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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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großes Geheimnis gibt, über das du Bescheid weißt und mein Freund nicht‹, habe ich gesagt, ›wird er das Geld in der Brieftasche behalten.‹ Ich bin hart geblieben, Andy. Das muß man bei Mickie sein. Er ist ein zäher Bursche. › Du lieferst deine Pläne, Mickie‹, habe ich gesagt, ›und wir liefern unsere Philanthropie.‹ Wortwörtlich«, setzte er hinzu, während Osnard schnaufend mitschrieb und der Schweiß auf den Tisch tropfte.
    »Wie hat er darauf reagiert?«
    »Er hat sich kleingemacht, Andy.«
    » Was hat er?«
    »Sich in Schweigen gehüllt. Ich mußte ihm alles aus der Nase ziehen, wie bei einem Verhör. › Harry, Junge‹, sagt er, ›wir sind doch beide Ehrenmänner, also will ich auch kein Blatt vor den Mund nehmen.‹ Er kam ziemlich in Wallung. ›Wenn du mich fragst: wa nn ,dann sage ich: nie . Niemals .‹« Der Eifer in Pendels Stimme war äußerst lebensecht. Man spürte sofort, daß er dabeigewesen war, daß er Abraxas’ Leidenschaft mitempfand. »›Weil ich niemals auch nur die allerkleinste Einzelheit von dem preisgeben werde, was mir aus streng geheimen Quellen zugänglich gemacht wurde, solange ich das nicht mit jedem einzelnen von ihnen abgesprochen habe.‹« Er senkte die Stimme zu einem feierlichen Versprechen. »›Erst dann erfährt dein Freund von mir den Operationsplan meiner Bewegung, dazu eine Erklärung über ihre Ziele und Träume, unser Grundsatzprogramm für den Fall, daß wir tatsächlich einmal den ersten Preis in der großen Lotterie des Lebens gewinnen sollten, und sämtliche nötigen Daten und Fakten über die heimlichen Machenschaften dieser Regierung, die ich geradezu für diabolisch halte – vorausgesetzt, mir werden gewisse absolut feste Zusagen gemacht.‹«
    »Zum Beispiel?«
    »›Zum Beispiel, daß meine Organisation mit sehr viel Umsicht und Respekt behandelt wird, daß jeder Schritt im voraus mit Harry Pendel abgeklärt wird, jedes noch so geringfügige Detail, das meine Sicherheit betrifft und die Sicherheit derer, für die ich verantwortlich bin, und zwar ohne jede Ausnahme.‹ Punkt.«
    Schweigen. Osnards starrer, finsterer Blick. Und Harry Pendels konfuse Miene, als er Mickie vor den Folgen seiner falsch eingeschätzten Liebesgabe zu schützen suchte.
     
    Osnard sprach als erster.
    »Harry, alter Freund.«
    »Was gibt’s, Andy?«
    »Kann es sein, daß Sie mir was verheimlichen?«
    »Ich erzähle Ihnen, wie es sich abgespielt hat, was Mickie und ich gesagt haben.«
    »Das ist ungeheuer wichtig, Harry.«
    »Darüber bin ich mir durchaus im klaren, Andy.«
    »Das ist die ganz große Nummer. Das, wozu wir zwei überhaupt auf der Welt sind. Wovon London seit langem träumt: eine weitverzweigte, bürgerlich radikale Freiheitsbewegung, durchorganisiert und bereit, auf Kommando für die Demokratie in den Kampf zu ziehen.«
    »Mir ist nicht ganz klar, wohin uns das eigentlich führen soll, Andy.«
    »Jetzt ist nicht die Zeit, daß Sie in Ihrem eigenen Kanal herumpaddeln. Kapiert?«
    »Nicht direkt, Andy.«
    »Vereint sind wir stark. Getrennt sind wir am Arsch. Sie liefern mir Mickie, ich liefere Ihnen London, so einfach ist das.«
    Pendel hatte eine Idee. Eine wunderbare Idee.
    »Er hat noch eine weitere Bedingung gestellt, Andy, die ich Ihnen unbedingt nennen sollte.«
    »Und, das wäre?«
    »Ehrlich gesagt, etwas sehr Lächerliches; ich fand es wenig sinnvoll, Ihnen das mitzuteilen. ›Mickie‹, habe ich zu ihm gesagt, ›damit kommst du niemals durch. Jetzt hast du den Bogen überspannt. Jetzt hast du wahrscheinlich für lange Zeit zum letztenmal von meinem Freund gehört.‹«
    »Weiter.«
    Pendel lachte, aber nur innerlich. Er hatte einen Ausweg gefunden, ein riesengroßes Tor in die Freiheit. Das Redetalent strömte ihm durch den ganzen Körper, kitzelte ihn an den Schultern, pochte in seinen Schläfen und brauste ihm in den Ohren. Er holte Luft und formulierte den nächsten langen Absatz:
    »›Es geht um die Modalitäten bei der Auszahlung des Geldes, das dein verrückter Millionär in meine Stille Opposition pumpen möchte, um sie zu einem ebenbürtigen Werkzeug der Demokratie für eine kleine Nation auf der Schwelle zur Selbstbestimmung und allem, was das mit sich bringt, zu machen.‹«
    »Also was denn nun?«
    »Das Geld ist im voraus zu zahlen, Andy. Die vollständige Summe in bar oder in Gold«, antwortete Pendel zerknirscht. »Banken dürfen aus Sicherheitsgründen nicht eingeschaltet werden, also keine Überweisungen, keine Schecks. Das

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