Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
endlich kam, lag das Geld bereits in einer Sporttasche bereit, und Martin hatte eine Entscheidung getroffen. Gene hielt den H örer ans Ohr gepresst, bevor es zum zweiten Mal klingelte. Martin hörte, wie er sagte, »Ich verstehe«, und »Ja«, und dann, »Ist meine Frau ...« Die Art, wie Gene das Gesicht verzog, verriet Martin, dass sie aufgelegt hatten, ohne ihn mit Melissa reden zu lassen oder ihm zu versichern, es gehe ihr gut.
    »Gene?«, fragte Martin leise.
    Arnold starrte auf das Telefon.
    »Was haben sie gesagt?«
    »Es gibt eine Parallelstraße zum Highway.« Er klang benommen. »Es ist in der Nähe der Brücke über den McPherson, wo die Picknickplätze sind.“
    »Die kenne ich.«
    Der McPherson River wand sich, etwa zwanzig Meilen von Desert Grove entfernt, durch eine tiefe Schlucht. Die Parkverwaltung hatte in der N ähe eine malerische Gartenlandschaft angelegt. Von einem kleinen Park mit Picknickplätzen starteten die Kajaks. Im letzten Sommer waren Martin und Patty mit Gene und Melissa auf diesem Fluss gepaddelt. »Ich soll heute Abend bei Eintritt der Dunkelheit eine Meile auf dieser Straße fahren und den Wagen in der Nähe des Pfades abstellen, der zum Fluss und zu den Picknickplätzen runterführt. Sie wollen, dass ich zum Ufer gehe und immer auf dem Pfad bleibe, bis er einen Bogen um die Klippen macht. Dort soll ich das Geld hinterlegen und nach Hause fahren.«
    »Und was passiert dann?«
    »Das haben sie nicht gesagt.«
    Es war ein seltsamer Plan. Der Pfad von der Stra ße zu den Picknickplätzen war der einzige Zugang zum Fluss.
    Andererseits war die Gegend bei Nacht ziemlich einsam, und die Kidnapper w ürden jeden sehen, der Gene zu folgen versuchte.
    »Ich werde ihnen das Geld bringen«, sagte Martin.
    Gene sah ihn entgeistert an. »Nein, kommt nicht infrage. Ich weiß nicht, was vorhin in mich gefahren war, dass ich dich darum bitten konnte.«
    »Jemand muss hier bleiben für den Fall, dass Melissa nach Hause kommt.«
    »Ich kann nicht zulassen, dass du das für mich tust.«
    »Du bist ein guter Freund, Gene. Und ich werde dich nicht um Erlaubnis fragen.«
    Gene wollte protestieren, doch die Entschlossenheit in Martins Gesicht lie ß ihn verstummen. »Danke«, sagte er tonlos, »Das werde ich dir nie vergessen.«
    In der W üste war es bei Nacht kalt, und Martin trug eine Jeans und einen Anorak, um sich warm zu halten. Die Geldtasche schlug ihm bei seinem Abstieg zum Fluss mit jedem Schritt gegen die Beine. In seinem Hosenbund steckte eine registrierte Selbstladepistole, Kaliber .45. An seinem Gürtel hing in einer Lederscheide ein Jagdmesser. Martin hatte einen simplen Plan. Er würde demjenigen, der das Geld holte, in die Knie schießen und ihn so lange foltern, bis er ihm sagte, wo Melissa Arnold zu finden war und wer alles mit der Entführung zu tun hatte.
    Bei Sonne war das hier eine sch önes Fleckchen Erde: hohe rote Felsen, liebevoll gezogene Grünpflanzen an der Stelle, an der die Kajaks ablegten, und das stete, beruhigende Rauschen des schnell dahin strömenden Wassers. Bei Nacht und angesichts der Gefahr, dass ein Killer im Dunkel lauerte, verlor die Stelle entschieden an Reiz.
    Das einzige Licht kam von den Sternen und von einem Halbmond, sodass Martin langsam gehen musste. Er hatte etwa eine viertel Meile hinter sich, als er die Stelle erreichte, an der ein Felsvorsprung an einer Biegung des Flusses weit ins Wasser ragte. Die erste Stromschnelle kam kurz hinter der Biegung. Hier wurde der Weg schmaler, bis er sich noch ein St ück weiter zu einem engen Trampelpfad verengte. Martin ging um die Felsnase herum und sah sich um. Es gab nicht viel mehr als niederes Gestrüpp und das steile Kliff. Falls sich jemand hinter einem der vielen Gesteinsbrocken, die herumlagen, versteckt hielt, war er für ihn unsichtbar. Martin stellte die Geldtasche hin und ging den Pfad entlang zurück, um sich wenig später im Schatten zu verbergen.
    Vierzig Minuten lang passierte nichts. Da endlich h örte Martin leise Schritte. Plötzlich schoben sich Wolken vor den Mond, und Martin konnte die Gestalt, die sich über die Sporttasche beugte, nur schemenhaft erkennen. Er wechselte die Stellung, um besser zu sehen, und löste einen Stein. In der Stille klang das Geräusch des rollenden Steins so laut, als ginge zwischen den Regalen eines Supermarkts ein Kasten Flaschen zu Bruch. Der Entführer drehte sich um, und Martin griff nach seiner Pistole. Während er mit der .45er Pistole zielte, hörte er einen

Weitere Kostenlose Bücher