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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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abfeilen.«
    Sie winkte Rhuys zu, ihr das Glas neu zu füllen, und fragte Jorian: »Was ist das überhaupt für ein Titel – Großer Bastard? Hört sich nicht wie ein richtiger Titel an. Ich habe vom Großen Herzog und vom Großen Bastard gehört, aber niemand hat mir das bisher erklärt.«
    »Beide sind gemeinsam Herrscher in Othomae. Nach den Sitten dieses Landes wird der älteste legitime Sohn des verstorbenen Großen Herzogs zum neuen Großen Herzog und somit zum traditionellen Herrscher über das Königreich in Zivildingen, während der älteste illegitime Sohn des verstorbenen Großen Herzogs als neuer Großer Bastard und als Kommandierender der Armee eingesetzt wird.«
    »Was für eine seltsame Art, ein Land zu regieren!«
    »Die Othomaener haben es seit vielen Jahren so eingerichtet, dass kein Herrscher zu mächtig werden kann. – Ach, Vanora, du willst dich doch nicht wieder betrinken, oder?«
    »Ich trinke, was mir gefällt. Wie willst du überhaupt in Trimandilam die komische Kiste stehlen?«
    »Das werden Karadur und ich entscheiden, wenn wir dort sind. Im Augenblick haben wir vor, dass ich mich an die Schlangenprinzessin heranmache.«
    »Schlangenprinzessin? Was ist denn das?«
    »Eine Unsterbliche – oder zumindest ein sehr langlebiges Wesen –, bei Tag eine hübsche Prinzessin und in der Nacht eine Riesenschlange. Karadur sagt, sie habe die unangenehme Eigenschaft, ihre Gestalt zu verändern und den armen Wicht zu fressen, der es geschafft hat, in ihr Bett zu kommen – wie ich es tun muss.«
    Vanora knallte den Weinkelch auf den Tisch. »Du meinst, nachdem du mir die ganze Zeit mit deinem Liebesgeflüster in den Ohren gelegen hast, willst du nun diese … diese Schlangenfrau bumsen?«
    »Bitte! Ich habe keine andere Wahl …«
    »Du bist auch nur so ein Lügenmaul! Ich hätte es besser wissen sollen. Leb wohl!« Sie machte Anstalten aufzustehen.
    »Mein gutes Mädchen, was regst du dich so auf?« fragte er, aber sie wankte bereits zu dem Rausschmeißer hinüber, der fragend die kleinen Schweinsäuglein öffnete. Jorian folgte ihr.
    »Lass mich! Du langweilst mich!« schrie sie Jorian an und wandte sich an den stämmigen Mann. »Wie heißt du, großer Mann?«
    »Boso, Sohn des Triis. Belästigt dich der Kerl?«
    »Ich bin Nikko aus Kortoli, nicht dass es dich etwas anginge. Diese junge Dame war in meiner Gesellschaft, aber sie kann natürlich tun, was sie will.«
    »Oh«, knurrte Boso und ließ sich zurücksinken. Doch Vanora platzte heraus:
    »Er heißt gar nicht Nikko aus Kortoli. Er ist Jorian, der Sohn des Evor …«
    »Moment!« sagte Boso, öffnete die Augen und richtete sich auf. »Da fällt mir etwas ein. Doch nicht etwa der Sohn von Evor, dem Uhrmacher?«
    »Aye; er hat mir manche Geschichte von seinem Vater erzählt …«
    Mit einem Aufschrei griff Boso nach dem fünfzig Zentimeter langen Knüppel, der zu seinen Füßen lag. »Du bist also der Sohn des Mannes, der mich um mein Brot gebracht hat!«
    »Was meinst du damit, bei den neunundvierzig mulvanischen Höllen?« fragte Jorian, trat zurück und legte die Hand auf den Schwertgriff. Zu spät merkte er, dass er wegen des Drahtes ja gar nicht ziehen konnte.
    Boso brüllte: »Ich war erster Gongschläger von Othomae, und ein verdammt guter dazu. Meine Helfer und ich haben im Rathaus immer die Stunden geschlagen. Vor zwanzig Jahren – oder vor zehn? – verkaufte dein verrückter Vater eine Wasseruhr an die Stadt, und da steht sie nun im Rathaus mit ihren Rädchen und Hebeln und schlägt die Stunden. Seither habe ich von Gelegenheitsarbeiten leben müssen. An deinem Vater kann ich mich nicht rächen, aber du reichst mir auch!«
    »Boso!« sagte Rhuys scharf. »Benimm dich, wenn du deine Arbeit behalten willst.«
    »Du kannst mich mal, Chef!« sagte Boso und ging mit seinem Knüppel auf Jorian los.
    Jorian nahm die Schwertscheide in beide Hände und wehrte den Schlag ab. Dann fintete er und stieß seinem schwerfälligen Gegner mit der Spitze der geschützten Waffe in den Magen. Boso atmete heftig aus, klappte zusammen und wich einige Schritte zurück.
    Da Jorian und Boso die beiden größten Männer im Raum waren, drängten sich die übrigen Gäste an die Wände und blieben aus dem Weg. Vorsichtig bewegten sich die beiden Kämpfer zwischen den Tischreihen. Schließlich wagte Boso den entscheidenden Vorstoß, und Jorian versetzte ihm einen Schlag gegen das Ohr. Der Rausschmeißer ruckte zur Seite, erholte sich jedoch schnell. Sein Knüppel

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