Der schlagende Beweis
Schuss und fühlte im selben Moment einen glühenden Schmerz in seiner linken Schulter. Er stolperte ein paar Schritt weit und fiel zu Boden. Sein Kopf schlug auf einen Felsen auf. Er hielt sich mit aller Willenskraft bei Bewusstsein und feuerte einen Schuss ab, um den Schützen daran zu hindern, näher zu kommen und ihn zu erschießen.
Noch zwei Sch üsse ertönten, und Martin kroch weiter, um Deckung zu finden. Etwas platschte ins Wasser. Martin sah vorsichtig um den Felsen. Zweimal erleuchtete das Mündungsfeuer sekundenlang einen kleinen Kajak, der rasch stromabwärts trieb. Martin schoss, während er sich aufrichtete, doch der Kajak war schon um die Biegung verschwunden. Martins Schulter brannte. Ihm wurde übel, und seine Beine knickten ein. Zu allem Unglück kam hinzu, dass seine Inkompetenz möglicherweise Melissa Arnold das Leben kosten würde.
Er stolperte den Pfad hoch, der unendlich steil und lang schien. Nach einer halben Ewigkeit erreichte er den Wagen. Er musste seine ganze Willenskraft zusammennehmen, um auf der Fahrt zu Gene Arnolds Haus nicht ohnm ächtig zu werden, und so ließ er sich, kaum dass er in die Einfahrt bog, auf die Hupe fallen. Gene war in Sekunden an seiner Seite und wurde blass, als er sah, wie viel Blut sein Freund verloren hatte. Martin st öhnte auf, als Gene sich seinen gesunden Arm über die Schulter schlang und den Verletzten durch den Garten zum Haus führte. Drinnen rief Gene das Krankenhaus an und dann den Sheriff
9
»Sind Sie schon in der Lage zu reden, Martin?«, fragte Inspektor Norm Chisholm vom Sheriffbüro Laurel County, als er in Martins Krankenzimmer trat.
»Setzen Sie sich! Ich habe Sie erwartet. Schon etwas von Melissa gehört?«
Norm sch üttelte den Kopf.
»Wie hält sich Gene?«
»Nicht gut. Sie beide haben nicht besonders klug gehandelt.«
»Ich fühle mich schon entsetzlich genug, Sie müssen es nicht noch schlimmer machen. Gene hat mir nicht erlaubt, die Polizei zu rufen. Er hatte zu große Angst, dass die Kidnapper Melissa dann töten würden.« Martins Züge verfinsterten sich, und seine Stimme klang verhalten. »Die Erinnerung daran, wie das FBI die Lösegeldübergabe bei Patty verkorkst hat, machte ihm Angst.«
Chisholm wusste darauf nichts zu erwidern, und so bat er Martin, ihm zu schildern, was am Fluss passiert war. Als Alvarez zu Ende erz ählt hatte, unterrichtete Chisholm ihn über den letzten Stand der Dinge.
»Wir haben die Spurensicherung zu dem Imbissstand geschickt, ein St ück flussabwärts von der Stelle, an der Sie angeschossen wurden. Da ist einer der beiden nämlich an Land gegangen, aber wir haben nicht die geringste Ahnung, wer es ist.«
»Nicht die leiseste Vermutung?«
Norm sch üttelte den Kopf. »Martin, wie gut ist die Ehe der beiden eigentlich?«
»Die von Melissa und Gene?«
Der Inspektor nickte.
»Gene betet sie an.«
»Und Melissa? Wirkt sie glücklich?«
»Desert Grove ist natürlich eine Umstellung gegenüber der Großstadt, und der Altersunterschied ...«, antwortete Martin nach einer Pause. »Wieso fragen Sie?«
»Gene hat Ihnen gegenüber niemals Eheprobleme erwähnt?«
»Nein, hat er nicht, Norm. Was soll das eigentlich?«
Der Inspektor zuckte die Achseln. »Nichts vermutlich. Ich hab nur laut gedacht.«
Als Norm ging, rief Martin Gene Arnold an, der untr östlich schien. Die Schmerztabletten, die der Arzt Martin gegeben hatte, machten ihn benommen, doch nicht genug, um ihm das Gefühl zu nehmen, dass er gegenüber seinem Freund versagt hatte.
10
Als Norm Chisholm zwei Tage sp äter Ramon Quiroz' Büro betrat, wirkte er aufgeregt. Der Inspektor setzte sich auf den Besuchersessel vor dem Schreibtisch des Staatsanwalts und reichte ihm eine von Aaron Flynn unterzeichnete eidesstattliche Erkl ärung.
»Ich möchte Sie bitten, einen richterlichen Durchsuchungsbefehl für Gene Arnolds Haus, seine Hütte am Meander River, seinen Wagen und den seiner Frau auszustellen. Sie können von Aarons eidesstattlicher Erklärung Gebrauch machen, um hinreichenden Tatverdacht zu begründen.«
Quiroz sah ihn verst ändnislos an. »Was soll das?«
»Sie wissen, dass Gerichtsschreiber während einer Verhandlung in einer Art Steno auf einer Stenografenmaschine tippen.«
Quiroz nickte.
»Also, in der Maschine steckt eine Computerdiskette, auf der eine Sicherungskopie erstellt wird. Wenn ein Anwalt eine Abschrift braucht, legt der Gerichtsschreiber die Diskette in seinen Computer ein und benutzt ein Softwareprogramm, das
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