Der Schock: Psychothriller (German Edition)
Breitling draufgegangen.«
Instinktiv griff sich Norbert ans Handgelenk, ließ es aber sofort wieder los. »Blödsinn. Die liegt unten. Was soll der Scheiß?«, schoss er wütend zurück.
»Na, na«, brummte Peters, der zweite Beamte, ein schlaksiger Mann mit Schnauzbart, der jederzeit bereit schien, sich mit ein paar routinierten Handgriffen Respekt zu verschaffen. »Jetzt beruhigen Sie sich mal, alle beide.«
»Beruhigen? Ich mich beruhigen?« Norbert war puterrot geworden. »Soll das etwa heißen, Sie glauben ihm?«
»Bisher glaube ich gar nichts«, entgegnete Peters brüsk.
Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus.
Schüssler räusperte sich. »Vermutlich ist das alles nur ein Missverständnis, Herr Floss. Aber wir müssen dem nachgehen. Die ganze Sache wäre sicher schnell erledigt, wenn Sie uns einen raschen Blick in Ihre Wohnung werfen lassen.«
Jans Herz setzte für einen Moment aus. »Ich nehme an«, sagte er beherrscht, »dafür brauchen Sie eigentlich einen Durchsuchungsbefehl. Richtig?«
Schüsslers Augen wurden schmal, und er fixierte Jan. »Einen Durchsuchungsbefehl?«
Jan biss sich auf die Lippen. Er ahnte, was jetzt kommen würde.
»Herr Floss«, seufzte Schüssler, »natürlich können Sie sich weigern. Bisher hatte ich allerdings den Eindruck, Sie haben ein Interesse daran, dass das hier möglichst rasch vorbei ist. Also sollten Sie uns helfen. Immerhin geht es darum, dass jemand vermisst wird. Das ist eine ernste Sache, finden Sie nicht?«
Peters, der Beamte mit dem Schnäuzer, assistierte mit einem Nicken.
Jan schwieg. Sein Puls trommelte. Das Bild der blaugefrorenen Leiche drängte sich ihm auf, ließ ihn nicht los.
Schüssler zog die Brauen hoch und wartete sichtlich ungeduldig auf eine Antwort. »Hören Sie, wir können das auch anders lösen. Ich bleibe hier vor Ihrer Haustür, mein Kollege geht ins Präsidium und besorgt uns den Durchsuchungsbefehl. Und wenn wir dann wieder klingeln, dann mit einer ganzen Menge Leute und ziemlich schlechter Laune.«
»Also schön«, murmelte Jan. »Wenn Sie ungemachte Betten und Erbrochenes in der Küche nicht stören.« Er öffnete die Tür und gab den Flur frei.
»Erbrochenes«, murmelte Norbert und runzelte die Stirn. Schüssler und Peters, mit Norbert im Schlepptau, betraten die Wohnung. Ihre Schritte auf der Treppe polterten in Jans Ohren wie die eines ganzen Spurensicherungsteams. In einem Sekundenblitz sah Jan Menschen in weißen Overalls, mit straff gespannten Handschuhen und einem Haufen kleiner Plastiknummern, die überall in seiner Küche zur Beweissicherung aufgestellt wurden.
»Ich seh mich um«, kündigte Schüssler an und warf einen Blick auf den gelblichen brockigen Auswurf auf dem Parkett. Sein Kollege blieb mit Jan in der Küche. Norbert stand herum wie Falschgeld.
Jan lehnte sich mit dem Rücken an den Tiefkühlschrank. So konnte ihn wenigstens sein Blick nicht verraten. »Nur zu«, murmelte er. Er überlegte, ob er vielleicht einen Espresso anbieten sollte, um abzulenken. Dann fiel ihm auf, dass seine Hände zitterten.
Rasch verschränkte er die Arme und musterte den Fußboden, während er Schüssler in seinem Schlafzimmer schnaufen hörte. Offenbar ging er auf die Knie, um unters Bett zu sehen. Dann wurden die Schranktüren geöffnet, Kleiderbügel klimperten.
»Schlafzimmer ist sauber.«
Norbert grunzte und trat von einem Fuß auf den anderen.
Jan sah zu Boden und überlegte angestrengt, wie er verhindern konnte, dass die Küche ähnlich genau durchsucht wurde, als sein Blick plötzlich auf einen Fleck auf dem Parkettboden fiel. Er war dunkelrot und etwa einen halben Zentimeter lang, direkt am Fuß des Mittelblocks der Küche, da, wo Norbert stand.
Jan brach der Schweiß aus.
»Was ist das denn hier?«, fragte Schüssler, der im Flur vor dem Schlafzimmer stand, und pochte an eine schmale Tür.
»Abstellkammer«, brachte Jan mit rauer Stimme hervor.
»Und warum läuft da Wasser raus?«
Wasser? In der Abstellkammer? Jan stutzte.
Im selben Moment schrillten alle Alarmglocken in seinem Kopf, seine Nackenhaare stellten sich auf, und er spürte, wie seine Beine zu Pudding wurden.
Die Klinke zur Abstellkammer wurde heruntergedrückt. Die Türscharniere quietschten kurz und hoch.
»Jetzt sieh sich einer die Sauerei an«, sagte Schüssler.
Peters und Norbert setzten sich gleichzeitig in Bewegung.
»Tiefkühlpizza«, tönte es aus der Abstellkammer. »Und Hähnchen und Eiswürfel. Alles abgetaut!«
So leise wie
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