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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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daherkommt.»
    «Wahrscheinlich. Na, Graham - wenn ich ihn nicht geheiratet hätte, du hättest mich doch sitzenlassen, oder nicht?»
    «Unsinn!» sagte er bestimmt. Durch ihr Vertrauen ermuntert, versuchte er sie zu küssen. Er war überrascht, mit welcher Gewalt sie ihn zurückstieß.
    «Sei nicht albern», sagte sie.
    Diese Phrase war ihr Feuerlöscher für jeden lodernden Wahnsinn dieser Welt.

24

    Robin ging nicht auf Fragen nach seiner Gesundheit ein. Er schien viel mehr damit beschäftigt, großes Aufhebens um Grahams Vorbereitungen für sein Abenteuer in der Luft zu machen. Graham war schon im Blackfriars Hospital gegen Pocken (was ihm eine Entzündung eintrug) und gegen Typhus geimpft worden (was ihm ebenso unangenehm erschien wie die Krankheit selbst), aber Robin bestand darauf, daß er auch einen Spirituskocher kaufen müsse, um jeden Mundvoll Wasser zum Schutz gegen die tödlichen Choleraerreger abzukochen. Robin verbrachte seinen vergnügtesten Nachmittag seit Monaten in den Army and Navy Stores, wo er mit seinem Bruder eine Tropenausrüstung besorgte, während er einen endlosen Vortrag über die Gefahren direkter Sonnenbestrahlung auf den Kopf, der Moskitos und der Wanzen hielt. Er betonte auch, wie schnell selbst das moralische Mark eines Engländers in tropischem Klima ausgedörrt werde. Er empfahl einen Tropenhelm, reichliche Chininvorräte, eine kleine Bibel und das mächtige Werkzeug des englischen Kolonialismus, Keating’s Insektenpulver.
    Das Luftschiff war zweihundertsiebenunddreißig Meter lang, die Königin der Luft und das liebste Kind der britischen Technik. Es hatte Reihen doppelbettiger Passagierskabinen, die durch künstliche nautische Bullaugen beruhigend erleuchtet wurden. Der Speisesaal lieferte nicht nur heiße Mahlzeiten für sechzig Gäste, sondern auch heiße Musik aus dem Radiolautsprecher. Es gab ein Promenadedeck mit Schiffsreling und Liegestühlen, von denen man die Aussicht genießen konnte. Der Salon in der Größe eines Tennisplatzes war so geschmackvoll wie in irgendeinem transatlantischen Linienschiff mit Farnen und Palmen in kleinen Töpfen geschmückt. Die Möbel waren aus leichtem Korbgeflecht, damit man sie am Abend zum Tanzen umgruppieren konnte.
    Das Luftschiff sollte über Paris, Tours, Toulouse und Narbonne an den Pyrenäen vorbei (die Alpen hielt man nicht für ratsam) nach Ismailia am Suezkanal flitzen, wo ein Ankermast wie ein Wüsten-Eiffelturm eigens errichtet worden war. Während sie an dem Ankermast hingen, sollte ein Bankett stattfinden, zu dem der Hochkommissar Ägyptens an Bord kommen würde - allerdings kein Treibstoff, da man den Gestank des Dieselöls zu ekelerregend für die Nasen hoher Würdenträger hielt. Dann sollte das Luftschiff nach Karachi in Indien weiterfliegen, wo es von einem weiteren Eiffelturm und der Royal Air Force mit Gaszylindern erwartet werden sollte. Die ganze Reise würde in der unglaublichen Zeit von zweiundsiebzig Stunden beendet sein. Die Passagiere dieser Jungfernfahrt waren auf distinguierte sechs beschränkt, die Graham vermutlich gegen Übelkeit, Nervosität und andere unbekannte Gefahren der Luft behandeln sollte.
    Graham würde in Ismailia von Bord gehen, ein günstiges P. and O.-Schiff von Port Said nach Genua nehmen und dann per Bahn und Kanaldampfer nach Hause zurückkehren. Er würde knapp einen Monat von Blackfriars abwesend sein. Er freute sich auf die Fahrt, er hatte eine große Reiselust in sich entdeckt. Außerdem gab es ihm eine Verschnaufpause von Kitty Rivers. Und es war angenehm, für eine Weile von Maria wegzukommen.
    Grahams bevorstehende Abwesenheit brachte eine Menge Arbeit in Blackfriars und im St. Sebastian’s Hospital, aber er fand doch Zeit, Robin und Edith ein paarmal auszuführen. Er lud sie in His Majesty’s Theatre zu «Bitter Sweet» ein, und sogar Robin, dessen puritanische Ansichten über die Bühne ihm die Auslagen und Anstrengungen von Theaterbesuchen ersparten, gab zu, daß dieser Noël Coward einen gewissen Charme in Szene und Melodie entwickelte. Graham machte sogar ein impulsives und gleich bereutes Angebot, sie zu Alecs Schule im Badeort Birchington-on-Sea zu führen. Der Ort lag an der Spitze von Kent, nicht weit von dem Sanatorium, wohin er geschickt worden war, um dort seine Tage zu beenden. Er hatte den Vorschlag wohl aus Stolz auf seinen neuen Alvis und seine Fahrkünste gemacht, obwohl es eine enorme Entfernung war - beinahe einhundertachtundzwanzig Kilometer. Robin und Edith

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