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Der Schlittenmacher

Der Schlittenmacher

Titel: Der Schlittenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Norman
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sagte Hans schließlich. »Danke für die Lektion in Sachen Ehe, doch Tilda kennt meine Idee schon.«
    »Wir haben stundenlang darüber geredet«, warf sie ein.
    »Es wird mir wahrscheinlich nicht gelingen«, begann Hans. »Aber ich möchte es sehr. Ich möchte … wie hast du’s ausgedrückt, Tilda?«
    »Die Dinge ins Reine bringen«, sagte Tilda.
    »Ich möchte mit Donald Hillyer die Dinge ins Reine bringen. Er ist jetzt mein Schwiegervater. Ich möchte mit meinem Schwiegervater im Reinen sein.«
    »Da hast du bessere Chancen, einen Nachmittagstee mit Jesus zu trinken.«
    Tilda lachte, weil sie sich an diese Predigt von Reverend Witt erinnerte, die er mit der Frage eingeleitet hatte: »Ist ein Nachmittagstee mit Jesus möglich?« Hans sah uns verwirrt an. Witt wollte die Leute auf den Glauben im ganz normalen Alltag aufmerksam machen; was wäre, wenn Jesus eines Tages auf einen Tee und ein Schwätzchen vorbeikäme, ganz spontan – worüber würdest du am liebsten mit ihm sprechen? Tilda küsste Hans und sagte: »Ich lache nicht auf deine Kosten, Liebling. Sag’s nur. Erzähl Wyatt, was du dir gedacht hast.«
    »Ich habe wie ein Archäologe Mr. Hillyers Schallplatten zusammengeklebt«, begann Hans. »Sie sind natürlich zu schwer beschädigt, um sie abzuspielen. Aber ich konnte zumindest die Namen der Komponisten und die Titel der Musikstücke abschreiben, weißt du. Und meine Idee ist – du begleitest mich nach Halifax, weil es da einen Laden für klassische Musik gibt,
wo ich regelmäßig hingehe. Der Inhaber heißt Randall Webb. Randall und ich sind Freunde, fast vom ersten Tag an, als ich vor drei Jahren nach Halifax kam. Ich gebe ihm Deutschstunden, und dafür darf ich bei ihm Musik ausleihen.«
    »Hans, Liebling, du musst nicht jede Geschichte mit der Genesis beginnen«, warf Tilda ein. »Sag Wyatt einfach, was du vorhast.«
    »Also gut, ja«, sagte Hans. »Ich würde gern alle Schallplatten meines Schwiegervaters neu kaufen, die er in Scherben auf unser Bett geworfen hat.«
    »Ich verstehe«, antwortete ich. »Du brauchst mein Auto. Folgender Vorschlag: Ich fahre dich runter nach Halifax. Aber nur, weil meine Tante Constance sich freuen wird, wenn diese Schallplatten wieder im Haus sind.«
    »Das ist Grund genug, Wyatt«, meinte Tilda.
    »Und wie willst du deinen großen Plan bezahlen?«, fragte ich.
    »Ich lege mein Honorar dazu, das ich bald bekommen werde«, sagte Tilda. »Und Hans hat noch Geld von seinem Stipendium übrig. Nicht viel, aber immerhin.«
    »Eure Familienfinanzen müsst ihr allein regeln. Wollt ihr hören, wie mein Beitrag zu der Sache aussieht? Ich mache mit, wenn wir noch heute nach Halifax fahren. Ich kann euch sogar ein bisschen Geld leihen, falls es nötig ist. Wofür soll ich’s denn auch ausgeben?«
    »Für Prostituierte in Halifax, hab ich gedacht«, warf Tilda ein.
    Hans hätte fast seinen Kaffee ausgespuckt. »Wo denn, Wyatt – in diesem Haus in der Lower Water Street? Oder in dem kleinen Hotel beim Citadel Park?«
    »Woher weißt du denn solche Dinge?«, wollte Tilda wissen.
    Hans sah sie etwas überrascht an und nahm dann ihre Hand in die seine. »Ein paar Studenten gehen öfter hin. Hab ich gehört. «
    »Ich komme übrigens mit nach Halifax«, verkündete Tilda.
    »Mein Wagen steht draußen.«
    »Ich brauche ein paar Dinge«, sagte sie. »Ich bin ruck, zuck wieder da.«
    »Setzen wir uns schon mal ins Auto, Hans«, forderte ich ihn auf. »Ich erkläre dir inzwischen, was ›ruck, zuck‹ heißt. Ich hab gesehen, dass dir der Ausdruck gefällt. Siehst du, wie gut ich dich bereits kenne?«
    Als Tilda zurückkam, setzte sie sich zwischen Hans und mich, und wir fuhren los. »Ich muss in Truro noch kurz etwas erledigen«, sagte ich.
    Ich hielt vor Winterson’s Cleaning Establishment. Hans und Tilda warteten im Wagen, während ich hineinging. Nachdem ich Tilda nun doch nicht zum Traualtar führen würde, wollte ich meinen Anzug ungereinigt abholen und mir das Geld sparen. Aber Bettina Winterson sagte: »Ihr Anzug ist fertig.« Ich zahlte und trug den Anzug auf dem Kleiderbügel zum Auto, öffnete die Tür und legte ihn auf den Rücksitz.
    »Was ist das?«, fragte Tilda.
    »Hochzeitsanzug«, antwortete ich.
    »Wie viel hat die Reinigung gekostet?«, fragte sie. »Ich zahl’s dir zurück, sonst hab ich ein schlechtes Gewissen.«
    »Er hätte sowieso gereinigt werden müssen«, erwiderte ich. »Lassen wir’s dabei.«
    Wir sprachen kaum noch, bis wir nach Halifax kamen. Hans

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