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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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kaum weiterhelfen.« Dr. Grace wies auf ein Sieb in einer Metallschüssel auf einem der Autopsietische. »Das ist seine letzte Mahlzeit«, sagte sie und zeigte auf Steakstückchen, Schalenfetzen von Backkartoffeln, Salat und Tomaten. »Er wurde maximal eine Stunde nach dem Essen getötet, aber wie lange das her ist, kann ich nicht sagen.«
    Billie wandte sich an Jack Forester. »Können Sie mir so viel über ihn sagen, dass ich ihn mit einer Liste vermisster Personen vergleichen kann?«
    »Na ja, wir haben natürlich die Zähne. Der Kerl hatte behandelte Zähne. Brubaker ist nicht da«, sagte Forester. Harry Brubaker war forensischer Zahnmediziner und wurde normalerweise zu Autopsien hinzugezogen. »Wir sorgen dafür, dass er die hier auf den Tisch bekommt, sobald er aus den Ferien zurück ist. Aber er kann uns auch nicht wirklich weiterhelfen, solange wir nicht jemanden haben, mit dem er den Zahnstatus vergleichen kann.«
    »Können Sie irgendwelche Rückschlüsse aus den Zähnen ziehen? «, fragte Kate, die ein paar Bücher aus Foresters Fachgebiet gelesen hatte.
    »Sie geben uns einigen Aufschluss über das Alter von Mr. X«, antwortete er. »Wir wissen, dass jemand achtzehn oder jünger ist, wenn seine Weisheitszähne noch nicht durchgebrochen sind, und demnach ist dieser Kerl hier definitiv über achtzehn. Auch die Abnutzung des Skeletts hilft uns bei der Altersbestimmung weiter. Nun ist dies zwar sehr subjektiv, doch die Veränderungen an seiner Wirbelsäule sagen mir, dass er wahrscheinlich über dreißig war. Als Letztes habe ich die Form seines Beckens untersucht. Die Stelle, an der die zwei Hälften vorne zusammenlaufen, heißt Schambeinfuge, und die nutzt sich mit zunehmendem Alter ab. Ein Kerl namens T. Wingate Todd hat Beckenabdrücke von zahlreichen Leichen genommen, deren Alter bekannt war. Er hat herausgefunden, dass die Abnutzungsrate in einem ziemlich konstanten Verhältnis zur Altersstufe steht.«
    Forester zeigte auf eine Tupperbox in der N ähe der Tür. Der Deckel stand offen, und Billie konnte verschiedene Abdrücke auf Schaumstoffunterlagen sehen.
    »Ich hab die Todd-Abdrücke mit denen von Mr. X verglichen. Unter Berücksichtigung aller anderen Faktoren kann ich für Ihren Freund eine sehr subjektive Schätzung von ungefähr fünfundvierzig bis fünfundfünfzig Jahren machen.«
    Forester wies auf die Nase des Skeletts.
    »Zudem wissen wir, dass wir es mit einem Kaukasier zu tun haben. Die Nasenöffnung eines Asiaten ist oval, die eines Afroamerikaners breit und kurz. Bei Mr. X ist sie lang und eng. Ergo, ein Kaukasier. Das kann man auch an den Augenhöhlen erkennen. Bei Weißen haben sie die Form von Fliegerbrillen, bei Afroamerikanern sind sie eckiger und bei Asiaten runder. «
    »Können Sie womöglich die Augenfarbe bestimmen?«, fragte Billie.
    Forester sch üttelte den Kopf. »Nicht bei einem Brandopfer. Die Augen brennen aus. Aber ich kann Ihnen die Körpergröße verraten.
    Der Mann war zwischen einssiebzig und einsf ünfundsiebzig. Das habe ich ermittelt, indem ich seine Tibia und sein Femur gemessen«, sagte Forester, indem er auf das Schienbein und den Oberschenkelknochen der Leiche zeigte, »und sie mit Tabellen verglichen habe, die aufgrund von Knochenmessungen an amerikanischen Opfern aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg erstellt wurden.«
    »Demnach haben wir es wahrscheinlich mit einem fünfundvierzig bis fünfundfünfzig Jahre alten Weißen männlichen Geschlechts von zirka einssiebzig bis einsfünfundsiebzig Körpergröße und durchschnittlich schwerem Knochenbau zu tun«, fasste Billie zusammen.
    »So ist es«, erwiderte Forester. »Finden Sie Kandidaten, auf die das passt, und mit Hilfe seines Zahnstatus und Brubakers Expertise können wir mit Sicherheit seine Identität bestimmen.“
DREIZEHN
    Nachdem er Kate abgesetzt hatte, fuhr Daniel nach Hause und fiel ins Bett. Ein Labor in Flammen, vollgestopft mit br üllenden Affen und entstellten Kindern geisterte durch seine Träume, und mehr als einmal fuhr er aus dem Schlaf hoch. Als er am nächsten Morgen zur Arbeit erschien, war er blass und hatte dunkle Ringe unter den geröteten Augen. Er rief seine Mails ab und fand eine Nachricht von Renee Gilchrist, die ihn wissen ließ, dass Arthur Briggs ihn um elf in seinem Büro erwarte. Das wars denn wohl, dachte Daniel. Er sank in seinen Schreibtischsessel zurück und sah sich in seinem Büro um. In seinem Hals bildete sich ein Kloß. Er hatte so hart gearbeitet, um es bis

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