Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
mich entführt haben, die mich niedergeschlagen haben, die mich anscheinend am liebsten tot sähen.«
»Ich kann Ihnen versichern, Herr Rüttgen, dass Ihnen niemand nach dem Leben trachtet. Die Umstände Ihrer Festnahme waren auch meiner Meinung nach nicht angemessen, aber wir leben in einem Rechtsstaat.«
Lars unterdrückte einen Lacher. Der Arzt schaute Lars einen Moment in die Augen. Lars konnte darin nichts Böses erkennen.
»Wie auch immer«, sagte Lars, »ich fühle mich absolut in der Lage, vernommen zu werden. Und ich habe einiges zu sagen.«
*
Fran stöhnte. Das konnte nicht wahr sein! Ihr Handy spielte Like a Satellite , und sie musste nicht auf die Uhr sehen, um zu wissen, dass es mitten in der Nacht war. Sie hatte ein Glas Frascati mehr getrunken, als es ihr eigentlich guttat, Senior hatte immer wieder nachgeschenkt. Das Zimmer kippte leicht zur rechten Seite, als sie sich hastig im Bett aufrichtete. Sie knipste die Nachttischlampe an und verfluchte die Sparlampe, die eine halbe Ewigkeit brauchte, bis sie vernünftiges Licht spendete. Sie bekam ihr Handy zu greifen und erkannte Seniors Nummer. Das konnte nur bedeuten, dass sich eine neue Katastrophe anbahnte. Sie strich über den Touchscreen, und Senior hielt sich gar nicht erst mit den üblichen Sprüchen auf, dass er wisse wie spät es sei und so weiter.
»Wir haben Marvin Mutoah. Eine Streife steht in ein paar Minuten vor deiner Tür. Fran, du musst sofort kommen.«
Fran fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Hat das nicht Zeit bis morgen?«
»Hat es nicht, Fran. Er steht auf dem Dach des Schlossturms am Burgplatz und droht zu springen.«
Mit einer schnellen Bewegung riss Fran ihre Bettdecke zur Seite. »Und warum steht er da?«
»So wie es aussieht, hat er versucht, die Schule, die Lars Rüttgen rausgeworfen hat, abzufackeln. Meine Fresse, der steckt echt knietief in der Scheiße!«
Fran war jetzt hellwach. »Und woher wisst ihr, dass er versucht hat, die Schule abzufackeln?«
Senior räusperte sich. »Na ja, die Schule hat vor einem Dreivierteljahr Überwachungskameras installiert. Amok-Angst. Marvin Mutoah ist zu sehen, wie er zuerst ein paar Scheiben einwirft und dann Brandsätze hinterher. Die Fahndung wurde sofort ausgelöst, Bilder an alle Streifen gesendet. Die Streife, die wir vor seiner Wohnung postiert hatten, konntekaum glauben, dass es der Brandstifter war, der auf sie zuspazierte.«
»Und warum haben sie ihn nicht festgehalten?«
Senior seufzte. »Sie sind ausgestiegen, haben durch die Gegend gebrüllt, dass sie von der Polizei seien, dass er stehen bleiben solle, was er natürlich nicht gemacht hat, auch nicht, als sie gedroht haben zu schießen, was sie dann allerdings nicht gemacht haben, weil Passanten im Weg waren. Er hat die Beine in die Hand genommen, ist gerannt wie ein Wiesel. Erst auf dem Burgplatz haben ihn fünf Streifen in die Enge getrieben, und er ist wie King Kong den Turm hochgeklettert.«
»Wie das? Da kommt noch nicht einmal ein Freeclimber hoch.«
»Eine Seite ist eingerüstet. Wir haben hier jetzt eine echt fette Show, Fran. Böhrerjan ist da und Oberstaatsanwalt Hasso Kittner, der den Einsatz leitet. Und jetzt kommt das Beste. Halt dich fest.«
Fran ließ sich von der Bettkante gleiten, ging ins Bad, drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
»Hallo? Alles klar, Fran?« Senior klang besorgt.
»Anscheinend nicht, Senior, sonst hättest du mich nicht aus dem Schlaf gerissen. Was ist das Beste?«
»Er will nur mit einer Person reden.«
Oh nein, dachte Fran, bitte nicht das, was ich glaube.
»Er will nur mit Lars Rüttgen reden, seinem Hohepriester.«
»Senior, warte mal gerade eine Minute.« Fran legte das Handy zur Seite, wusch sich die Achselhöhlen, knallte sich eine anständige Portion Deo drauf, zerrte eine Jeans, ein Sweatshirt und eine leichte Sommerjacke aus dem Schrank und zog alles in Windeseile an. Sie nahm das Handy wieder auf und holte tief Luft, packte ihr Holster und den Schlüssel. »Wir solltenLars Rüttgen auf keinen Fall zu Marvin Mutoah bringen, aber wir sollten mit ihm reden. Sag Kittner, wir machen es so: Er soll vor Ort durch den Verhandlungsfachmann klären lassen, dass wir Lars Rüttgen holen, aber dass wir etwas Zeit dafür brauchen. In der Zeit soll die Feuerwehr alle Sprungpolster organisieren, die es gibt, und den Turm damit einkesseln. Wir beide treffen uns im Krankenhaus. Bis gleich.«
Sie sprang die Treppe hinunter, die Tür am
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