Der Schlüssel zur Hölle (Ein Tom Hunt-Thriller) (German Edition)
beide mit diesem.
Sie lagen viele Wochen im Krankenhaus. Die Bilder aus der Ermittlungsakte sahen nicht schön aus. Da er wohl auch ein Martyrium mit vielen Misshandlungen bei dieser Familie erleiden musste, bekam er nur eine vierjährige Jugendstrafe. Die er aber nicht absaß, da zwischenzeitlich eine schizophrene Erkrankung bei ihm prognostiziert wurde. Rufus Murler war in diversen forensischen, geschlossenen psychiatrischen Einrichtungen.
Seit dem Jahr 2001 ist er hier im Benjamin-Franklin-Krankenhaus bei Professor Charles Brunner. Ich habe einen Pfleger namens Ernest Simmons gesprochen. Der hat ihn viele Jahre betreut. Er teilte mir mit, dass er ein sehr ruhiger angenehmer Patient sei.
A llseits beliebt und relativ pflegeleicht, mit minimalen Marotten.
Es gibt keine Verwandten, Freunde, nichts , Murler hat kein Umfeld! Wir müssen tiefer graben und die Akten der Jugendfürsorge anfordern.«
Mickey hatte den Satz gerade beendet, da betrat ein hagerer, sehr großer Mann mit zotteligen grauen Haaren den Raum.
»Professor Brunner.«
Mickey hatte auf einer Tafel im Foyer das Bild des Professors gesehen und erkannte ihn deshalb sofort.
To m übernahm die Gesprächsführung:
» Professor Brunner, wie Ihnen ja Special Agent O‘Neal schon mitgeteilt hat, wird Ihr Patient Rufus Murler als dringend Tatverdächtiger in einem Mordfall gesucht. Wir müssen ihn so schnell wie möglich festnehmen und vernehmen. Es gibt auch noch ein Entführungsopfer, wir ermitteln gegen die Zeit! Was können Sie uns über Murler erzählen? Wo könnte er sich zurzeit aufhalten? Kennen Sie vielleicht jemanden, wo er untergekommen sein könnte?«
» Sie können sich vorstellen, dass ich völlig konsterniert bin.
Rufus Murler kam im Mai 2001 in unsere geschlossene psychiatrische Abteilung des Benjamin-Franklin-Krankenhauses. Ich leite diese Abteilung und bin seit 2004 der behandelnde Arzt. Er war anfangs ein sehr schwieriger Patient, hat sich dann zu einem mustergültigen entwickelt. Die letzten Monate mit ihm waren kurios. In meiner Geschichte als Psychiater und Neurologe habe ich solch eine Entwicklung noch nicht erlebt. Ich werde Ihnen heute recht prägnant über die Person Rufus Murler ein Bild vermitteln. Vor allem über die letzte Zeit bei uns, bis zu seinem Verschwinden. Das könnte für Sie als Ermittler hilfreich sein. Ein ausführliches psychologisches Gutachten lasse ich Ihnen dann in Schriftform zukommen. Dieses bekommen Sie in den nächsten Tagen.
Geht das in Ordnung, Mr. Hunt ?«
» Sehr schön Professor, fahren Sie bitte fort.«
» Rufus durchlief eine äußerst schwierige Kindheit. Wäre in jungen Jahren eine frühe, sorgfältige Diagnose erfolgt, wäre ein günstiger Verlauf der Erkrankung möglich gewesen.
Seine hebephrene Schizophrenie verbunden mit affektiven Veränderungen, ließ dann nur eine ungünstige Prognose zu. Sein Fall begann schleichend, wurde chronisch, viele negative Symptome kamen hinzu. Rufus begann, sich sozial zu isolieren.
E s setzten Sprachverarmung, Antriebs- und Denkstörungen ein. Die den Umgang mit seinen Pflegeeltern und anderen natürlich erheblich erschwerten und zu großen Problemen führten.
Durch den tätlichen Übergriff auf seine letzten Pflegeeltern, die Eheleute Dingel, war eine besondere belastende Lebenssituation eingetreten. Sein Zustand verschlechterte sich nochmals zunehmend. Wenn sie mir vor etwa fünf Monaten mit ihrem Verdacht gekommen wären, hätte ich sie ausgelacht und Ihnen vorgeschlagen, sich bei mir untersuchen zu lassen. Bis zu diesem Datum wäre er auch gar nicht in der Lage gewesen, diese Klinik allein zu verlassen. Sein geistiger und körperlicher Verfall war trotz medikamentöser Behandlung mit Neuroleptika und vielen anderen modernen therapeutischen Maßnahmen nicht aufzuhalten.
Die neurobiologischen Grundlagen sind viel komplexer und nicht so einfach zu erklären. Auch da werde ich in meinem Gutachten genauer drauf eingehen.
Murler begann, sich zu regenerieren.
Es setzte eine Art Selbstheilung ein, ob es zu biochemischen Veränderungen im Gehirn kam, wissen wir nicht . Alle Untersuchungen konnten keine eindeutigen Befunde erbringen. Er nahm auch nicht an einer Studie mit neuen Medikamenten teil. Die diese eindrucksvolle Entwicklung hätte erklären können.
Ein unerklärliches Wunder?
Ich mag als Wissenschaftler nicht daran glauben. Wie ich schon erwähnte, so etwas habe ich in meiner gesamten Zeit als Facharzt noch nicht erlebt. Nicht, dass
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