Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Lars Rüttgen zu imponieren und die Schuld für den Mord abzutragen. Den Rest kennen Sie.« Senior setzte sich.
Hasso Kittner stand auf. »Es sind nur noch ein paar Details zu klären, dann werde ich das Ermittlungsverfahren wegen des Mordes an Johanna Magold einstellen. Nach wie vor ungeklärt sind die Morde an Frank Bredows und Helena Meier. Ich gehe allerdings davon aus, dass wir mit Lars Rüttgen den Täter bereits dingfest gemacht haben. Lars Rüttgen ist gewaltbereit, er ist religiös fundamentalistisch, und wahrscheinlich leidet er unter einer paranoiden Schizophrenie. Aus den Vernehmungsprotokollen geht auf jeden Fall hervor, dass er gefährlich ist, und deshalb wird er in Haft bleiben.« Hasso Kittner warf einen Blick auf Fran. »Ich möchte hier ausdrücklich nochmals unserer Kollegin vom Landeskriminalamt, Franziska Miller, danken. Sie hat sofort erkannt, dass es sich bei den Morden um religiös motivierte Taten handelt.« Er klatschte in die Hände, und sofort fielen alle mit ein und applaudierten.
So ein Unsinn. Das hatte sie nie gesagt, und das glaubte sie auch nicht – noch nicht. Fran wurde es heiß. Denn sie wusste genau, was Hasso Kittner als Nächstes sagen würde.
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir genügend Indizien und Beweise gegen Lars Rüttgen gesammelt haben werden. Um unsere Ressourcen zu schonen, wird daher die MOKO Boot auf zwölf Mitglieder verkleinert, und Franziska Miller kann ihre Forschungsarbeit zum Thema Satanismus und Gewalt, die jetzt in einem aktuellen Licht zu sehen ist, weiterführen. Ich persönlich werde mich dafür verwenden, dass für diese Studie weitere Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Ich danke Ihnen allen für Ihren hervorragenden Einsatz und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Jagd.« Kittner setzte sich wieder und strotzte dabei vor Selbstgefälligkeit.
Diesmal fiel der Applaus spärlich aus, denn für viele bedeutete diese Entscheidung die Rückkehr an ihre Schreibtische, die überquollen von immer denselben langweiligen Fällen.
Kittner beugte sich zu Fran hinüber, flüsterte: »Die Einvernahme von Herrn Böhrerjan und Frau Meier übernehme ich.«
Kein weiteres Wort.
Fran warf einen Blick auf Senior, der wie versteinert dasaß. Sie stieß ihn mit dem Fuß ans Schienbein. Er schreckte hoch, räusperte sich mehrmals und sagte dann bemüht energisch: »Auch ich möchte mich für die gute Zusammenarbeit bedanken. Die Kolleginnen und Kollegen, die in der MOKO Boot verbleiben, werden innerhalb der nächsten Stunde informiert. Bis dahin bitte ich, alle noch nicht fertiggestellten Berichte zu vollenden und online zu stellen. In drei Stunden werden die Passwörter für die Akten der MOKO Boot gewechselt.«
Jetzt applaudierte niemand mehr, die Stimmung sank unter den Nullpunkt. Hasso Kittner machte sich aus dem Staub.
Senior griff seinen Aktenstapel, nickte Fran zu, stampfte los,Fran eilte ihm hinterher, mit einem Fußtritt öffnete er seine Bürotür, warf den Aktenstapel auf den Boden.
»Verfluchte Scheiße«, rief er und stemmte die Hände in die Hüften.
Fran wunderte sich, dass sie nicht wütend wurde. Das musste daran liegen, dass sie fest mit dieser Wendung gerechnet hatte. Hätten sie das Messer nicht gefunden, sähe alles ganz anders aus. Das Innenministerium und die Staatsanwaltschaft wollten schnell einen Täter haben, und jetzt hatten sie einen, den sie nicht besser hätten erfinden können. Kittner war noch schlimmer als Böhrerjan, er folgte der Politik und nicht dem Täter und vor allem nicht den Opfern. Oder hatte Böhrerjan Kittner vielleicht am Wickel?
»Und jetzt?«, fragte Fran.
»Das lass ich mir nicht bieten! Wie bescheuert sind die eigentlich! Wie blind sind die? Natürlich kann Lars Rüttgen der Täter sein. Aber für mich ist noch nicht einmal geklärt, ob Marvin Mutoah Johanna Magold ermordet hat.«
Senior ließ sich in seinen Bürostuhl fallen. »Ist dir klar, dass wir hier in einen Justizskandal hineinschlittern? Dass wir den Weg bereiten für ein fatales Fehlurteil?«
Fran lachte kurz. »Das ist mir schon lange klar. Das hat angefangen, als Böhrerjan die Ermittlungen an sich gerissen hat. Das alleine ist schon ein Justizskandal. Welche Möglichkeiten haben wir, in andere Richtungen weiterzuermitteln?«
Senior schüttelte den Kopf. »Keine.«
Fran schürzte die Lippen. »Es liegt mir bis jetzt nichts Schriftliches vor, dass ich den Stellvertreterposten aufgeben soll. Kittner hat nur gesagt, dass ich
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