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Der Schmerz der Engel: Roman (German Edition)

Der Schmerz der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Der Schmerz der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson
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der Junge sagen nichts, sie marschieren bloß schweigend unter den Schneeflocken weiter. Da fährt der Arbeiter von allein fort und senkt seine Stimme: Der Pfarrer hatte sich den Hals aufgeschnitten, von einem Ohr zum andern, sein Hals klaffte wie ein teuflisches Grinsen.
    Der Schneefall wird dichter, und es senkt sich ein Vorhang vor den Bergen, die vor Jahrhunderten einen Priester umgebracht haben.
    Wenn sie den Hund mal nicht einfach runtergeworfen haben, knurrt Jens kurz angebunden.
    Da sagst du was, antwortet der Arbeiter und lacht. Sein Oberkörper ruckt, er lacht oder wiehert wie ein Pferd, zwingt sich aber bald zum Aufhören, damit er weiterreden kann.
    Ja, Männer, sagt er, wiehert noch zweimal auf, unterdrückt sein Gelächter und fängt mit einer Klatschgeschichte über Anna und Kjartan an.
    Die schlafen schon lange nicht mehr zusammen. Er verzieht sich in das Kämmerchen hinter dem Schlafzimmer, wenn er überhaupt schläft, der arme Kerl. Die gute Frau ist fröhlich und immer munter, hell wie ein schöner Sommertag, sage ich, und sie verbreitet nur Gutes um sich. Ihretwegen kommen sie mit den Leuten gut aus, dem Alten kann man dagegen manchmal tagelang kein Wort aus der Nase ziehen. Ich bin überzeugt, der hat an seinen verflixten Schwarten mehr Spaß als am Leben, sagt der Mann und spuckt aus. Seine Anna fasst er nicht an, an den Mägden zeigt er kein Interesse, nicht einmal an Jakobína, dabei muss man schon tot sein, um bei ihr nicht mal einen Blick zu riskieren. Das habt ihr doch selbst gesehen, Männer.
    Er wiehert wieder und kaut noch an ein paar Worten über Jakobína, doch dabei verliert er fast den Anschluss, denn Jens hat einen Schritt zugelegt, sobald das Gespräch auf die Magd gekommen ist, und der Junge hält Schritt. Der Wieherer muss ein paar Galoppsprünge einlegen, um wieder aufzuschließen.
    Was denn, was denn, keucht er außer Atem neben dem Jungen. Sobald er wieder zu Puste kommt, fährt er fort.
    Auch wenn es bei uns manchmal ganz schön trübe ist und Kjartan missmutig wie ein alter, vertrockneter Hammel, wohnen wir wenigstens nahe beim Friedhof, und das ist doch immerhin etwas. Manchmal kommen Leute und bringen einen Toten vorbei. Der Tod, Männer, der lässt sich nicht aufhalten. Wenn er anklopft, helfen keine Gebete mehr! Ja, ja. Einmal sind sie von den Norðurströnd sogar zu sechst gekommen. Ihr wisst, das ist diese zugige Ecke da ganz oben im Norden. Sie waren zu sechst und in dickstem Schlamassel gelandet, die reinste Hölle. In einer der Bruchbuden da war einer verreckt. Sie hausen immer allein oder zu zweit in je einer Bucht, und im Winter kommt man kaum von einer Hütte zur anderen, meist schon im Sommer kaum. Diese Schrate hocken in ihren Kotten und kommen nirgends hin, wissen nichts, haben von nichts eine Ahnung, bekommen nichts mit, keine Nachrichten und auch sonst kaum was, und dann fällt einigen von denen ein, mitten im Winter zu krepieren, was eigentlich verboten gehört. Das Aas muss schließlich auf den Friedhof gebracht werden, obwohl manche nicht die mindeste Lust auf die Schlepperei haben und die Leiche auch liegen lassen, solange der Frost anhält, das können schon mal Monate sein, und ich muss sagen, ich finde das sehr vernünftig. Dem Toten dürfte es wohl kaum etwas ausmachen, wo er liegt. Dieser Kerl hier hatte aber so ein Aufhebens davon gemacht, nur ja in geweihte Erde zu kommen, dass die anderen sich nicht getraut haben, seinen Willen zu ignorieren. Also suchte man Leute zusammen, um ihn hierher zu verfrachten. Ich weiß nicht, wie gut ihr die Gegend hier kennt, aber da oben im Norden kann es ein Weilchen dauern, bis man fünf oder sechs Mann im richtigen Alter zusammenbekommt, die eine Leiche schleppen können; das allein kann eine gute Woche dauern. Irgendwann hatten sich alle in dem Kotten eingefunden, aber als sie dann loswollten, brach natürlich ein Schneesturm von der übelsten Sorte los und beruhigte sich drei Tage lang nicht. Als der Sturm endlich nachließ, hatten sie der Familie fast das letzte Haar vom Kopf gefressen, aber dann sahen sie zu, dass sie loskamen. Sie gingen das Risiko ein, die Abkürzung über den Gletscher zu nehmen. Mutige Kerle, muss ich sagen, oder sie hatten von nichts eine Ahnung, denn auch wenn es kaum etwas Schöneres gibt als den Gletscher bei gutem Wetter, dann ist auch kaum etwas gemeiner als der Gletscher bei Unwetter. Und da oben brach also ein Sturm los, und sie waren aber schon so weit oben, dass an ein Umkehren

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