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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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zu den gern gesehenen Besuchern des Highgate-Friedhofs gehörte, verkniff es sich aber. Außerdem würde ihr Miss Leicester ganz bestimmt nicht Auskunft über das Kommen und Gehen geben, ganz davon abgesehen, dass Gabe ohnehin nicht den Haupteingang benutzt hätte. Aber Davina hatte sie zumindest auf eine Idee gebracht – verdammt, wieso war sie nicht schon viel früher darauf gekommen? Sie beugte sich vor und gab Davina einen Kuss auf die Wange.
    »Danke, Vina. Du bist ein echtes Genie.«
    »Was? Wieso? Was habe ich denn gesagt?«, fragte sie.
    Doch April war bereits durchs Tor und halb den Hügel hinaufgelaufen.

Einundzwanzigstes Kapitel

    A ls April wenig später den Schlüssel ins Schloss steckte, fürchtete sie einen Moment lang, sie könnte in dem Haus am Pond Square, das sie einst als ihr Zuhause betrachtet hatte, vielleicht nicht willkommen sein. Was, wenn Silvia die Schlösser ausgetauscht hatte? Oder – oh Gott – wenn sie Männerbesuch hatte? Vielleicht saß ja Dr. Tame wieder einmal in der Küche. Sie wappnete sich innerlich und drehte den Schlüssel um. Die Tür ging auf.
    »Mum?« Nichts. »Mum, bist du da?«
    Sie schloss die Tür hinter sich, stand in der engen Diele und sah sich um, wie damals, als sie das erste Mal aus dem Wagen gestiegen war und einen Fuß in ihr neues Haus gesetzt hatte.
    »Mum?« Sie spähte um die Ecke ins Wohnzimmer. Es war nicht auszuschließen, dass Silvia bäuchlings auf dem Sofa lag, ein Schuh an ihrer Zehe baumelnd und die Hausschlüssel noch in der Hand. In dieser entwürdigenden Position hatte sie ihre Mutter schon viel zu oft angetroffen.
    Fieberhaft versuchte sie sich daran zu erinnern, ob Silvia erwähnt hatte, dass sie heute Abend nicht zu Hause sein würde. Natürlich hatte sie gestern ständig angerufen, um sich nach Aprils »emotionaler Verfassung« zu erkundigen, da Grandpa ihr strikt verboten hatte, vorbeizukommen. »Sie ist schon aufgewühlt genug, Silvie«, hatte er gesagt. Der gute alte Grandpa.
    Aus Gewohnheit hängte sie ihre Tasche über das Treppengeländer und rannte nach oben in Mums Schlafzimmer. Das Bett war wie üblich ungemacht, aber das bedeutete zumindest, dass sie hier gewesen war. Sie sah zu der Treppe hinüber, die nach oben in ihr eigenes Zimmer führte – na ja, zumindest war es früher einmal ihr Zimmer gewesen; vielleicht hatte Silvia sich inzwischen einen Untermieter zugelegt. Doch April war bewusst, dass das nichts als faule Ausreden waren. Sie musste nach oben gehen, auch wenn sie sich noch so sehr davor fürchtete.
    »Los, April, mach schon«, sagte sie leise. »Wovor hast du Angst? Vor Vampiren?«
    Sie stieß den Atem aus, ging die Treppe hinauf und öffnete die Tür, die ein lautes Quietschen von sich gab. Wieso habe ich eigentlich die Scharniere nie geölt? , fragte sie sich. Als hätte ich nicht schon genug Slasher-Atmosphäre in meinem Leben.
    Sie sah sich um – ein ganz normales Zimmer in einem kleinen historischen Reihenhaus. Nichts Besonderes, nur ein bisschen voll und verstaubt. Trotzdem fühlte es sich seltsam an, wieder hier zu sein, so als wäre das Zimmer ein Sinnbild für eine Lebensphase, die sie hinter sich gelassen hatte.
    Sie trat vor ihren alten Schreibtisch, fuhr mit dem Finger über die Tischplatte und hielt ihn hoch – ein grauer Staubfilm bedeckte ihre Fingerspitze. April schnaubte. Ihre Sorge war unbegründet; Silvia hatte seit Wochen keinen Fuß mehr in dieses Zimmer gesetzt. April konnte sich nicht erinnern, sie überhaupt jemals mit einer Flasche Putzmittel in der Hand gesehen zu haben.
    Okay, Schluss jetzt. Tu endlich das, weswegen du hergekommen bist . Sie trat zum Bett, ging in die Hocke und tastete umher, in der Hoffnung, keine Spinne aufgeschreckt zu haben. Schließlich zog sie den Koffer unter dem Bett hervor und wuchtete ihn auf die Matratze.
    »Tut mir leid, ihr Spinnen«, sagte sie und klappte ihn auf. Der Koffer war mit Unterlagen, Zeitungsartikeln und Büchern vollgestopft, all das Material, das sie über die Recherchen ihres Vaters gefunden hatte.
    »Okay, wo ist er?«, murmelte sie und begann zu kramen, ehe sie kurz innehielt, als ihre Finger die vertrauten Gegenstände berührten: ein kleiner Stapel Familienfotos, die Geburtsurkunde ihrer Mutter, Daddys Tagebuch und sein Notizbuch. Behutsam legte sie alles beiseite.
    »Da ist er ja.« Der Umschlag enthielt einige leicht vergilbte Haftnotizen, mit denen ihr Vater sein gesamtes Arbeitszimmer vollgepflastert hatte. Die Polizei hatte sie zur

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