Der Schluss-Mach-Pakt
noch wach?
Die SMS war von Zac, dessen Nummer ich wegen unseres gemeinsamen Projekts gespeichert hatte.
Jetzt wieder, schrieb ich zurück.
Mach dein Fenster auf.
Ich zog also die Jalousien hoch und hätte fast aufgeschrien, als ich sah, dass mich durch das Fenster ein Gesicht anstarrte. Ich öffnete es und ließ die Nachtluft ein, die immer noch warm war nach dem superheißen Tag.
»Was willst du denn hier?«, fragte ich flüsternd. »Weißt du überhaupt, wie spät es ist?«
»Ich bin hier wegen unserer Abmachung.« Er stützte sich mit den Armen auf das Fensterbrett und grinste mich an. Das Mondlicht erhellte den oberen Teil seines Kopfes wie ein Heiligenschein.
Ich schüttelte verwirrt den Kopf, da ich wohl immer noch nicht ganz wach war. »Was für eine Abmachung denn?«
»Du meintest, du willst das nächste Mal dabei sein, wenn ich wieder mit meiner Comedy-Show auftrete«, erklärte er. »Heute Abend ist es wieder so weit.«
»Jetzt?«, fragte ich.
Er zuckte mit den Achseln. »Ich geh eben lieber etwas später auf die Bühne. Ich meine, ich schlafe ja sowieso nicht. Und so kann ich auch sicher sein, dass mein Dad nicht in den Laden spaziert kommt, auf der Suche nach guter Unterhaltung, und mich mitten während meines Auftritts erwischt.«
Mein Gehirn war noch ziemlich benommen vom Schlaf, daher brauchte ich etwas länger, um das zu verarbeiten, was Zac mir da erzählte. Dass ich nicht langsam in die Gänge kam, schien ihn zu nerven, denn jetzt zerrte er mich am Arm und meinte: »Los. Zieh dich an und komm dann raus zu mir.«
Ehe ich auch nur den Hauch einer Chance hatte, dieser vollkommen irren Idee zu widersprechen, war er auch schon verschwunden. Nachdem ich das Fenster geschlossen hatte, ließ ich die Rollläden runter und warf dann einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Bett. Es wäre so schön gewesen, wieder unter die Decke zu schlüpfen und einfach weiterzuschlafen. Schlaf war gut. Schlaf war lebensnotwendig für die körperliche Gesundheit.
Doch ich musste zugeben, dass ich neugierig war. Nur damit ich Zac für mich gewinnen konnte, versteht sich. Das musste mir doch so einige Punkte einbringen in seiner Gunst. Denn ich bezweifelte, dass Hannah je bei einem seiner mitternächtlichen Auftritte gewesen war.
Also zog ich mich an und schlüpfte in eine Jeans, T-Shirt und die lila Chucks. Ich gab mir Mühe, mein schlafzerzaustes Haar zu einem Pferdeschwanz zu bändigen, und legte dann schnell noch ein wenig Lipgloss auf. Dann huschte ich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, hielt draußen im Flur vor dem Schlafzimmer meines Dads noch einmal kurz an, um zu lauschen, ob sich da was rührte. Alles im Haus war absolut dunkel und still. Durch die geschlossenen Türen konnte ich meinen Dad und meinen Bruder ganz schwach schnarchen hören.
Zac wartete draußen auf mich. Er saß auf der Motorhaube seines ziemlich ramponierten Wagens. Als er mich entdeckte, rutschte er runter.
»Da bist du ja«, meinte er, als hätte er nicht daran geglaubt, dass ich wirklich kommen würde.
Ich musterte Zacs Auto, das schmutzig und voller Dellen war, ehe ich sagte: »Warum nehmen wir nicht meinen Wagen?«
In der Stadt war alles ruhig, während wir durch die dunklen Straßen fuhren, die nur durch die Laternen am Straßenrand erhellt wurden. Ich war nicht daran gewöhnt, zu so später Stunde noch wach zu sein. Ich hielt mich immer an meine acht Stunden Schlaf und war meist spätestens um elf im Bett. Die Welt, wie ich sie kannte, wirkte im Schein der Neonlichter und mit schlafverschleiertem Blick ganz anders als sonst. Immer wieder mal fuhren wir an irgendeinem Imbiss vorbei, der rund um die Uhr geöffnet hatte, oder an einem Nachtklub, aus dem die Leute hinaus auf den Gehweg drängten. Ihr Gelächter durchbrach die nächtliche Stille, doch ansonsten kam es einem fast so vor, als wären Zac und ich die einzigen zwei Menschen auf der ganzen Welt, die noch wach waren.
Zacs Knie wippten auf dem Beifahrersitz auf und ab. »Ich hoffe, meine Show gefällt dir. Ich hab sie noch nie vor irgendwelchen Außenstehenden vorgeführt.«
»Außenstehende?«, hakte ich nach.
»Leute, die keine Mitglieder der üblichen Mitternachts-Comedy-Crowd sind.« Er streckte die Hand aus und fummelte an meinem Radio herum, doch ich schlug seine Finger weg.
»Das Radio bleibt bei einhunderteinskommasieben«, erklärte ich ihm. »So lautet Regel Nummer drei bei mir im Wagen.«
Im Schein der Straßenlaterne sah ich, dass er mir eine Grimasse
Weitere Kostenlose Bücher