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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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Arbeit anständig machen. Und wenn es dann genug Hinweise gibt, werden wir denen folgen. Hast du das verstanden, mein Mädchen?«
    Mein was? Frans Herz raste. Senior war nicht besser alsihr Vater. Ein sturer Bock, der nur seine eingefahrenen Wege kannte. So ging das nicht. Und sein Mädchen war sie schon gar nicht.
    »Brauchst du mich als Schmuck? Der alte Mann und die knackige Profilerin? Ich glaube, du hast zu viel ferngesehen.« Sie riss sich das Holster von der Schulter, pulte den Dienstausweis aus der Tasche und warf Senior beides in den Schoß. »Viel Spaß, und wenn der Killer noch mal zuschlägt, dann geht das auf dein Konto.«
    »Fran   …«
    Aber sie wollte nichts mehr hören, stieß die Tür auf, sprang aus dem Wagen, schlug die Tür zu und machte sich auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle. Senior setzte sich ans Steuer, ließ die Reifen quietschen und rauschte an ihr vorbei.
    Sie fiel in einen langsamen Trab, das Blut rauschte in ihren Ohren, sie erwischte einen Bus zur Heinrich-Heine-Allee, stieg dort in die 712 nach Volmerswerth, rannte zum Deich und sprintete ein paar Hundert Meter, bis ihr die Luft ausging und sie sich mit den Händen auf den Oberschenkeln abstützen musste, um Luft zu bekommen. Nach ein paar Atemzügen beruhigte sich ihr Puls, sie richtete sich auf, holte ihr Fahrrad am Tatort ab, der noch immer von der Spurensicherung belagert war, und fuhr gemächlich nach Hause.
    Ihr Kopf war leer, ein angenehmer Zustand. Sie sprang die Stufen zu ihrer Wohnung hoch, zog den Schlüssel aus der Tasche und erstarrte.
    An der Tür klebte eine Postkarte mit einem riesigen Herz darauf und dem Spruch: »Für immer in Liebe.« Ihr Puls schoss wieder in die Höhe, eigentlich hätte sie die Karte in tausend Stücke zerfetzen müssen, aber sie öffnete langsam die Tür, lauschte, inspizierte jeden Raum. Niemand. Sie zog einen Handschuh an, löste vorsichtig die Karte, verstaute sie in einerBeweismitteltüte. Dann puderte sie die Tür ab, aber sie konnte nicht einen Fingerabdruck finden. Das hieß, dass er die Tür komplett abgewischt hatte und sie auf der Karte ebenfalls keine Abdrücke finden würde. Aber vielleicht die eine oder andere Hautzelle. So wie er drauf war, hatte er die Karte bestimmt ein paar Mal angesabbert. Und wenn das der Fall war, dann war er fällig.
    Like a Satellite   … Frans Handy meldete sich. Senior. Sie holte tief Luft.
    »Ich will, dass du zurück ins Team kommst. Alles, was du gesagt hast, ist nicht von der Hand zu weisen, wir müssen nur vorsichtig sein, das ist alles. Sobald es geht, werde ich deine Vorschläge umsetzen. Willst du es dem alten Miller zeigen oder nicht?« Er schwieg einen Moment. »Und du bist in der Tat eine knackige Profilerin, und es ist schade, dass ich ein alter fetter Sack bin. Deswegen bist du mein Mädchen !«
    Fran war schon wieder versöhnt, sie lachte. Senior war ein elender Charmeur und ein Schuft, das wusste er, aber er stand treu zu ihr, hatte ihren Wutausbruch nicht übel genommen. »Ich bin losgegangen wie ein angeschossener Tiger. Sorry. Das war echt aggro!«
    »Geschenkt. Ich lebe ja noch. Morgen früh um sieben? Kriegsrat?«
    »Okay. Ich bin da und bringe eine Schachtel Kreide mit.«
    Senior lachte. »Schön, sehr schön. Schlaf gut und guten Appetit.«
    »Gute Nacht«, wünschte Fran und unterbrach die Verbindung.
    Sie schüttelte den Kopf, bis ihr schwindelig wurde. Wie eine Anfängerin hatte sie sich benommen. Nur wenn sie in der MOKO blieb, hatte sie die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und im richtigen Moment einzugreifen. Sie musste an Fellmisdenken und was sie im letzten Beurteilungsgespräch gesagt hatte, mit der Stimme eines Totengräbers: »Sie sind brillant, aber Sie sind eine tickende Bombe.« Fast hätte Fran sie dafür geohrfeigt, aber im letzten Moment war ihr klar geworden, dass genau das Fellmis’ Urteil bestätigt hätte. Fran war wütend aus dem Raum gestürmt, und Fellmis hatte nur schallend gelacht.
    Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten, dachte Fran, legte sich ins Bett, schlief sofort ein und ertrank in einem Meer von Postkarten.
    *
    Ich schwitze schon wieder. Ich hasse es zu schwitzen. Immer wenn ich geschwitzt habe, hat mich mein Vater unter die kalte Dusche gestellt, und danach habe ich stundenlang gefroren, aber er hat nur gesagt, ich sei ein verweichlichter Bastard.
    Ich habe nie begriffen, was er damit hatte sagen wollen. Bis vor zwei Jahren. Da habe ich alles begriffen, habe Kristin und den Kindern

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