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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Menschheit neue Nasen, neue Ohren, neue Kinne geben werden, so leicht, wie wir heute Zähne ziehen. Wir werden die Konturen ihrer Brüste und Hinterteile ändern. Wir werden die Verwüstungen des Alters wegwischen. Die angeborenen Züge werden nicht mehr bestimmend sein. Wir werden uns die Funktionen des Allmächtigen aneignen! Und wenn Sie sich anstrengen», erklärte Sarasen, indem er ohne Schwierigkeit von hochtrabenden Verallgemeinerungen auf kommerzielle Einzelheiten einging, «kann ich Ihnen in fünf Jahren ein Einkommen garantieren... Herein!»
    Diese Beschreibung der Straße ins Gelobte Land wurde von einem Klopfen an der Bürotür und vom Erscheinen Leutnant Haileyburys unterbrochen. Die beiden jungen Männer starrten einander an. Haileybury nickte schweigend. Da die Bevölkerung der Erde nach Kriegsende wie Treibsand umhergetrieben wurde, empfanden beide dieses zweite Zusammentreffen als ausgesprochenes Unglück.
    «Überlegen Sie es sich, Dr. Trevose.» Der Sarazene blätterte angelegentlich in den Papieren auf seinem Schreibtisch. «Ich gebe Ihnen zwei Tage. Schreiben Sie nicht. Telephonieren Sie. Zeit ist Geld. Eric, würden Sie bitte den Doktor hinausbegleiten.»
    Haileybury nickte wieder, ohne zu sprechen. Die beiden überquerten das allzu glatt gebohnerte Parkett der kleinen Vorhalle, die, wie auch alles andere im Princess Alexandra’s Hospital, einen Eindruck wohlanständiger Häuslichkeit vermittelte, die nur von einer ältlichen Kriegsfreiwilligen gestört wurde, die durch ein Messingsprachrohr ärgerlich mit jemandem stritt.
    «Darf ich annehmen, daß der Sarazene Sie eingeladen hat, in diesem Zirkus mitzumachen?» fragte er endlich. «Ich bin eben vom Urlaub zurück.»
    Graham nickte.
    «Der Mann ist natürlich ein ganz toller Kerl.» Haileyburys Ton zeigte an, daß Angebote jeglicher Art von dieser Quelle fragwürdig, wenn nicht gar unheilvoll seien.
    «Wieso arbeiten Sie dann mit ihm?»
    «Mich hat die Armee hierher beordert. Um auf ihn aufzupassen, nehme ich an. Er ist ein unmöglicher Verschwender und hat keine Ahnung von Disziplin unter den Leuten.» Sie standen vor dem verglasten Tor. «Ich an Ihrer Stelle würde nicht annehmen.»
    «Warum?»
    «Die Sache hat keine Zukunft.»
    «Ich weiß nicht, ob ich da Ihrer Meinung bin.»
    Ein kühles Lächeln hellte. Haileyburys Züge auf, die beim Anblick Grahams eingefroren waren. «Aber Sie haben ja gerade erst die Reklamerede über sich ergehen lassen.»
    «Nun ja, er hat das Gespräch fast allein bestritten», stimmte Graham zu.
    «Oh, das ist typisch. Er wollte vermutlich Ihre Reaktion sehen. Er hat schon irgendwo ein vollständiges Dossier über Sie, keine Angst. Jedenfalls kann man mit dem Sarazenen unmöglich auskommen.»
    «Auch da bin ich nicht Ihrer Meinung.»
    Haileybury lächelte wieder. «Ich sehe, Sie sind begeistert, Trevose. Beherzigen Sie meinen Rat. Entschließen Sie sich nicht, ehe Sie sich ganz außerhalb seines Magnetfeldes befinden. Sie wären nicht der erste, den es in die falsche Richtung gezogen hat.»
    Graham war verwirrt. War Haileyburys kecke Haltung reine Angabe oder ein echter Versuch, ihn einzuschüchtern? Und warum? Weil er ihn um eine Leibschüssel geschickt hatte? Manche Leute nehmen das Leben ungeheuer ernst. «Danke, Haileybury. Ich bin Ihnen für Ihren Rat sehr verbunden.»
    «Ich versuche nur, Ihnen zu helfen. Die plastische Chirurgie ist ein sehr neues Fach, wenn sie überhaupt ein Fach ist. Niemand weiß noch, wo sie eigentlich steht. Haben Sie einen Wagen?»
    «Ich gehe zu Fuß, danke. Ein schöner Nachmittag.»
    Als die Glastür hinter ihm zuschlug, traf Graham die zweitgrößte Entscheidung seines Lebens. So impulsiv, wie er sich entschlossen hatte, Edith zu heiraten, entschied er sich für den Sarazenen. Sein ganzes Leben lang, im Operationssaal und draußen, winkte ihm kein Weg so einladend wie der, auf dem selbst Engel nicht zu gehen wagten. Es war sein angeborenes Glück, daß die Engel oft hinterher herumstanden und dumme Gesichter machten. Es fiel ihm ein, daß er zum erstenmal in seinem Leben eine bezahlte Beschäftigung antrat. Er begann, wie ein Botenjunge zu pfeifen.
    Drinnen im Krankenhaus ging Haileybury geradewegs ins Büro zurück. Der Sarazene blickte ungeduldig auf. Er rechnete eben aus, wie er mit Geld, das er nicht hatte, in Aktien spekulieren könnte. Diese Übung bereitete ihm ebensoviel Vergnügen wie die Wiederherstellung einer Nase.
    «Eric, es ist doch nicht dringend, oder?» fragte

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