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Der Schluessel zum Glueck

Der Schluessel zum Glueck

Titel: Der Schluessel zum Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rimmer
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    Die Tür zur Treppe stand offen, und Will machte beim Kochen mehr Lärm als nötig. Als das Essen fertig war, ging er mit dem dampfenden Topf hinüber und fächelte den leckeren Duft nach oben. Dann lauschte er.
    Nichts.
    Jilly war jetzt schon seit neun Stunden unter dem Dach – abgesehen von dem einen Besuch im Bad. Will konnte durchaus nachvollziehen, dass sie in der Trauer um ihre Katze allein sein wollte. Aber neun Stunden Einsamkeit und Stille waren für jemanden wie sie einfach nicht natürlich. Also ging er ein paar Stufen hinauf und lauschte. Noch immer nichts. Das gefiel ihm nicht. Außerdem war es oben dunkel, Jilly hatte kein Licht gemacht.
    Langsam hielt er es nicht mehr aus. Also nahm er eine große Schüssel aus dem Schrank, füllte sie mit Makkaroni und schob einen Löffel hinein. Dann schnappte er sich zwei Tüten mit Käsestangen und ging leise nach oben.
    Julian lag auf dem Bett, unter einer alten Wolldecke seiner Großmutter, aber offenbar vollständig bekleidet. Im Mondlicht schimmerten ihre Wangen und der Hals wie Perlmutt, das goldbraune Haar wie Silber. Neben ihr lagen mehrere benutzte Papiertücher.
    Panik ergriff ihn.
    Nein. Er konnte nicht glauben, dass sie sich umgebracht hatte, nur weil ihre Katze verschwunden war. Jilly Diamond konnte einen Mann mit ihrem unaufhörlichen Geplauder zwar um den Verstand bringen, aber im Grunde war sie doch ein ausgeglichener und lebensfroher Mensch.
    Andererseits war Weihnachten, eine Zeit, in der seinen Erfahrungen nach alles Mögliche passieren konnte.
    Er beugte sich über sie. Sie atmete. Will unterdrückte den Impuls, sie zu wecken.
    Er befahl sich, vernünftig zu sein. Irgendwann würde sie von selbst aufwachen.
    So leise wie möglich stellte er die Schüssel auf den Nachttisch und ging auf Zehenspitzen zum Vorhang. Unterwegs legte er die Käsestangen auf die Kommode. Gerade wollte er verschwinden, da hörte er, wie eine Bettfeder quietschte. Dann wurde die Lampe eingeschaltet.
    „Will?“
    Er drehte sich um. Jilly hatte sich schon aufgesetzt und fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar. Ihre Augen waren gerötet. Das und die Taschentücher verrieten ihm, dass sie geweint hatte – sehr leise. Er hatte eigentlich geglaubt, sie zu kennen, aber dass sie allein hier oben gelegen und stumm vor sich hingeweint hatte, überraschte ihn zutiefst.
    Sie entdeckte erst die Käsestangen, dann die Schüssel mit Makkaroni. „Oh“, sagte sie und sah dabei so traurig und süß und dankbar aus, dass es ihm ans Herz ging. „Danke, Will.“
    „Möchten Sie denn etwas?“ fragte er.
    In diesem Moment begann ihr Magen zu knurren. Lächelnd presste sie eine Hand auf den Bauch. „Das sollte ich wohl.“ Jilly nahm die Schüssel und wollte sich gerade einen Löffel Nudeln in den Mund schieben, als sie plötzlich innehielt.
    „Haben Sie denn schon?“
    „Was?“
    „Gegessen.“
    „Nein, aber…“
    Sie schob den Löffel in die Schüssel, schlug die Wolldecke zurück und stand auf.
    „Kommen Sie. Gehen wir nach unten. Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht, und Sie füllen sich auch eine Schüssel und gießen jedem von uns ein großes Glas Milch ein.“
    Als sie unten ankamen, sah Julian ihre Koffer neben der Küchentür stehen. Sie schenkte Will noch ein Lächeln, das ihm unter die Haut ging. „Sie haben mein Gepäck hereingeholt. Danke.“
    Plötzlich war er sehr stolz auf sich. „Ich dachte mir, Sie brauchen die Sachen vielleicht. Und Sie brauchen sich auch nicht mehr um Ihren teuren Truthahn zu sorgen.“
    „Sie haben doch nicht etwa…“ Jilly ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. „Doch, Sie haben.“
    „Ich habe so ziemlich alles geholt.“ Nur das Katzenfutter nicht, was er ihr jedoch lieber verschwieg.
    Sie schloss den Kühlschrank. „Ich weiß, wie schlimm es draußen ist. Nochmals danke.“
    „Kein Problem. Machen Sie sich frisch, ich decke inzwischen den Tisch.“
    Während des Essens und beim Abwasch schwiegen sie. Aber das war okay, denn es war ein entspanntes Schweigen.
    „Was das abendliche Unterhaltungsprogramm angeht“, begann Will, während sie die Arbeitsfläche abwischte. „Da können Sie zwischen Dame und Scrabble wählen.“
    Jilly lächelte wieder. „Wie wäre es mit Poker? Ich wette, Sie sind gut.“
    „Nicht so gut wie Cade – aber das ist niemand.“ Wills kleiner Bruder verdiente sein Geld mit Spielkarten.
    „Sie sind so nett zu mir, dass ich langsam nervös

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