Der Schlüssel zur Hölle (Ein Tom Hunt-Thriller) (German Edition)
Zustand dieses Kinderheims war insgesamt schrecklich. Was uns an menschlichen Schicksalen begegnete, war eigentlich unfassbar. Es kam uns vor, als wenn wir eine Militärkaserne und nicht ein Heim für Kinder besuchen würden. Der damalige Heimleiter war extrem streng, unnachgiebig, scheinreligiös und verblendet. Mein Mann entließ ihn wenige Wochen danach. Er wurde von einer pädagogisch, brillanten junge Dame ersetzt. Sie wurde eine riesige Bereicherung für diese Einrichtung und ist heute noch im Dienst. Mein Mann ließ auch sofort das ganze Gebäude sanieren. Sein Vater hat die Gelder der Stiftung zu großzügig mit der Gießkanne verteilt, es gab zu wenig Kontrolle. Wir haben danach die gesamte Struktur der Maison Stiftung neu aufgebaut. Aber das interessiert sie ja nicht so sehr. Sie möchten wissen, wie wir zu Steve Masterson kamen. Wir liefen durchs Heim. Alle Kinder, Mädchen und Jungen getrennt, standen wie Zinnsoldaten in ihren Räumlichkeiten herum. Nur drei Bengel nicht, sie liefen hinter uns her. Steve klammerte sich an das Bein meines Mannes und wollte nicht mehr loslassen. Dieser Paul Fitcher, so hieß der Heimleiter, war außer sich. Er schimpfte wie ein Rohrspatz, mein Mann maßregelte ihn und dann ging es. Als wir in diese weinenden braunen Augen von Steve sahen, war es um uns geschehen. Wir nahmen ihn gleich mit und setzten uns mit der Jugendfürsorge in Verbindung. Alles ging seinen Weg. Es war die richtige Entscheidung. Wir bereuten keinen Tag mit unserem Sohn. Steve hat sich prächtig entwickelt und unser Leben wahrlich bereichert.
In solch einer rührseligen Situation würde man natürlich am liebsten alle Kinder mitnehmen und ihnen ein vernünftiges Zuhause geben, aber leider geht das natürlich nicht.«
» Mrs. Maison, können Sie uns etwas über die anderen Jungen erzählen, die mit Steve zusammen waren?«
» Nein, sie wurden uns vorgestellt, aber die Namen habe ich im Laufe der Jahre leider vergessen. Wir haben danach alles Mögliche versucht, auch in unserem Bekanntenkreis, für möglichst viele dieser Kinder ein neues Zuhause zu finden. Aber jedes einzelne Schicksal zu begleiten, das war auch uns nicht möglich.«
» Wissen Sie, ob Steve noch einmal Kontakt zu anderen Heimkindern aufgenommen hat oder umgekehrt diese zu ihm?«
» Nein, nicht, dass ich wüsste.
Ich ha be in den nächsten Jahren immer wieder Kontakt zu Mrs. Gent gehabt und sie auch des Öfteren besucht und mach das heute noch. Das Kinderheim lag und liegt mir weiter am Herzen. Ich wollte Steve einmal mitnehmen, weil ich dachte, er würde sich freuen, seine alten Freunde zu sehen, aber er sträubte sich. Ich ließ es dann. Ich konnte es ja auch verstehen, dass er diesen Ort meiden wollte.«
» Sagen Ihnen die Namen Rufus Murler oder Nicolas Stiller etwas?«
» Nein. Waren das die anderen Jungen im Heim?«
» Das werden wir herausfinden!«
Sie tauschten noch ein paar Höflichkeiten aus und verabschiedeten sich. Als sie im Auto saßen, klingelte Toms Handy:
» Hunt.«
» Hallo, Mr. Hunt, ich bin es, Pfarrer Smith …
Ich hoffe , es geht Ihnen gut?«
» Danke der Nachfrage. Nach Ihrer Behandlung besser als je zuvor.«
» Schön zu hören. Ja, ich bin ein großer Künstler. Beim nächsten Mal werde ich mir noch mehr Mühe geben, sodass Sie bis zum letzten Tag Ihres jämmerlichen Lebens an mich denken werden. Sie meinen, alles zu wissen. Sie irren sich und das gewaltig! Sie können sich immer noch nicht im Geringsten vorstellen, mit wem Sie es hier zu tun haben. Letztes Mal haben Sie nicht zugehört. Ich bin die Inkarnation des göttlichen Gerichtshofs.
Nicht Satan, der Ankläger, sondern der Moloch, dem geopfert werden muss. Nicolas ist auch nur ein unbedeutendes Bauernopfer. Ebenso die alte Hexe, sie wird Ihnen nicht weiterhelfen.
M eine Mission wird kein sterblicher Mensch aufhalten.«
»Smith, wollen wir uns nicht mal treffen und alles in Ruhe besprechen?«
» Auch das sagte ich schon einmal, Sie haben Humor. Das ist eine göttliche Gabe. Behalten Sie diese im Herzen, solange es noch schlägt.«
Das Gespräch endete abrupt .
» Ich habe das Gespräch mitgeschnitten, ich spiele es gleich noch mal ab.
Frank , gib mir mal dein Handy.«
Tom wählte die Nummer von Mickey:
» Mickey, Tom hier. Vor einer Minute hat mich der Irre angerufen. Du kannst ja versuchen, die Nummer zurückzuverfolgen, obwohl ich glaube, dass es nichts bringen wird. Interessanter ist, wie er mich immer wieder findet? Er
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