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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Osnards Sockel zu kratzen. »Sally Morpurgo hält das BUCHAN-ZWEI-Material für zu dick aufgetragen und zu dünn belegt.«
    Der Schlag traf Luxmore, als er eben wendete, um zum fünftenmal den Teppich abzuschreiten. Er zeigte das breite, ausdruckslose Lächeln eines völlig humorlosen Mannes.
    »Ach tatsächlich? Miß Morpurgo ist zweifellos eine höchst intelligente Frau.«
    »Ja, das finde ich auch.«
    »Und Frauen urteilen härter über andere Frauen, als wir Männer das tun. Und mit Recht.«
    »Das stimmt. Darüber habe ich noch nie nachgedacht.«
    »Außerdem sind sie anfällig für gewisse Eifersüchteleien – Neid wäre hier vielleicht das bessere Wort –, gegen die wir Männer von Natur aus immun sind. Stimmt’s, Johnny?«
    »Schon möglich. Nein. Ich meine: Ja.«
    »Was genau hat Miß Morpurgo zu beanstanden?« fragte Luxmore im Ton eines Mannes, der faire Kritik durchaus zu schätzen weiß.
    Johnson wünschte, er hätte den Mund gehalten.
    »Nun, sie meint eben, es gebe überhaupt keine Belege. Nichts in der ganzen täglichen Flut, wie sie das genannt hat. Null. Keine Abhörprotokolle, keine Berichte befreundeter Verbindungsleute, kein Sterbenswörtchen von den Amerikanern. Keine Erkenntnisse über Reisebewegungen, keine Satellitenbeobachtungen, keine ungewöhnlichen diplomatischen Aktivitäten. Als ob das Material aus einem Schwarzen Loch käme. Sagt sie .«
    »Ist das alles?«
    »Na ja, noch nicht ganz.«
    »Weiter, nur keine Skrupel, Johnny.«
    »Sie sagt, niemals in der Geschichte der Nachrichtendienste sei für so wenig so viel bezahlt worden. Ist natürlich als Witz gemeint.«
    Falls Johnson gehofft hatte, Luxmores Vertrauen auf Osnard und seine Arbeit zu erschüttern, wurde er jetzt enttäuscht. Luxmore warf sich in die Brust, seine Stimme fand zum belehrenden schottischen Schwung zurück.
    »Johnny.« Er saugte an den Schneidezähnen. »Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, daß ein erwiesenes Minus von heute das genaue Gegenstück zu einem erwiesenen Plus von gestern ist?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Dann denken Sie mal kurz drüber nach, ich flehe Sie an. Jemand, der seine Spuren vor den Ohren und Augen der modernen Technik so gut zu verwischen weiß, muß doch wohl ziemlich gerieben sein, Johnny, oder? Kreditkarten, Reisetickets, Telefonate, Faxgeräte, Banken, Hotels – nirgends eine Spur. Heutzutage kann man nicht mal mehr eine Flasche Whisky im Supermarkt kaufen, ohne daß die ganze Welt davon erfährt. Unter solchen Umständen kommt der Befund ›Keine Spur‹ einem Schuldbeweis gleich. Erfahrene Leute haben das begriffen. Die wissen, wie man es anstellt, nicht gesehen, nicht gehört, nicht erkannt zu werden.«
    »Ganz gewiß, Sir«, sagte Johnny.
    »Erfahrene Leute leiden nicht an berufsbedingten Deformierungen, wie sie die eher introvertierten Mitarbeiter unseres Service befallen, Johnny. So etwas wie Bunkermentalität ist ihnen unbekannt, Details und Informationsüberfluß sind für sie kein Klotz am Bein. Sie sehen den Wald, nicht die Bäume. Und hier sehen sie ein Ost-Süd-Komplott von gefährlichen Ausmaßen.«
    »Sally nicht«, widersprach Johnson halsstarrig; er hatte A gesagt, nun mußte er B sagen, egal was dabei herauskam. »Moo übrigens auch nicht.«
    »Wer ist Moo? «
    »Ihr Assistent.«
    Luxmores Lächeln blieb tolerant und freundlich. Auch er, wollte er damit sagen, sah Wälder und nicht Bäume.
    »Stellen Sie Ihre Frage mal andersrum, Johnny, dann kommen Sie von allein auf die Antwort. Warum sollte es in Panama eine verdeckte Opposition geben, wenn es in Panama nichts gibt, gegen das man opponieren könnte? Warum sollten Dissidentengruppen – kein Gesindel, Johnny, sondern engagierte Menschen aus wohlhabenden Kreisen – im Untergrund warten, wenn sie nicht wissen, worauf sie warten? Warum sind die Fischer so aufsässig? – kluge Männer, Johnny, unterschätzen Sie mir die Seeleute nicht. Warum vertritt der Vertreter des panamaischen Präsidenten bei der Kanalkommission in der Öffentlichkeit eine bestimmte Politik, verfolgt aber privat eine ganz andere? Warum führt er ein Leben nach außen hin und ein anderes im Verborgenen, wozu diese Heimlichtuerei, was sollen diese Gespräche mit unechten japanischen Hafenmeistern zu den unmöglichsten Zeiten? Was macht die Studenten so unruhig? Wovon haben sie Wind bekommen? Wer hat ihnen in ihren Cafés und Diskotheken was ins Ohr geflüstert? Wie kommt es, daß allenthalben das Wort Ausverkauf die Runde macht?«
    »Das ist

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