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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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nicht zu verstimmen. «Das war eine merkwürdige Geschichte, nicht? Ich meine, daß dein Vater diese Frau geheiratet hat. Ich hätte es nie gedacht, nicht vom Professor. Er war immer so gelehrt.»
    «In meiner Arbeit kommt man so weit, daß man von jedem alles erwartet. Sogar vom eigenen Vater.»
    «Was geschah eigentlich mit dem Buch des Professors?»
    Ihr Gesicht hellte sich auf. «Über... was war es nur? Irgend etwas Komisches mit Knochen.»
    «Es ist erschienen! Hat er es dir nicht geschickt? Vielleicht dachte er, es wäre extravagant, bei so viel Überseeporto. Weißt du, daß ich in den Augen vieler Leute nur der Sohn der größten Autorität der Welt auf dem Gebiet der Gelenkschleimhäute bin?» Er machte eine Pause. «Es ist irgendwie rührend.»
    «Aber, Graham - du stehst recht gut auf deinen eigenen Füßen. Ich sagte doch, du würdest Erfolg haben.»
    «Aber ich habe keinen Erfolg. Noch nicht. Es ist immer noch ein Kampf. Es bestehen furchtbar viele Vorurteile gegen die plastische Chirurgie. Es bestehen furchtbar viele Vorurteile gegen mich. Ich bin wahrscheinlich ehrgeizig, und das gilt in unserem bigotten Beruf, wo eine Hand die andere wäscht, als höchst unfein. Nicht, daß es mich störte. Nur meine lieben Kollegen. Bist du glücklich mit Robin?» fragte er plötzlich.
    «O ja», sagte sie fröhlich. «Wir sind glücklich miteinander, alle drei. Es ist eigentlich wunderbar. Ich dachte nie, daß ich es verdienen würde, früher einmal.»
    «Aber geht es ihm gut?» fragte Graham besorgt. Die bleierne Hautfarbe seines Bruders war in seinen Augen ein ebensolches Gefahrenzeichen wie ein bleierner Himmel für einen Seemann. «Körperlich, meine ich. Er ist furchtbar verändert.»
    «Ja, er ist seit einiger Zeit nicht recht in Ordnung», gab Edith zu. «Kopfschmerzen und so. Er versucht, es vor mir zu verbergen.»
    «Erbricht er?»
    Die Frage verblüffte sie. «Ab und zu. Am Morgen, wenn er aufsteht. Wie kommst du darauf?»
    Graham blickte düster. «Was macht sein Blutdruck?»
    «Ich weiß nicht.» Ihre Stimme klang plötzlich hilflos. «Er fiel ein- oder zweimal in Ohnmacht, und wir holten den anderen Arzt.
    Aber der ist ein Ire, der sehr viel trinkt. Ich halte nicht viel von ihm.»
    «Er sollte wirklich jemanden in London aufsuchen. Wedderburn ist zwar gestorben, aber es sind viele helle junge Leuchten da. Und ihr solltet es euch gut überlegen, ob ihr wirklich wieder in den Osten gehen wollt.»
    «Er will auf alle Fälle zurück.» Sie lächelte wieder. «Er macht jetzt schon umständliche Pläne für die Rückreise - du kennst ihn ja. Sein Leben ist dort.» Sie wandte sich um und starrte aus dem Fenster in den kleinen, staubigen Londoner Garten. «Er versucht immer... sich selbst zu erniedrigen. Es ist komisch. Nach der Missionsstation wollte er in einer Leprakolonie arbeiten. Ich sagte ihm, er sei verrückt. Die Partnerschaft, die r mit diesen Ärzten in Singapur hatte - da wurde nichts daraus, weil er sagte, er wolle nicht aus kranken Menschen Geld machen. Das heißt, es gab auch einen Streit, über die Bedingungen des Kontrakts. Ich weiß nicht genau, was, aber sie waren alle sehr zornig. Es ist zu schade. Wir hätten ein hübsches Haus in Singapur haben können, oben am Hügel beim Farrer Parc, wo die feinen Leute wohnen. Nach zwanzig Jahren hätten wir für immer nach England zurückkehren und wie die Fürsten leben können. 1944 - es ist gar nicht so lang bis dahin. Aber er ist glücklicher in Kuala Lumpur, obwohl es schwierig ist. Vielleicht, weil er sich dort wichtiger vorkommt.»
    «Er stellte immer die Ausübung seines Berufes vor den Gewinn», sagte Graham in christlicher Bruderliebe. «Im Gegensatz zu mir, wahrscheinlich.»
    «Dann ist auch noch etwas anderes.»
    «Oh?»
    Edith starrte noch immer durch das Fenster. «Komische Dinge, die er manchmal tut. Mit den Eingeborenen. Ich sah einmal, wie er ihre Füße küßte, und so. Es kommt mir vor, daß er immer gerne ihre Wunden verbindet, je ekelhafter, desto lieber. Einmal geschah etwas, als ...» Sie schluckte. «Also, er war ganz nackt und gefesselt. Ich schloß davor die Augen.» Sie wandte sich zu Graham und lächelte wieder. «Es ist komisch, nicht? Ich habe nie einer Menschenseele ein Wort davon gesagt.»
    Graham überlegte, was er zu diesem fesselnden Schauspiel sagen sollte. «Ich glaube, wir erkennen jetzt langsam, daß der Geschlechtstrieb, wie andere Segnungen, manchmal in merkwürdigen Verkleidungen

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