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Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur

Titel: Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samia Shariff
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in Algerien gelebt und waren genau zu dem Zeitpunkt nach Frankreich gekommen, als wir nach Algerien übersiedelten.
    »Tritt ein, du bist hier zu Hause, mein Liebes!«
    »Danke, Tante!«
    »Das hier ist dein Zimmer«, erklärte sie und wies auf einen Raum, den einer ihrer Söhne mir überließ. »Pack deine Sachen aus, und komm dann zu uns in die Küche.«
    »Darf ich bitte Amina anrufen?«
    »Amina? Die Tochter des Müllmanns?«
    »Ja, genau.«
    »Jetzt essen wir erst einmal. Du musst doch hungrig sein.«
    »Bitte, Tante«, beharrte ich. »Lass mich sie anrufen! Ich habe acht Jahre darauf gewartet!«
    »Einverstanden! Aber mach schnell, und komm dann zum Essen.«
    Eilig wählte ich die Nummer von Amina. Mein Herz schlug mir bis zum Halse, während ich beschwörend vor mich hin flüsterte: »Gott, gib, dass sie da ist!« Da vernahm ich plötzlich die Stimme meiner Freundin!
    »Amina?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Hier ist Samia«, stieß ich tief bewegt hervor.
    Am liebsten hätte ich ihr hier und jetzt anvertrauen wollen, wie schwierig mein Leben in Algerien war und wie sehr mir ihr Trost in all den Jahren gefehlt hatte, die wir voneinander getrennt gewesen waren … Aber ich schwieg, denn meine Tante stand hinter mir und hörte mit, was ich sagte. Sie hätte meiner Mutter unverzüglich alles berichtet! Also schlug ich Amina vor, mich in einer Stunde zurückzurufen.
    »Erzähl mir von eurem Leben in Algerien«, forderte meine Tante mich auf. »Hast du dein Schuljahr erfolgreich abgeschlossen?«
    »Ja, sehr erfolgreich! Aber leider darf ich nicht weiter zur Schule gehen.«
    »Sei nicht traurig, mein Liebes«, meinte sie lediglich. »Das Wichtigste ist, dass du lesen und schreiben kannst. Heute Abend haben wir etwas sehr Wichtiges zu besprechen.«
    Ich hatte also recht mit meinem Argwohn! Mein Vater hatte mich nicht ohne Hintergedanken nach Frankreich geschickt.
    »Worüber denn?«
    »Das wirst du heute Abend erfahren. Aber du kannst sicher sein, mein großes Mädchen, dass wir nur dein Bestes wollen!«
    Amina rief mich zur vereinbarten Zeit wieder an, was meine Tante verstimmte, da sie die Tochter des Müllmanns war.
    »Fass dich kurz! Du weißt ja, deine Mutter möchte nicht, dass du mit diesem Mädchen verkehrst.«
    Ich überhörte ihre Worte und redete ausgiebig mit meiner Freundin, die mir so furchtbar gefehlt hatte. Aber leider konnte ich ihr nicht alles erzählen, da meine Tante unser Gespräch belauschte. Bevor ich auflegte, bat ich sie, mich zu besuchen, da ich das Haus nicht verlassen durfte.
    Anschließend fragte ich meine Tante, weshalb meine Freundin einen schlechten Einfluss auf mich haben sollte. Sie erwiderte, Amina habe die Ehre ihrer Eltern beschmutzt, weil sie mit einem Franzosen ging. Ich staunte über den Mut meiner Freundin. Sie hatte stets getan, was sie wollte! Aber diese Gedanken behielt ich natürlich für mich.
    Am Abend kam meine Tante zu mir ins Zimmer.
    »Bist du müde?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Umso besser! Ich muss dir etwas Wichtiges sagen!«
    Jetzt sollte ich also den eigentlichen Grund für meine Reise nach Frankreich erfahren.
    »Ich höre, Tante.«
    »Es wäre mir lieber gewesen, deine Mutter hätte mit dir darüber geredet. Du bist mittlerweile ein großes, schönes junges Mädchen. Deine Eltern und auch ich glauben, dass es an der Zeit ist, einen guten Ehemann für dich zu finden, der dich glücklich machen wird. Wir haben lange gesucht und schließlich einen reizenden jungen Mann gefunden.«
    »Reizend oder nicht, ich will nicht heiraten!«, beteuerte ich. »Ich brauche keinen Mann, um glücklich zu sein. Ich bin erst fünfzehn, und glücklich bin ich mit meinen Eltern.«
    »Weißt du nicht, dass deine Mutter schon mit fünfzehn deinen ältesten Bruder zur Welt gebracht hat?«
    »Aber das war doch eine ganz andere Zeit! Heute heiratet man nicht mehr mit fünfzehn!«
    Ich brach in Tränen aus.
    »Deine Eltern wären sehr enttäuscht, wenn sie deine Worte hören würden. Du wirst dich wohl fügen müssen! Dir bleibt gar keine andere Wahl. Du wirst dich auf die Begegnung mit deinem zukünftigen Ehemann vorbereiten, um deinen Eltern Ehre zu machen, die dir das Leben geschenkt und für dich gesorgt haben!«
    Sie setzte ihren Monolog fort und schärfte mir ein, was ich zu tun oder zu lassen hatte, wenn der junge Mann zum ersten Treffen hierherkam. Dabei wirkte sie nervöser als ich, die zukünftige Braut. Irgendwann bemerkte sie, dass ich ihr nicht mehr zuhörte.
    »Schlaf jetzt! Die

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