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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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überall Mädchen, nicht Schulkinder, sondern junge Damen, manche mit recht beachtlichem Busen. Alec hatte keine Ahnung, wie er sich ihnen gegenüber verhalten sollte. Seine schüchterne Verwirrtheit wirkte nur als Reizmittel zum Flirten. Ein schamloses kleines Luder lockte ihn in den Lehrmittelschrank und lud ihn tatsächlich ein, sie zu küssen. Er war verstört davongelaufen und hatte in seiner Panik einen Steinkrug voll Tinte umgeworfen, was eine fürchterliche Schweinerei machte und ihn fünf Shilling kostete. Er fühlte reuig, daß Desmond diese Begegnungen erfolgreicher hinter sich gebracht hätte. Er hielt seinen Vetter für welterfahren und elegant wie ein Smaragdarmband und beneidete ihn verzweifelt.
    «Gehen wir in diese Kneipe und trinken wir etwas», sagte Desmond und hielt den Wagen an.
    Die Kneipe war ein großes, modernes Gebäude mit Tudor-Allüren, ein Rasthaus, wie Desmond erklärte. Sie gingen in die lange, helle Bar, wo Desmond zwei helle Ales bestellte und das hübsche Mädchen hinter der Theke neckte. Die Schule mit den hohen Rechnungen und mysteriösen Traditionen hatte ihm eine ganze Menge Manieren und ein enormes Selbstvertrauen beigebracht. Das Jahr, das er eben in Genf in einem international orientierten, kostspieligen Etablissement verbracht hatte, hatte Dinge wie Philosophie, Sprachen, Tischlerei, schwedische Gymnastik und einen bezaubernden Konversationsstil hinzugefügt. Das Ganze war höchst eindrucksvoll, besonders für Bardamen.
    «Dieses Asthma ist wirklich lästig.» Alec kletterte auf den Hocker aus rotem Leder und Chrom. «Ich habe nun schon wirklich alles versucht. Ich habe mir sogar Tabletten schicken lassen, die laut Annonce     «Daher also der scheußliche Gestank in deinem Schlafzimmer?» rief Desmond. «Ich dachte, du hättest dein Kissen angezündet.»
    Alec hatte fast den ganzen August seit Desmonds Rückkehr in der Queen Street verbracht, da Graham hoffte, daß seine Gesellschaft die Gedanken - oder wenigstens die Hände - seines Sohnes von den Hausmädchen ablenken würde. Desmond selbst hatte der Einladung gegenüber eine gleichgültige Haltung an den Tag gelegt. Sein Vetter mochte zwar ein trauriger kleiner Kümmerling sein, aber er konnte sich daran ergötzen, vor ihm zu prahlen. Ansonsten behandelte er ihn mit gutmütiger, höflicher und grenzenloser Geringschätzung, dem Erbteil des Engländers, der eine Public School besucht hat.
    «Es tut mir leid wegen des Gestanks», entschuldigte sich Alec. «Ich werde sie nicht mehr rauchen. Sie enthalten Stramonium, ich glaube, es steht auf dem Etikett.»
    «Oh, du darfst nicht meinetwegen leiden. Rauch nur weiter. Aber können wir nicht von etwas anderem sprechen? Mir scheint, wir diskutieren immer nur über dein Asthma. Reden wir von Cambridge.»
    «Ich beneide dich, daß du schon im Oktober anfängst. Schau mich an - fast gleich alt, und noch ein ganzes Jahr scheußliche Paukerei bei Turton vor mir. Selbst wenn sie mich schließlich hineinbringt.»
    «Du kommst sicher hinein, Schnaufer. Jeder kann nach Cambridge kommen, wenn er einen sauberen Kragen, den richtigen Akzent und genügend Geld hat. Sie nehmen es nicht so genau mit dem Verstand.» Vor dem Zweiten Weltkrieg war die höhere Bildung, wie das Autofahren, unbeschwerter, eher ein Vorrecht der Begüterten, und machte viel mehr Spaß. «Jedenfalls sind sie in Latimer nicht furchtbar wählerisch.»
    «Wahrscheinlich nicht», gab Alec zu.
    Latimer College war für Alec wegen seiner Beziehungen zu der alten Missionsgesellschaft seines Vaters gewählt worden. Es räumte den Söhnen solcher Würdenträger seine niedrigsten Gebühren und seine unwohnlichsten Zimmer ein. Desmond hatte schon ein ganzes Jahr vorher alle vier Teile seines First M. B. in Cambridge bestanden, in Grundlagen der Biologie, Physik sowie der anorganischen und organischen Chemie, um vom Lady Clarice Hall aufgenommen zu werden. Dies war ein kleines College zwischen Clare und King’s, mit entzückenden Gärten, die bis zu den Parkanlagen am Fluß hinuntergingen, einem teuren Lebensstandard und einem Air von Selbstgenügsamkeit, die man mit Snobismus verwechseln konnte.
    Desmond zündete sich eine Zigarette an. «Ich werde vermutlich in Cambridge bleiben und den zweiten Teil der

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