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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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wie bei ihrer letzten Begegnung, sondern sie zeigten ein fast entspanntes, siegesgewisses Lächeln.
    In der rechten Hand hielt er eine offene PET-Wasserflasche, auf deren Boden er einen Rest Wasser unablässig kreisen ließ. Hinter ihm, im Halbdunkel, leuchteten die gespenstischen Leiber der toten Frauen.
    »Du hast wasserfeste Schminke benutzt«, stellte der Albino fest. Seine Stimme war so leise wie emotionslos.
    Jan gab keine Antwort. Er war zu sehr damit beschäftigt, den Schock zu verdauen.
    »Wolltest du es wegmachen?«
    »Was … wegmachen?«, fragte Jan heiser.
    »Dein Mal. Was sonst?«
    Jan versuchte, den Kopf zu schütteln, doch die Schmerzen im Nacken hielten ihn davon ab. Vorsichtig versuchte er die Beine zu bewegen, versuchte, überhaupt etwas zu bewegen. Ohne Erfolg.
    »Meine Mutter hat auch immer wasserfeste Schminke benutzt. Trotzdem, wenn ich gegessen oder getobt habe, hat sie nicht gehalten. Wollte deine Mutter, dass du dich schminkst?«
    »Nein.« Gott, wie seine Stimme klang! Viel zu leise. Viel zu verzagt.
    »Willst du meinen Namen wissen?«
    Jan atmete, versuchte, ruhig zu bleiben. Bloß keine Panik!
    »Du bist Psychologe. Psychologen versuchen doch immer, die Leute mit Namen anzusprechen, um eine persönliche Bindung herzustellen.« Er legte den Kopf schief. »Denkst du, es könnte helfen?«
    Jan schluckte. Es schmerzte in der Kehle. In seinem Kopf rasten die Gedanken umeinander.
    »Ich bin F-j-o-d-o-r.« Seine Lippen malten den Namen geradezu.
    Fjodor. Ein russischer Name, dachte Jan. War Fjodor etwa Ava Bjelys Bruder? Hatte Ava Bjely überhaupt den Namen ihres Bruders genannt?
    »Ich werde dich jetzt töten …«
    Jan schnappte nach Luft. Die Schlichtheit der Ankündigung nahm ihm den Atem. Panik stieg in ihm auf. Konzentrier dich! Tu was, verdammt! Rede mit ihm!
    »… und es ist vollkommen egal, was du jetzt sagst. Du warst schon unter der Brücke tot. Eigentlich warst du schon in Frankreich tot, als du dich in ihren Kopf geschlichen hast.«
    »Woher kennen Sie Laura?«, fragte Jan mit belegter Stimme. »Wer sind Sie?«
    Anstelle einer Antwort hob Fjodor einen dünnen runden Gegenstand vom Boden auf. Erst als er die beiden Holzgriffe auseinanderzog, erkannte Jan den charakteristischen Draht. Es war eine Garotte.
    Jan war wie paralysiert. In seinem Kopf herrschte ein einziges Chaos.
    »Sie hat mich angespuckt, weißt du? Mich! Wegen einem Schwächling wie dir!« Die Ornamente bewegten sich wie schwarze Nattern, während er Speichel im Mund sammelte. Dann spie Fjodor kraftvoll aus.
    Jan kniff die Augen zu, als ihm der Speichel ins Gesicht flog. Mit einem Mal kam er zur Besinnung, als hätte er einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht bekommen. »Wo ist sie?«, fragte er. »Wo ist Laura?«
    »Sie ist weg, verdammt!«, schrie Fjodor. Sein ruhiges emotionsloses Flüstern war wie weggewischt. »Weißt du, wie weh das tut? Weißt du, was ich alles für sie getan habe? Wie ich gelitten habe? Wie ich mich zurückhalten musste? Ich habe sie mir verdient. Jahr für Jahr. Jeden Zentimeter ihrer Haut. Jedes Haar von ihr ist meins. Und dann kommst du und nimmst sie dir einfach?« Auf seiner Stirn glänzte es, und auf seinem Hemd trat ein Schweißfleck hervor. »Das lasse ich nicht zu.«
    Fjodor straffte die Garotte ruckartig, und der Metalldraht zitterte. Jans Gedanken überschlugen sich. Fjodor wusste nicht, wo Laura war? Aber hatte Ava Bjely nicht gesagt, ihr Bruder hätte Laura hierher gebracht? Dann musste Laura aus eigener Kraft entkommen sein. Aber was, wenn Fjodor gar nicht der Bruder war? Wenn das alles nur ein ungeheurer Zufall war? Dann musste Laura doch irgendwo hier …
    Nein! Solche Zufälle gab es nicht.
    Oder doch?
    Aber wer war dann Fjodor? Etwa Peter Nolte?
    Jan starrte Fjodor an, versuchte hinter den Ornamenten seine Gesichtszüge zu erkennen und sie im Geiste mit denen auf dem Foto von Peter Nolte zu vergleichen. »Was ist damals im Wald von Nordholm passiert?«, fragte er.
    Fjodor ließ den Draht sinken. »Was glaubst du? Du bist doch da gewesen. Hast dich erkundigt. Und deine Nichten vorgeschoben. Und deine Schwester in all das mit reingezogen. Und diesen Schönling … Gregor. Ohne sein Ohr sieht er nur noch halb so schön aus, nicht wahr? Wie viele Menschen sind inzwischen wegen dir gestorben, Jan Floss?«
    Mit einer raschen Bewegung warf Fjodor ihm den Draht um den Hals und zog an den Enden, so dass sich das Metall in sein Fleisch drückte.
    Jan schnappte nach Luft, dies konnte

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