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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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erleichterte ihr lautes Atmen, indem er ihre schlappe Zunge aus dem Rachen holte. Er fühlte ihren Puls und hob ihr Lid. Die Pupille war nicht stark erweitert, das gab einige Hoffnung. Er berührte den Augapfel mit der Fingerspitze, aber das Lid zuckte nicht zurück. «Wann hat sie es getan?»
    Robin zuckte die Schultern. «Ich weiß nicht. Sie wollte nicht gestört werden, und wir dachten, sie sei nur wegen deiner Abreise beunruhigt. Denn ging Edith wegen irgendeiner Sache zu ihr.»
    Graham packte seine Frau. Er neigte ihren Kopf und ihre Schultern über den Bettrand und stieß seine Finger in ihren Rachen. Nichts geschah.
    «Ich dachte an ein Brechmittel - Senf oder sonst etwas.» Robins Stimme klang kläglich. «Aber sie war schon bewußtlos...»
    «Verdammt! Wenn ich nur Apomorphininjektionen hätte! Die würden es hochbringen.»
    «Sollten wir sie nicht nach Blackfriars schaffen?»
    «Nein, nein, nicht Blackfriars! Ich will nicht, daß man sie dort sieht. Wir bringen sie ins Sloane Hospital.» Er legte Maria auf das Bett zurück und entfernte die Kissen, so daß sie flach lag. «Samstags hat John Bickley Dienst im Sloane - er wird wissen, was zu tun ist. Wenn nicht schon alles zu spät ist.»
    «Ich rufe einen Krankenwagen.»
    «Keinen Krankenwagen», rief Graham. «Ich will keine Krankenwagen vor dem Haus. Die Leute reden. Wir fahren sie im Auto. Sag Edith, sie soll Desmond aus dem Weg schaffen.»
    Sie trugen Maria in eine Decke gewickelt die Stiegen hinunter. Ihr Mund hing offen, ihr Kopf sackte auf die Schultern, ein nackter Fuß stand aus dem Bündel heraus. Graham legte sie auf den Rücksitz des Alvis, wo Robin saß.
    John Bickley war telefonisch vorbereitet worden und wartete in der Ambulanz. Er legte Maria auf die lederbezogene Couch und kippte ein Ende, bis ihr Kopf den Boden berührte. Er pumpte aus dem Narkoseapparat Sauerstoff in sie, indem er einen Sack preßte, der wie eine rote Fußballblase aussah. Dann führte er einen dicken Schlauch durch ihren Hals in den Magen und spülte ihn mit Salzlösung aus. Robin hatte beschlossen, auf dem Gang zu warten, entweder aus Taktgefühl oder weil er fand, daß der kleine Raum mit zwei Schwestern schon überfüllt war.
    «Ich gebe ihr eine Strychnininjektion.» John Bickley zog die Ampulle in eine Spritze auf. «Wenn wir Glück haben, bringen wir damit die Atmung in Gang. Ich wollte nur, ich hätte so ein neues deutsches Analeptikum. Die würden die Toten erwecken.»
    «Wie sind ihre Chancen?» murmelte Graham.
    «Oh, wir bringen deine Frau durch.» John hatte den professionellen Optimismus der Anästhesisten. «Aber es ist eine ziemlich scheußliche Strafe für ein so kleines Versehen.»
    «Versehen?»
    «Ja. Das Versehen, nach der falschen Flasche zu greifen.»
    Graham sah ihn schweigend an. Beide erkannten, daß die Lüge begründet werden könne, wenn sie einander belogen.
    «Ja, ein höchst unglückseliges Versehen», sagte er.
    Maria stöhnte und bewegte den Kopf.
    «Du mußt ihr wirklich einschärfen, die Etiketten zu lesen, so wie: wir unseren Krankenschwestern», sagte John.
    Graham saß, plötzlich erschöpft, auf einer kurzen Holzbank. Sein Herz erwärmte sich für den Anästhesisten. Marias Selbstmordversuch mußte irgendwie vertuscht werden. Er war schändlich und warf ein schlechtes Licht auf ihn selbst. Im Blackfriars Hospital durfte niemand Verdacht schöpfen. Als sie einen Arm bewegte, brachte sie John Bickley in eine weniger drastische Schräge, griff nach einem Sphygmomanometer, band die Manschette fest und horchte mit dem Stethoskop an ihrem Ellenbogen.
    «Der diastolische Blutdruck ist gar nicht schlecht», erklärte er. «Das zeigt, daß wir Fortschritte machen. Sie hat allerdings ein paar Extrasystolen.»
    Graham drehte sich um, als die Tür des Unfallzimmers auf ging. Zu seiner Bestürzung erschien Mr. Cramphorn, im Pfeffer-und-Salz-Anzug, mit Halbmondbrille, braunen Schuhen und rauchender Pfeife. Verdammt! dachte Graham. Er hatte übersehen, daß samstags auch Cramphorn im Sloane Dienst hatte.
    «Ja, guten Tag! Trevose, was ist los? Ihre Frau, nicht wahr? Nichts Ernstes, hoffe ich?»
    «Ja, es ist Maria, sie nahm eine Überdosis Chloralhydrat. Irrtümlich.»
    «Oh, das tut mir leid. So ein Pech. Ich hoffe, sie erholt sich schnell. Kann ich irgend etwas für Sie tun? Sie ist ja in guten Händen, wie ich sehe. Mein innigstes Mitgefühl.»
    Graham fluchte. Der Mann sah recht gut, was geschehen war. Am Montag würde ganz Blackfriars von dem

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