Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Christen-Moslem-Juden-Buddhismus-Hinduismus-Verschwörung zu, die mit aller Macht die Rückkehr Luzifers verhindern will. Marvin vergöttert Lars.« Sie rieb sich die Handgelenke. »Also Marvin würde ich so was eher zutrauen.«
Sie suchte Bestätigung bei Weihrauch, der kurz nickte.
»Marvin war schon früher richtig aggro, richtig gewalttätig. Deswegen ist er von der Hauptschule geflogen und hat keine Lehrstelle gefunden. Sein Vater ist ein Depp, seine Mutter tot. Und ich glaube, er war in Johanna verliebt.«
Fran schlug den Aktenordner auf, der vor ihr lag. MarvinMutoah. Kein unbeschriebenes Blatt, aber in den letzten achtzehn Monaten war er nicht auffällig gewesen. Das konnte der Einfluss von Lars Rüttgen sein, Marvins Vaterersatz und Identifikationsfigur, der Marvins Aggressionen kanalisierte und zumindest teilweise beherrschte. Eine gefährliche Mischung. Auf jeden Fall ein wichtiger Ansatzpunkt. Vielleicht hatte Lars Rüttgen gemeinsam mit Marvin Mutoah Johanna Magold zur Rede gestellt. Dasselbe Spiel: Streit, Lars rastet aus, er schlägt Johanna, sie lassen sie liegen, Marvin kommt zurück, tötet die Abtrünnige, die seine Zuneigung verschmäht, verstümmelt ihren Rücken in einem Rausch rasender enttäuschter Liebe. Er nimmt den Rücken, weil er ihr nicht ins tote Gesicht schauen kann.
Sie hatten eine Streife zu Marvin Mutoahs Adresse geschickt, aber er war nicht da gewesen.
Fran beugte sich zu Senior und flüsterte: »Fahndung?«
Senior stand auf und verließ den Raum, was so viel wie »Ja« hieß.
Jana Wolff sackte in sich zusammen, saß da wie ein Häufchen Elend. Vielleicht hatte sie gerade zwei ihrer Freunde ans Messer geliefert, das war keine leichte Kost.
Fran beschloss, dass es genug war für heute. Aber bevor sie Jana Wolff gehen lassen konnte, versuchte sie, ihr noch etwas klarzumachen. Sie diktierte die Abschlussformel für die Vernehmung und schaltete die Geräte aus. »Ich danke Ihnen vielmals, Frau Wolff, und auch Ihnen, Herr Weihrauch. Sie haben uns ein gutes Stück weitergebracht.« Fran legte die Hände flach auf den Tisch. »Darf ich Ihnen noch etwas raten, Frau Wolff, ganz privat?«
Weihrauch schien erstaunt, aber er blieb sitzen.
Jana Wolff erwiderte Frans Blick.
»Geben Sie nicht auf. Suchen Sie sich gute Therapeuten, damit Ihre Grenzen nicht wieder verwischen, damit Sie immerwissen, wie Ihr Weg ist, wer Sie sind. Ich weiß, das ist schwer. Aber es ist kein unabwendbares Schicksal. Und dann sollten Sie Rechtsanwältin werden. Ich glaube, das wäre das Richtige für Sie.«
Jana Wolff stand auf, ihr Gesicht verriet nichts. Sie drehte sich um, verließ den Vernehmungsraum.
Weihrauch folgte ihr und schwieg, hielt aber hinter dem Rücken eine Hand mit dem Daumen nach oben.
Reden war einfach, dachte Fran, handeln schwer. Sie würde handeln und sich wieder auf die Suche nach einer Therapeutin begeben, die ihr gewachsen war. So etwas wie in dieser Nacht durfte nie wieder passieren. Sie war nur um Haaresbreite einer Katastrophe entgangen, und wer weiß, vielleicht hatte sie eine andere entfesselt, indem sie ihrem Ex jeden Anlass geliefert hatte, über sie zu triumphieren: Sie hatte sich auf seine Ebene ziehen lassen.
Sie verließ den Vernehmungsraum, Senior kam ihr auf dem Flur entgegen, winkte ihr. Sie folgte ihm in einen Raum, der vollgestopft war mit Technik. Vor mehreren Monitoren saßen Kollegen und hackten auf ihre Tastaturen ein.
»Wir sollten das Material gleich in die Akte einfügen, was meinst du?« Er klatschte leise in die Hände, vier Köpfe drehten sich zu ihm um. »Entschuldigt bitte, dass ich euch für ein paar Sekunden aus eurer Lieblingswelt entführe.« Er zeigte auf Fran. »Das ist Franziska Miller, LKA , Operative Fallanalyse. Sie braucht die Daten aus Vernehmungsraum drei, letzte Vernehmung.«
Eine junge Frau hob kurz die Hand, die anderen murmelten irgendetwas, das Fran nicht verstand, und wandten sich wieder ihren Bildschirmen zu.
Senior und Fran stellten sich rechts und links neben der Technikerin auf.
Fran hielt ihr die Hand hin. »Fran, nett, Sie kennenzulernen.«
Ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen, hielt die junge Frau Fran ihre Hand hin, Fran griff zu.
»Juwel, ebenso.«
Wie ein kalter Fisch fühlte sich die Hand an, und kaum hatten sie sich berührt, zog Juwel die Hand wieder zurück und malträtierte die Tastatur.
Einen Moment später schob sie ihren Stuhl zurück und zeigte auf den Monitor.
Fran sah eine Eingabemaske für
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