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Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur

Titel: Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samia Shariff
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Zuversicht kehrten wir ins Hotel zurück. Jetzt ging es zumindest voran! In dieser Nacht schlief ich so fest wie schon lange nicht mehr!
    Am nächsten Morgen musste ich etwas unternehmen, damit wir nicht auf die Straße gesetzt wurden. Als ich mit den Kindern an dem Hotelbesitzer vorbeikam, drängten siesich ängstlich an mich. Prompt wiederholte er sein Ultimatum.
    »Ich bin schon dabei, die Sache zu klären. Wenn ich zurückkomme, werde ich Ihnen Näheres berichten.«
    Nachdem ich die Zwillinge in die Schule gebracht hatte, ging ich mit Zacharias zum Rathaus. Dort war ich mit einer Freundin verabredet, die für eine humanitäre Organisation arbeitete und den Bürgermeister kannte. Obwohl er an einer Sitzung teilnehmen musste, hatte er bei seiner Sekretärin eine Nachricht für uns hinterlassen: Meine Kosten würden für diesen Monat in voller Höhe gezahlt werden. Darüber würde die Sekretärin den Hotelbesitzer selbst informieren.
    Uff! Uns blieben also noch zehn Tage bis Ende Oktober, zehn Tage, um Vorbereitungen zu treffen und unser Vorhaben voranzutreiben. Wir mussten nichts überstürzen!
    Meine Freundin wollte versuchen, die Zahlung für einen weiteren Monat zu erwirken, und sich außerdem um andere Geldquellen bemühen. Ich fühlte mich besser. Wir hatten Zeit gewonnen!
    Der Hotelbesitzer empfing mich mit einem strahlenden Lächeln. Was für ein Stimmungsumschwung!
    »Samia, ich möchte mich für mein Verhalten gestern Abend entschuldigen«, säuselte er. »Aber versetzen Sie sich einmal in meine Lage! Jeden Tag verschwinden ein paar schäbige Kunden, ohne ihre Rechnung zu begleichen. Begreifen Sie doch! Als ich das Schreiben von der Stadt sah, dachte ich, Sie würden es auch so machen. Die Sekretärin des Bürgermeisters hat mir mitgeteilt, dass die Stadt alle Kosten bis zum Monatsende übernimmt. Ich freue mich für Sie und bitte noch einmal um Entschuldigung!«
    Seine Worte trieften förmlich vor Heuchelei. Freudig machte ich mich wieder auf den Weg, denn ich war mit Redwane verabredet.
    Mit beschwingtem Schritt ging ich durch die Straßen. Die Last, die ich seit einigen Tagen auf meinen Schultern trug, war um einiges leichter geworden.
    »Du wirkst heute so entspannt! Hast du etwas Schönes erlebt? Oder ahnst du, dass ich eine gute Nachricht für dich habe?«
    »Erzähl!«
    »Mein Kontaktmann hat mir eure gefälschten Papiere gezeigt. Dein Pass stammt von einer fünfunddreißigjährigen Französin, die in Marokko geboren wurde. Sie hat einen dunklen Teint und Haare und Augen wie du. Es passt alles wunderbar. Ich bin sicher, dass den Zöllnern nichts auffallen wird.«
    »Hast du auch den Pass von Norah gesehen?«
    »Ja, habe ich. Die Frau ist dreiundzwanzig. Gleiche Größe und Haarfarbe, aber die Augen sind blau. Norah wird farbige Kontaktlinsen tragen müssen.«
    Norah war damals neunzehn, doch mit einer entsprechenden Frisur würde sie schon älter wirken.
    Redwane schärfte mir ein, dass die Kinder, vor allem die Zwillinge, sich an ihre neuen Namen gewöhnen mussten. Bei Zacharias war dieses Problem noch nicht so dramatisch, da er gerade einmal seine ersten Worte brabbelte. Nun musste ich also meine Söhne immer wieder dazu anhalten, ihre neuen Namen auszusprechen. Wie sollte ich ihnen begreiflich machen, dass diese neue Identität von größter Wichtigkeit war? Sie waren viel zu klein, um das alles zu verstehen. Für sie bestand eine Reise in ein anderes Land lediglich darin, dass man all sein Gepäck nahm und ins Flugzeug stieg.
    Abermals dankte ich Redwane und bat ihn zugleich, die Sache voranzutreiben. Ich hatte nur noch eines im Kopf: dieses Hotel zu verlassen. Und nicht nur das: Ich hatte unser Leben in Frankreich endgültig satt! Ich fühlte mich nicht mehr in der Lage, hier meine Energie ohne jeden sichtbaren Erfolg zu verschwenden.
    Am Abend bat ich meine Söhne, mir aufmerksam zuzuhören. Ich erklärte ihnen, dass unsere Reise nach Kanada mit einem Spiel verbunden sei. Bei diesem Wort spitzten sie neugierig die Ohren.
    »Ab heute habt ihr andere Namen. Ihr heißt nicht mehr Elias, Ryan und Zacharias. Elias, du wirst zu Samy, Ryan, du bist Sylvain, und Zacharias wird Valentin heißen. Also, ihr Lieben, wiederholt mir eure neuen Vornamen.«
    »Ich bin Samy«, rief Elias als Erster.
    »Ich heiße Sylvain und er Valentin«, sagte Ryan und wies auf den kleinen Zacharias.
    Ich erklärte ihnen, dass die ganze Familie an diesem Spiel beteiligt sei. Melissa hieß jetzt Myriam und ihre Mama Sabine

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