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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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war fast erreicht. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«
    »Wer ich bin? Muss ich dich wirklich daran erinnern?« Er zögerte einen Moment. »Ja, das muss ich wohl. Ich bin dein Vater, dem du Respekt schuldest. Auch wenn du das nicht akzeptieren willst. Auch du kannst dich nicht gegen die gottgewollte Ordnung stellen. Verstanden?« Er hatte seine Stimme nicht um ein Dezibel erhoben.
    Gottgewollte Ordnung! Was erlaubte sich dieser frömmelnde Macho eigentlich? Fran ließ die Arme fallen. »Weißt du was? Du kannst mich mal!«
    Sie wollte sich umdrehen, aber ihr Vater packte sie grob am Arm, so fest, dass es schmerzte. Er zog sie nach unten, sie war so perplex, dass sie sich nicht wehrte. Ihr Herz raste, und plötzlich wurde sie in die Zeit zurückgeworfen, in der sie ein kleines Kind und hilflos wie eine junge Katze gewesen war. Mit der rechten Hand nahm sie die Zeitung.
    Ihr Vater zog sie wieder hoch, riss ihr die Blätter aus der Hand, schüttelte die Zeitung, bis er die Seite gefunden hatte, die er gesucht hatte.
    Fran starrte auf das Bild. Sie kannte die Frau, die da vor einem blutverschmierten Grabstein stand. Die Jahre rasten dahin, sie war wieder die Erwachsene, und sie wusste, wer das war auf dem Foto: Das war sie. Fran Miller. Das Bild von dem Fotografen, den Senior rausgeschmissen hatte. Es war die Abendausgabe von heute, sie hatte sie noch nicht gesehen, war nicht über den Artikel informiert worden. Aber warum erschien er erst jetzt?
    Sie spürte den Schmerz in ihrem Arm. Immer noch krallte sich Dads Hand darum. Sie schaute ihm in die Augen, aber der Griff löste sich nicht. Sie drehte sich zur Seite, packte sein Handgelenk und verdrehte es. Er stöhnte auf, sein Griff löste sich, sie trat einen Schritt zurück.
    Die Tür ging auf, Anne steckte den Kopf herein und fragte, was los sei, wo sie denn blieben.
    »Kümmer dich um deinen eigenen Kram, da hast du genug zu tun«, herrschte Dad sie an.
    Anne verzog sich wie ein geprügelter Hund, und Fran wurde übel.
    »Ich sehe das Foto und den Artikel zum ersten Mal«, flüsterte Fran und verstand nicht, warum sie sich zu rechtfertigen versuchte.
    »Schämst du dich nicht, so frech zu lügen?«
    Fran ließ die Zeitung fallen und schlug ihrem Vater mit der flachen Hand ins Gesicht, dass es nur so durch die Küche klatschte. Er stolperte einen Schritt zurück, hielt sich die Wange, dann zeigte er auf die Tür.
    Fran zögerte nicht. Sie riss sie auf, ging zum Tisch, setzte jeden ihrer Schritte sorgfältig, küsste ihre Mutter aufs Haar.
    Dad kam hinterher, hielt sich immer noch die Wange, sein Gesicht war puterrot. »Raus jetzt«, presste er durch die Zähne.
    Anne stand auf, die Augen rund vor Angst, aber sie konnte sich nicht entscheiden, zu wem sie gehen sollte, zu wem sie stehen sollte. Wie ein Schlachtlamm stand sie zwischen Fran und ihrem Vater.
    »Was ist denn passiert? Bitte. So redet doch.« Ihre Stimme quietschte.
    Aber Dad hatte nichts als einen strengen Blick für Anne übrig.
    Frans Hand glühte vor Schmerz, sie hatte sie nicht angespannt, als sie zugeschlagen hatte, ein Fehler, den sie bei einem Straßenkampf nicht gemacht hätte. Trotz allem war sie nicht in der Lage gewesen, ihren Vater ernsthaft zu verletzen. Es war Zeit, dieses Kapitel ihres Lebens endgültig abzuschließen, aber bevor sie ging, wollte sie ihrer Schwester noch einen guten Rat mit auf den Weg geben: »Am besten du kommst mit, Anne. Dieser Kerl da«, sie machte eine wegwerfende Handbewegung, »dreht vollkommen am Rad.«
    Dad grinste verächtlich. »Du kannst gern mit dieser Lügnerin mitgehen, Anne. Aber dann brauchst du nie wieder nach Hause zu kommen.« Er schaute Anne nicht einmal an, er wusste, dass sie nicht mit ihm brechen konnte.
    Zorn und Enttäuschung überfluteten Frans Verstand. »Was ist, Anne? Wenn du hierbleibst, bist du genauso schlimm wie er.«
    Anne schlug die Hände vor das Gesicht und weinte, Mutter hatte den Kopf noch tiefer gesenkt und schien zu schlafen, aber Fran wusste, diese Körperhaltung war nur ihre Schutzhaltung.
    Alles war gesagt, Fran ging zur Haustür, öffnete sie, trat hindurch und fühlte sich erleichtert. Sie hörte schnelle Schrittehinter sich und fuhr herum, bereitete sich auf einen Kampf vor, aber es war nicht Dad, sondern Anne.
    »Bleib doch hier, lass uns reden.« Sie schluchzte.
    Fran wurde noch wütender. »Du bist nicht besser als er.« Fran öffnete das Fahrradschloss und schwang sich in den Sattel. »Und Mutter auch nicht. Solange

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