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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ihn; der aufdringliche Parfümgeruch umnebelte seine Sinne. Mit verkniffenen Augen spähte er nach einem freien Platz aus. Schließlich entdeckte er Sandra Bourdon, die ehemalige Zirkusreiterin, ganz allein in einer Polsternische. Sofort ging er auf sie zu. Erleichtert nahm er neben ihr Platz.
    „Ganz ohne Gesellschaft?“, fragte er neugierig. „Wollen Sie etwa wieder Artistin werden? Sind Sie diesem Beruf hier untreu geworden?“
    Sandra Bourdon kräuselte spöttisch die vollen, roten Lippen. „Lassen Sie doch die albernen Fragen, Wachtmeister“, sagte sie mit ihrer heiseren Raucherstimme. „Warum sind Sie hierhergekommen? Wollen Sie mich bis morgen früh engagieren? Oder möchten Sie mich wieder mit endlosen Verhören quälen? Alles, was ich weiß, habe ich längst gesagt.“
    „Hm“, murmelte Wachtmeister Swan unwirsch. „Ihr Gedächtnis weist sicher Lücken auf, Miß Bourdon. An eine Person wollen oder können Sie sich nicht mehr erinnern. Und gerade diese eine Person suchen wir.“
    Sandra Bourdon nippte nachdenklich von ihrem Mixgetränk. Ihre Stirn furchte sich. Herb und abweisend schweiften ihre Blicke durch das Lokal. „Ich habe den Betrieb ziemlich satt“, sagte sie nach kurzem Zögern. „Früher ist das anders gewesen. Da hatte ich immer Lissy Black an der Seite. Aber seit sie ermordet wurde . . .“
    „Was denn? Reden Sie doch weiter!“
    „Seither weiß ich erst, was ich an ihr verloren habe. Sie war ein feiner Kerl, Wachtmeister. Auch wenn sie auf der Schattenseite des Lebens stand. Sie hat mir alles hinterlassen, was sie besaß. Auch ihre Wohnung. Ich logiere seit einigen Tagen in ihrem Zimmer.“
    „Das Haus ist doch gleich nebenan, wie?“, fragte Wachtmeister Swan aufhorchend.
    „Ja, es ist keine hundert Schritte entfernt. Es liegt am Ende des Mardon Place. Sergeant Waldram fand in dieser windigen Ecke den Tod. Sicher erinnern Sie sich?“
    „Und ob!“, brummte Wachtmeister Swan ergrimmt. „Ich denke Tag und Nacht daran.“
    Er wurde ernst und verschlossen. Kein Wort kam mehr über seine Lippen. Nur seine Gedanken arbeiteten ruhelos. Hastig liefen sie hinter seiner Stirn hin und her.
    „Sie haben also alle Habseligkeiten Lissy Blacks geerbt?“, fragte er zerstreut. „Waren auch Photos und Briefe unter dem Nachlaß?“
    „Ja. Ich bewahre alles in einer Schatulle auf. Wollen Sie das Zeug sehen, Mr. Swan?“
    „Unbedingt!“, schnaufte der Wachtmeister erregt. „Vielleicht findet sich gerade in dieser Schatulle die Spur, die wir seit langem suchen.“
    „Gut. Dann kommen Sie mit“, sagte Sandra Bourdon mit kühlem Lächeln. „Heute abend wirds ja doch nichts mehr mit einem Geschäft. Hier versäume ich nicht viel.“
    Sie schloß sich ihm an und legte einen kostbaren Pelz um die vollen Schultern. Hoheitsvoll und selbstbewußt schritt sie neben ihm her. Wer ihr Gewerbe nicht kannte, hätte sie für eine Dame der besten Gesellschaft halten können. Schon nach drei Minuten hatten sie das Haus am Ende des Mardon Place erreicht. Sie stiegen die
    steile Treppe empor. Im zweiten Stock befand sich das Zimmer Lissy Blacks. Sie traten ein. Der Raum sah noch genauso wie früher aus. Sandra Bourdon hatte nichts verändert. Überall standen weiche Polstersessel herum. Neben dem roten Diwan befand sich ein Fernsehschrank und eine Musiktruhe.
    „Wollen Sie etwas trinken?“, fragte die ehemalige Zirkusreiterin.
    „No, danke“, sagte Wachtmeister Swan hastig. „Wenn ich im Dienst bin, gibt es für mich keinen Alkohol. Bringen Sie die Schatulle.“
    „Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mich vorher ausziehe“, murmelte Sandra Bourdon spöttisch. „Dieses Kleid schnürt mich zu sehr ein. Ich habe wieder zugenommen.“
    Ungeniert kleidete sie sich ganz in seiner Nähe aus. Sie war es nicht anders gewöhnt. Ihr üppiger Körper war seit jeher dafür da, von lüsternen Männeraugen angestarrt zu werden. Wachtmeister Swan machte jedoch eine rühmliche Ausnahme. Er sah gar nicht hin. Ängstlich hielt er seine Blicke im Zaum. Und er war ehrlich erleichtert, als Sandra Bourdon endlich einen Hausmantel umgeworfen hatte.
    Sie ging an einen Schrank, öffnete ein Seitenfach und nahm eine Schatulle heraus.
    „Am besten nehmen Sie den ganzen Kasten mit“, sagte sie großzügig. „Ich brauche das Zeug nicht. Machen Sie damit, was Sie wollen.“
    Hocherfreut nahm Wachtmeister Swan die kostbare Schatulle in Empfang und begann, sich hastig zu verabschieden. „Leider habe ich kein Geld bei

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