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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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denn?«
    »BUCHAN, Luxmore. Die Stille Opposition. Die Studenten. Die Leute von der anderen Seite dieser Brücke da, wer auch immer das eigentlich ist. Osnard. Die Tatsache, daß BUCHAN eine Erfindung ist. Falls er das ist. Daß die Berichte hanebüchener Unsinn sind, wie Sie gesagt haben.«
    »Mein lieber Mann. Niemand verlangt, daß wir etwas unternehmen . Wir sind bloß Diener einer höheren Sache.«
    »Aber wenn London das alles ohne weiteres schluckt und Sie das für absoluten Mist halten …«
    Maltby beugte sich vor, wie er sich normalerweise über seinen Schreibtisch vorgebeugt hätte, die Fingerspitzen in stummer Obstruktion aneinandergestellt. »Weiter.«
    »… dann müssen Sie es ihnen sagen«, sagte Stormont tapfer.
    »Warum?«
    »Damit sie sich nicht weiter für dumm verkaufen lassen. Was da alles passieren könnte!«
    »Aber, Nigel. Waren wir uns vorhin nicht einig, daß wir uns keinerlei Urteil erlauben sollten?«
    Ein graziöser olivfarbener Vogel war in ihr Revier eingedrungen und bettelte um ein paar Brocken.
    »Ich hab nichts für dich«, versicherte Maltby nervös. »Wirklich nicht. So was Dummes«, rief er, in den Taschen wühlend und sie vergeblich nach irgend etwas abklopfend. »Später«, sagte er zu dem Vogel. »Komm morgen noch mal wieder. Nein, übermorgen, etwa um die gleiche Zeit. Wir werden grade von einem Topspion heimgesucht.«
     
    »Wir von der Botschaft haben unter diesen Umständen die Pflicht, Nigel, für logistische Unterstützung zu sorgen«, fuhr Maltby knapp und geschäftsmäßig fort. »Einverstanden?«
    »Mag sein«, sagte Stormont zweifelnd.
    »Wir müssen helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Lob spenden, Mut zusprechen, Ruhe verbreiten. Den Leuten auf dem Feuersitz die Last erleichtern.«
    »Fahrersitz«, sagte Stormont zerstreut. »Beziehungsweise Feuerlinie, falls Sie das gemeint haben sollten.«
    »Vielen Dank. Wieso komme ich eigentlich jedesmal durcheinander, wenn ich mal eine moderne Metapher verwenden will? Ich habe mir wohl gerade einen Panzer vorgestellt. Einen von Gullys, mit Goldbarren bezahlt.«
    »Durchaus möglich.«
    Maltbys Stimme gewann an Kraft, als wollte er das Publikum vor dem Pavillon an seiner Rede teilhaben lassen; aber da war niemand. »Jedenfalls habe ich in diesem Geiste engagierter Zusammenarbeit den Herrschaften in London erklärt – und da werden Sie mir sicher beipflichten –, daß Andrew Osnard ungeachtet seiner hervorragenden Talente zu unerfahren sei, um mit derart großen Geldbeträgen umzugehen, ob nun in Form von Scheinen oder Goldbarren. Und daß es sowohl ihm als auch den Empfängern des Geldes gegenüber nur fair sei, ihm einen Zahlmeister zur Seite zu stellen. Als sein Botschafter habe ich mich selbstlos für dieses Amt zur Verfügung gestellt. In London hält man das durchaus für sinnvoll. Ob Osnard das auch so sieht, darf bezweifelt werden, aber er kann wohl kaum etwas dagegen einwenden, zumal ja ohnehin wir beide – Sie und ich, Nigel – die Verbindung mit der Stillen Opposition und den Studenten zu gegebener Zeit übernehmen werden. Die Herkunft von Geld aus Geheimfonds liegt naturgemäß im dunkeln, und sobald es einmal in falsche Hände geraten ist, läßt sich kaum noch nachprüfen, was daraus geworden ist. Um so wichtiger ist es daher, gewissenhaft damit hauszuhalten, solange wir noch die Kontrolle darüber haben. Ich habe beantragt, daß die Kanzlei mit einem Safe gleichen Typs ausgestattet wird, wie Osnard ihn in seinem Tresorraum hat. Das Gold – und was sonst noch – wird dort gelagert, und Sie und ich werden gemeinsam die Schlüssel hüten. Wenn Osnard eine größere Summe zu brauchen glaubt, kann er zu uns kommen und den Fall vortragen. Vorausgesetzt, die Summe liegt innerhalb der vereinbarten Richtlinien, werden Sie und ich das Geld gemeinsam entnehmen und in die geeigneten Hände legen. Sind Sie reich, Nigel?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Hat die Scheidung Sie zum armen Mann gemacht?«
    »Ja.«
    »Das habe ich mir gedacht. Und mir wird es nicht anders gehen, wenn es mal soweit ist. Phoebe ist nicht leicht zufriedenzustellen.« Er bat Stormont mit einem Blick um Zustimmung, aber der sah auf den Pazifik hinaus und verzog keine Miene.
    »Wie unsinnig das Leben ist«, versuchte Maltby Konversation zu machen. »Da sind wir beide in den besten Jahren, gesunde Männer mit gesunden Ansprüchen. Wir haben Fehler begangen, wir haben uns ihnen gestellt und daraus gelernt. Und wir haben noch ein paar kostbare, herrliche

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