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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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könnte sich verpflichtet fühlen, sich Ihnen erkenntlich zu zeigen.«
    Pause. Er sah verwirrt in die Bucht hinaus und schien sie mit der Themse zu verwechseln.
    »Andrew!« – sagte er plötzlich wieder wach.
    »Sir?«
    »Dieser Stormont.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Ist in Madrid auf die Nase gefallen. Hat sich mit einem Flittchen eingelassen. Hat sie geheiratet, wenn ich mich recht erinnere. Hüten Sie sich vor ihm.«
    »Okay.«
    »Und vor ihr, Andrew.«
    »Okay.«
    »Haben Sie eine Frau hier?« – er sah sich scherzend um, blickte frivol und munter unters Sofa, hinter die Vorhänge. »Keine scharfe Tropenmieze irgendwo versteckt? Sie brauchen nicht zu antworten. Noch mal auf Ihr Wohl. Verschwiegener Bursche. Sehr klug.«
    »Dazu war ich etwas zu beschäftigt, Sir«, gestand Osnard mit bedauerndem Lächeln. Aber er wollte sich nicht abwimmeln lassen. Vielleicht ließ sich etwas in Luxmores Unterbewußtsein schmuggeln, worauf man dann später zurückgreifen konnte. »Ich finde allerdings, um es ganz vollkommen zu machen, sollten wir gleich zwei sichere Häuser nehmen. Eins für das Netzwerk, und dafür wäre ich natürlich allein verantwortlich. Beste Lösung wäre die Cayman Islands Holding Company – und ein zweites Haus – Zugang nur für einen stark begrenzten, ausgewählten Personenkreis, und eher repräsentativ eingerichtet – als Treffpunkt für Abraxas und seine Leute und – immer vorausgesetzt, wir schaffen damit keine wechselseitigen Abhängigkeiten, was ich in diesem Stadium eher bezweifle – für die Studenten. Und ich denke, auch dafür sollte wohl eher ich zuständig sein – jedenfalls was den Kauf und die Schutzmaßnahmen betrifft –, auch wenn das Haus am Ende ausschließlich dem Botschafter und Stormont zur Verfügung steht. Denn offen gesagt, dürfte es den beiden wohl an unserer Erfahrung fehlen. Ein solches Risiko brauchen wir nicht einzugehen. Würde gern Ihre Meinung dazu hören. Nicht unbedingt jetzt. Aber später mal.«
    Aus einem verzögerten Schnalzlaut seines Gebietsleiters konnte Osnard schließen, daß dieser ihm noch zuhörte, freilich nur noch gerade so. Er nahm Luxmore das leere Glas aus der Hand und stellte es auf den Keramiktisch.
    »Also, was meinen Sie, Sir? Eine Wohnung wie diese hier für die Opposition – modern, anonym, in Reichweite der Banken, niemand braucht seine gewohnte Umgebung zu verlassen – und ein zweites Haus in der Altstadt, das wir gemeinsam betreiben?« Er dachte schon seit einiger Zeit daran, in den boomenden Immobilienmarkt Panamas einzusteigen. »Zunächst einmal bekommt man in der Altstadt was für sein Geld. Der ideale Standort schlechthin. Eine anständige, professionell renovierte Maisonette in einem Altbau kostet zur Zeit etwa fünfzigtausend. In der oberen Preisklasse gibt’s Zwölf-Zimmer-Villen mit Garten, Hintereingang und Meerblick – wenn Sie da eine halbe Million bieten, rennt man Ihnen die Türen ein. In ein paar Jahren haben Sie Ihr Geld verdoppelt, jedenfalls solange niemand was Drastisches mit dem alten Club Unión anstellt, wie Torrijos damals, der den Club aus reiner Gehässigkeit zu einem Soldatenpuff gemacht hat, bloß weil man ihn dort nicht als Mitglied aufnehmen wollte. Bevor wir da was unternehmen, sollten wir uns noch mal auf den neuesten Stand bringen. Das könnte ich übernehmen.«
    »Andrew!«
    »Zur Stelle.«
    Er saugte an den Zähnen. Er schloß die Augen und riß sie wieder auf.
    »Hm, eine Frage, Andrew.«
    »Nur zu, Scottie.«
    Luxmore drehte das bärtige Haupt soweit herum, bis er seinen Untergebenen voll im Blickfeld hatte. »Diese züchtige englische Jungfrau mit der großen Oberweite und dem Schlafzimmerblick, die unsere kleine Versammlung heut abend geziert hat …«
    »Ja, Sir?«
    »Diese Frau hat es nicht zufällig dringend nötig, wie wir das in meiner Jugend genannt haben? Ich jedenfalls habe noch nie eine junge Frau gesehen, die so scharf darauf war, die ungeteilte Aufmerksamkeit eines zwei Meter großen – Andrew! Um Gottes willen! Zu dieser nachtschlafenden Zeit! Wer kann das sein?«
    Luxmore kam nicht mehr dazu, seine Ausführungen über Fran zu beenden. Das Läuten der Türglocke schwoll ohrenbetäubend an. Luxmore samt Bart verzog sich wie eine verschreckte Maus in den hintersten Winkel des Sessels.
     
    Die Ausbilder hatten Osnards Fähigkeiten in den schwarzen Künsten durchaus zu recht gelobt. Ein paar Gläser Malt-Whisky beeinträchtigten seine Reaktion nicht im mindesten, und die Aussicht, Fran

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