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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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ich zerre dich an deinem Bart in den Sattel! Die Verfolger kommen schon!«
    Durch den Wald gellte der laute Schrei eines Elefanten, gefolgt von Trompetenschmettern. Jorian zerrte Karadur hoch und setzte ihn auf den Esel. Dann stieg er selbst auf.
    »Halt dich fest!« sagte er. »Sie galoppieren durch den Wald. Wahrscheinlich sind sie schon ausgeschwärmt, um uns zu umzingeln.«
    Die kurze Pause hatte die Tiere wieder etwas gestärkt. Jorian ritt im Trab voraus, während der Esel hinterherzuckelte. Karadur hüpfte im Sattel hin und her. Er hatte kaum Kontrolle über das Tier, das ohnehin gewöhnt war, dem Pferd zu folgen.
    Die Geräusche der Verfolger verklangen; nur aus der Ferne tönte noch das Trompeten der Elefanten herüber. Als sie eine Zeitlang getrabt waren, zügelte Jorian sein Pferd und führte es hinter einen riesigen Baum, dessen Stamm am Boden einen Durchmesser von mehr als zwanzig Cubit hatte.
    »Ein Mann ist noch dicht hinter uns«, sagte er. »Die anderen haben sich verstreut und stehen nicht mehr miteinander in Verbindung. Sie müssen zu den Elefanten zurück, um unsere Spur wieder aufzunehmen. Hier, nimm die verflixte Truhe.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich will unserem Verfolger hier auflauern; trotz der wunden Hand kann ich noch mit dem Schwert umgehen. Los, reite weiter.«
    Karadur protestierte, lenkte seinen Esel dann aber fort. Die Truhe hüpfte ihm dabei auf dem Rücken hin und her. Jorian wickelte sich die Zügel fest um den linken Unterarm und zog Randir. Dann wartete er.
    Der Hufschlag des Verfolgers wurde lauter. Als Jorian die Spannung fast nicht mehr auszuhalten vermochte, erschien der Reiter – ein mulvanischer Soldat in roten Seidenhosen, silbernem Kettenhemd und spitzem Helm. Ein Köcher mit Wurfpfeilen hing an seiner Schulter, und er balancierte einen dieser Pfeile in der rechten Hand.
    Jorian trieb sein Pferd an, doch Oser reagierte zu langsam. Der Soldat vermochte sich im Sattel herumzudrehen und seine Waffe zu schleudern.
    Jorian duckte sich im letzten Augenblick hinter den Kopf seines Pferdes, und das Geschoß ging um Haaresbreite daneben.
    Der Soldat wollte nach seinem Köcher greifen, überlegte es sich jedoch anders und versuchte, seinen Krummsäbel zu ziehen. Doch sein Pferd scheute ein wenig, der Soldat verlor mangels Steigbügeln die Balance, fasste daneben und musste sich an einem der Griffe des Sattels festhalten. Er versuchte noch immer, die Klinge aus der Scheide zu ziehen, als Jorian bereits seinen Hals durchbohrte. Der Mann stürzte zu Boden, und sein Pferd galoppierte schnaubend davon.
    Als Jorian den alten Zauberer einholte, fragte dieser: »Nun?«
    »Tot«, sagte Jorian, »dank der Tatsache, dass ich Steigbügel hatte und er nicht. Verflixt, meine Hand tut wieder weh.«
    »Hast du auch an die moralischen Aspekte deiner Tat gedacht?« fragte Karadur. »Zweifellos war der Mann ein ebenso guter und gottesfürchtiger Mann wie du …«
    »Oi!« rief Jorian. »Ich rette deinen wertlosen und sicher nicht mehr sehr sauberen Hals, und du fängst mir hier an zu predigen! Du kannst ja zurückreiten und dich stellen!«
    »Nein, nein, mein Sohn – lass mir meine Spekulationen. Von solchen Augenblicksentscheidungen, wenn man sich einem Gegner gegenübersieht, hängen manchmal Krieg und Frieden ab.«
    »Nun«, sagte Jorian. »Ich habe nicht unbedingt Lust, König Shajus Soldaten zu töten, aber wenn es um die Frage geht, er oder ich – dann schlage ich zuerst zu und mache mir hinterher über die Ethik Gedanken. Als Soldat seines Königs muss er sich doch der Gefahr bewusst gewesen sein. Niemand hat den armen Reiter gezwungen, mich zu jagen und auf mich zu schießen.«
    »O doch – sein Offizier hat ihn gezwungen, dich anzugreifen, also war er nicht sein eigener Herr.«
    »Aber er hat sich dem Kommando dieses Offiziers freiwillig unterstellt, indem er in die Armee eintrat.«
    »So einfach ist das nicht, mein Sohn. In Mulvan müssen alle den Beruf ihres Vaters ergreifen. Da dieser Mann als Sohn eines Soldaten geboren wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als selbst ein Kämpfer zu werden.«
    »Dann liegt die Schuld bei diesem Erbsystem.«
    »Aber es hat auch viele Vorteile. Das System bringt eine feste soziale Ordnung, entschärft den Kampf um Ansehen und Stellung und gibt jedem Mann eine sichere Position auf der gesellschaftlichen Leiter.«
    »Das ist ja alles ganz hübsch, mein lieber Doktor, wenn die Neigungen des Sohns denen des Vaters entsprechen. Aber wenn es nun anders

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