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Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur

Titel: Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samia Shariff
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beschlossen, den Wert des Ringes von einem Juwelier in der Nähe des Hotels schätzen zu lassen. Als ich meine Schlüssel an der Rezeption abgab, fiel der Frau des Hotelbesitzers das Schmuckstück an meinem Finger auf. Die Edelsteine funkelten, und auch seine Form war außergewöhnlich schön.
    »Was für ein wundervoller Ring! Sind das echte Diamanten?«, fragte sie und strich über die kostbaren Steine.
    »Allerdings! Dieser Ring gehörte meiner Großmutter. Es ist ein Familienerbstück«, sagte ich stolz.
    »Ich wäre bereit, einen guten Preis für ein solches Prachtstück zu zahlen«, murmelte sie und starrte dabei auf meinen Finger.
    »Würden Sie mir zwanzigtausend Franc dafür geben?«
    »Zwanzigtausend Franc? Das ist sehr viel!«
    »Gut! Ich werde ihn dem Juwelier an der Ecke zeigen. Vielleicht habe ich dort mehr Glück!«
    »Ich habe bei einem Juwelier gearbeitet und weiß, dassdieser Ring sehr viel wert ist. Ich wäre bereit, Ihnen fünfzehntausend Franc zu zahlen! Wären Sie damit einverstanden?«
    »Achtzehntausend, und der Ring gehört Ihnen.«
    Ich gab ihr Zeit zum Nachdenken, hoffte aber, dass sie auf mein Angebot eingehen würde, damit unsere Abreise sich nicht noch weiter verzögerte.
    »Abgemacht! Ich stelle Ihnen gleich einen Scheck aus!«, erwiderte sie.
    »Bitte keinen Scheck! Ich brauche dringend Bargeld.«
    »Dann gehe ich zur Bank. Wenn Sie hier auf mich warten, hole ich gleich das Geld.«
    Sie schob mir einen Stuhl hin und machte sich strahlend auf den Weg. Mein Problem war gelöst! Gott sei Dank! Hoffentlich würde mir das Glück treu bleiben!
    Eine halbe Stunde später kam sie mit den achtzehntausend Franc zurück. Sie reichte mir das Geld, und ich trennte mich von meinem Ring.
    »Sollte sich herausstellen, dass der Ring nicht echt ist, werde ich mein Geld von Ihnen zurückverlangen.«
    »Nur keine Sorge! Wenn es etwas zu beanstanden gibt, dann sagen Sie es mir … Sie wissen ja, wo ich zu finden bin!«
    Dann ging ich zu meinen Kindern hinauf.
    »Unser Problem ist gelöst. Ich habe Geld für den Zug, und es bleibt sogar noch etwas übrig. Noch heute werden wir die Fahrkarten kaufen. Auf nach Montréal!«
    Nun brach ein allgemeines Freudengeschrei aus, sodass ich fürchtete, wir würden die Leute in den Nachbarzimmern aufschrecken.
    »Scht, Kinder! Seid leise! Würdest du bitte bei den Jungen bleiben, Norah? Melissa und ich gehen zum Bahnhof. Wiederhole noch einmal mit ihnen die neuen Namen, denn morgen verlassen wir das Hotel und fahren nach Barcelona.«
    Dass ich diese Zugfahrkarten jetzt tatsächlich kaufen konnte, versetzte mich in einen euphorischen Zustand, als öffneten gerade sie mir das Tor zur Freiheit!
    Als ich sie endlich in Händen hielt, beruhigte ich mich wieder, doch es schien, als hätte mein Herz sein Volumen verdoppelt, so heftig war die Aufregung, die das bevorstehende Abenteuer in mir hervorrief. Unsere Abreise war für den nächsten Morgen geplant, die Fahrt sollte fast zwölf Stunden dauern. Ein ermüdendes Unternehmen für die Kinder, aber diesen Preis wollten wir gerne bezahlen!
    Als wir ins Hotel zurückkamen, bemerkte ich den Ring meiner Großmutter an der Hand der Frau des Hotelbesitzers. Ich verspürte einen leichten Stich, doch sie lächelte mir voller Stolz auf ihre neue Errungenschaft zu. Offenbar bereute sie den Kauf nicht. Natürlich wäre es mir lieb gewesen, wenn eines Tages eine meiner Töchter diesen Ring getragen hätte, aber das Leben hatte anders entschieden. Danke, Großmutter.
    Mit Hilfe meiner großen Töchter packte ich unser Hab und Gut zusammen, sodass wir am nächsten Morgen sofort aufbrechen könnten.
    Wir feierten unseren Abschied in einem schönen Restaurant, wobei sich Redwane gerne zu uns gesellte. Schließlich war unsere Begegnung bei McDonald’s der Auslöser für unsere Entscheidung gewesen, Frankreich zu verlassen. Während des gesamten Abendessens fragte er die Kinder immer wieder nach ihren neuen Namen. Sie hatten ihre Lektion gut gelernt!
    »Klopfen wir auf Holz, dass sie so weitermachen!«, raunte er mir zu.
    Mit Tränen in den Augen fuhr er fort:
    »Ich beneide euch, denn ich spüre deutlich, dass alles klappen wird.«
    »Wenn es klappt, dann haben wir das dir zu verdanken. Ich werde nie vergessen, was du für uns getan hast. Und wennwir Pech haben, werde ich deinen Namen auf gar keinen Fall nennen. Das verspreche ich dir, mein Bruder.«
    Beschwingt und gesättigt kehrten wir ins Hotel zurück. Ich überließ es meinen Töchtern,

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