Der Schlüssel zur Hölle (Ein Tom Hunt-Thriller) (German Edition)
mein Team oder ich sich nicht über Heilungserfolge bei unseren Patienten freuen würde. Ganz im Gegenteil, aber seine Genesung war einmalig und ungewöhnlich. Rufus nahm wieder zu, über fünfzehn Kilo in kurzer Zeit. Er begann seinen Körper mit sportlichen Übungen, die er sich selber ausdachte, zu trainieren. Rufus erlangte Muskelkraft und gute Reflexe zurück.
Seine allgemeinen geistigen Aktivitäten waren beeindruckend. Er begann zu lesen, interessierte sich aber nur für die Bibel oder andere religiöse Bücher. Murler erlangte seine Sprache vollständig zurück, und konnte sich wieder gut artikulieren.«
»Hat Murler in dieser Zeit Kontakt zu fremden Personen, ausgenommen das Klinikpersonal, gehabt oder Besuch empfangen?«
» Nein, wenn doch, dann haben wir es nicht mitbekommen.
Es gibt auf unseren Stationen natürlich viele Regularien , um einen vernünftigen Tagesablauf zu gewährleisten. Alles wird protokolliert. Hinein oder heraus aus der geschlossenen Abteilung zu gelangen, ist, wie Sie sich vorstellen können, nicht so einfach.
Aber natürlich nicht unmöglich. Aufgrund seiner positiv verände rten gesundheitlichen Situation verbrachte Rufus die letzten sechs Wochen in „Soteria“. Das ist eine stationäre Behandlung. Diese wird durch eine stützende therapeutische Begleitung in einer wohnlichen Umgebung erreicht. Dieser Klinikbereich gleicht einem betreuten Wohnen. Mit viel Freiraum und ist vielen Menschen zugänglich. Es gab ja keinen aktuellen Gerichtsbeschluss, der uns dies untersagt hätte. Bis auf diesen schrecklichen Vorfall mit seinen Pflegeeltern ist er nie in den zurückliegenden Jahren durch Gewalt aufgefallen. Für mich ist es unerklärlich, dass er nun einen Mord begangen haben soll? Aber ihre Beweise werden ja diesen hinreichenden Tatverdacht begründen. Vor vier Tagen wurde er dann morgens nicht in seinen Räumlichkeiten angetroffen.
Nachdem er dann auf unserem Gelände gesucht wurde , und an keinem seiner Termine und Mahlzeiten teilgenommen hat, haben wir ihn vierundzwanzig Stunden später bei der zuständigen Polizeibehörde als vermisst gemeldet. Wo er sich nun aufhalten könnte, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Meines Wissens hat er keinen lebenden Verwandten mehr, keine Freunde oder Bekannte, die ihn jemals besucht hätten. Wie Rufus das organisiert haben soll, ist mir ein noch größeres Rätsel. Er dürfte auch über keinerlei Geldmittel verfügt haben. Es gab keine Wertgegenstände, die er vielleicht hätte veräußern können.
Alles ist s ehr, sehr merkwürdig.
Ich werde meine Sekretärin, Frau Sanders, gleich morgen früh anrufen, dass sie Ihnen eine Liste aller anderen Ärzte und des Pflegepersonals zukommen lässt. Alle die in den letzten Jahren mit Rufus Murler Kontakt hatten. Mehr kann ich im Moment leider nicht für Sie tun. Wenn Sie nichts dagegenhaben, würde ich nun gern wieder nach Hause fahren, da ich morgen früh nach Washington fliege. Ich nehme dort an einer Fachtagung teil und halte ein Referat über meinen letzten Artikel in einem Fachjournal. Übrigens handelte er über die gesundheitliche Entwicklung des Patienten Rufus Murler. Ich bin in drei Tagen wieder zurück. Dann stehe ich Ihnen gern für weitere Fragen zur Verfügung.«
Er nahm eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und reichte sie Tom.
» Da steht meine Handynummer drauf, falls Sie mich vorher erreichen müssen.«
» Herr Professor, wir bedanken uns für Ihre Ausführungen«, entgegnete Tom freundlich.
Professor Brunner verließ die Cafeteria .
» Der ist souverän, nicht wahr?«, stellte Frank schmunzelnd fest.
Mickey antwortete:
»Ich habe Professor Brunner schon mal ein wenig durchleuchtet. Ja, er sieht zwar selbst etwas wirr aus«, sie mussten alle drei lächeln, »aber er ist eine Koryphäe als Psychiater. Der Professor hat schon viele Fachbücher geschrieben und veröffentlicht. Er erstellt häufig für unsere Gerichte in New York psychiatrische Gutachten und hat auch schon für das FBI in Washington einmal ein sehr treffendes Täterprofil erstellt. Was wesentlich dazu beigetragen hat, einen Killer zur Strecke zu bringen. Für unser Büro in New York war er noch nicht tätig.«
» Gut Mickey, dann zeige uns noch die Wohnung von Rufus.«
Sie gingen aus dem Hauptgebä ude durch einen kleinen Park. Die zwei kleineren Gebäude der Psychiatrie lagen sehr schön. Etwas abgelegen, nach hinten in den großen Garten versetzt. Die Miniwohnung von Rufus Murler in der offenen
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