Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur
Probleme ihrer Mutter teilen. Dieses düstere, trostlose Leben hatten sie einfach nicht verdient! In diesem Augenblick hätten sie in der Schule sein sollen, anstatt als Gefangene in diesem elenden Loch zu sitzen! Da ich ein erwachsener Mensch und für ihr Leben verantwortlich war, musste ich einen Weg finden, diesem Albtraum ein Ende zu bereiten. Deshalb versprach ich meinen Töchtern, dass wir irgendwo auf dieser Welt ein neues Leben beginnen würden, fern von dieser Welt ohne Mitleid.
Aber wie sollte ich das anstellen? Ich war nur eine Frau ohne Macht, Geld und Unterstützung! Und nun sollte ich, die stets nur gehorcht und nie Entscheidungen getroffen hatte, wie eine Erwachsene handeln und unser Leben in die Hand nehmen! Ich wollte alles tun, um hier herauszukommen, aber ich hatte immer noch Zweifel, ob ich es schaffen würde.
Wir lagen auf unseren Matratzen, und die Zeit verstrich. Nur anhand der Mahlzeiten, die man uns brachte, konnten wir ausmachen, ob es Morgen oder Nachmittag war. Wennwir zur Toilette geführt wurden, konnten wir für einige Momente das Tageslicht sehen … sofern es nicht gerade Nacht war!
Zwei oder drei Tage später – Norah und ich unterhielten uns gerade, während Melissa schlief – drehte sich plötzlich zu einer ganz ungewöhnlichen Zeit der Schlüssel im Schloss. Etwas Außergewöhnliches stand bevor. Mit einem Schlag waren wir hellwach. Die Tür ging auf, und meine Eltern standen in der Tür. Sie hielten Gegenstände in den Händen, die wir aus der Entfernung nicht erkennen konnten.
Norah warf mir einen angstvollen Blick zu und trat neben mich, um die Eindringlinge an meiner Seite zu erwarten.
»Ich habe euch vorhin lachen hören. Damit ist jetzt Schluss. Jetzt wird es ernst«, verkündete meine Mutter barsch. »Samia, komm her und knie nieder.«
Norah stellte sich zwischen ihre Großmutter und mich.
»Ihr müsst euch erst an mir vergreifen, wenn ihr meiner Mutter etwas antun wollt!«, rief meine Tochter.
Melissa fuhr aus dem Schlaf hoch. Als sie ihre Großeltern erblickte, schrie sie laut auf.
»Lasst uns endlich in Ruhe! Eines Tages wird Gott euch für all das Leid bestrafen, das ihr uns antut. Lasst uns doch bitte in Frieden!«, flehte Norah weinend.
Meine Töchter und ich wussten immer noch nicht, was meine Eltern im Sinn hatten, aber alles deutete darauf hin, dass es etwas Schwerwiegendes sein musste. Sie wollten mir etwas antun. Nervöse Krämpfe erfassten meinen Körper.
Ungerührt trat meine Mutter zu mir. Nachdem sie meine Töchter in die Ecken des Raumes gestoßen hatte, packte sie mich und stieß mich vor die Füße meines Vaters.
»Setz dich und rühr dich nicht!«, schrie sie mich an.
»Bringt mich an einen anderen Ort, ich flehe euch an. Macht mit mir, was ihr wollt, aber ich will nicht, dass meine Kinder dabei sind!«, bat ich sie unter Tränen.
Meine Töchter weinten und flehten, dass meine Eltern aufhören sollten. Norah erbot sich, an meiner Stelle zu leiden, und Melissa versuchte, ihren Großvater zu erweichen, der ihren Worten jedoch kein Gehör schenkte.
Ich wollte nicht, dass meine Töchter weiter für mich baten, denn ich fürchtete, dass meine Eltern sich dann auch an ihnen vergreifen würden. Also wies ich sie an, still zu sein.
Welche Strafe hatten sich meine Eltern ausgedacht? In den Händen meines Vaters erkannte ich eine Schere und eine Klinge, während meine Mutter ein kleines Fläschchen mit einer braunen Flüssigkeit bei sich trug. Hatte mein Vater nun beschlossen, seine Drohung wahr zu machen und mir die Kehle durchzuschneiden? Würde er das vor meinen Kindern wagen? Vor meinem Vater kniend flehte ich mit bebender Stimme, dass er meinen Kindern diesen Anblick ersparen sollte!
»Wenn nun meine letzte Stunde gekommen ist, dann verschont wenigstens meine Töchter, und gebt mir Zeit, mich vorzubereiten.«
Meine Mutter erwiderte höhnisch:
»So weit sind wir im Augenblick noch nicht! Wir wollen nur verhindern, dass du noch andere Männer verführst. Verabschiede dich von deinen schönen Haaren, auf die du so stolz bist und die den Männern so gefallen. Runter mit deinem Kopf, wir werden ihn rasieren!«
»Hört auf! Hört doch auf!«, flehten meine Töchter schluchzend.
»Seid still!«, tobte meine Mutter.
»Weint nicht, meine Lieben, beruhigt euch. Es sind doch nur die Haare! Das ist nicht so schlimm!«, wiederholte ich immer wieder.
Meine Mutter nahm meinen Kopf zwischen ihre Hände und fixierte ihn wie in einem Schraubstock. Ich
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