Polizist zu erkennen gegeben und ihn aufgefordert, stehen zu bleiben. Niels sah durch ein stau biges Fenster ins Innere des Hauses. In der Küche stand eine Frau Mitte dreißig mit einem Säugling auf dem Arm. Er hörte sie durch das Fenster. »Nein, du kannst

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