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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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wirst gesund werden.»
    «Oh, ich erinnere mich...» Sie lächelte schwach. «Ich war dumm, nicht wahr?» Es erinnerte ihn an den Nachmittag, wo sie in der Half Moon Street ohnmächtig geworden war. «Du hast meinen Stolz verletzt, Graham.»
    Er nickte schuldbewußt. Irgendwo in dem gedopten Blut, das durch ihren vor der Zeit vertrockneten Körper floß, hielt sich noch der Geist der alten Maria Cazalay auf.
    «Wie hat man mich gefunden? Ich dachte, du wärst schon im Luftschiff? Ich bin in letzter Zeit so verwirrt.»
    «Edith fand dich. Ich war noch im Krankenhaus.» Er hielt ihre Hand fester. «Ich verspreche dir, es wird nicht mehr vorkommen — keine anderen Frauen. Ich war närrisch, selbstsüchtig, herzlos. Es wird niemals mehr geschehen. Niemals!»
    «Graham, verlasse mich nicht - laß mich nicht allein. Nicht in fremden Händen. Alle sind mir jetzt Fremde. Nur du nicht.»
    «Ich verlasse dich nicht. Ich werde dich nie verlassen.»
    Das flüchtige Lächeln erhellte wieder ihr weißes Gesicht. «Du warst immer so rücksichtsvoll zu mir. Sogar auf unserer Hochzeitsreise.»
    Bald darauf fiel sie in normalen Schlaf. Graham saß neben ihr und prüfte jede halbe Stunde ihren Puls. Um sechs Uhr früh fiel ihm auf, daß er seit dem Frühstück am Vortag nichts mehr gegessen hatte. Maria war außer Gefahr. Er konnte nach Hause gehen. Es war noch dunkel, ein abscheulicher Morgen, kalt und naß. Kein Taxi weit und breit, und er hatte Robin gesagt, er solle den Alvis nehmen. Er schlug seinen Rockkragen hoch und ging von der Oxford Street im Regen nach Norden, wie er vor Jahren von Marias Haus in der Half Moon Street zu Fuß weggegangen war. Er fühlte sich ebenso schwermütig, und, was schlimmer war, voller Scham. Von jetzt an, beschloß er feierlich, würde er nur noch Maria gehören. Er würde sich seine Befriedigung aus seiner Arbeit holen und Patienten wie dem Fabriksmädchen, das er vor nicht einmal einem Tag verstümmeln mußte, mehr Zeit widmen. Er würde Marias rechtlich angetrauter Gatte sein, in gesunden wie in kranken Tagen. Zuletzt setzte sie doch immer ihren Willen durch, so oder so.
    Das Haus in Primrose Hill war dunkel, die Zeitungen lagen auf der Stufe neben der Milch. Graham hob sie gedankenlos auf, während er seinen Schlüssel hervorkramte. Obenauf lag die Sunday Times mit ihrer uninteressanten Vorderseite voller Inserate, darunter, da die Daily Press, die sie sonst bezogen, keine Sonntagsausgabe hatte, der Sunday Express. Die Schlagzeile fiel ihm in die Augen:

    R-101-KATASTROPHE: 45 TOTE

    Seine Hand begann zu zittern. Er las weiter.

    Luftschiff stürzt in Flammen ab Berühmte Luftasse verunglückt

    Lord Thomson und Sir S. Brancker tot

    NUR ACHT GERETTET:

    45 IN EINEM INFERNO EINGESCHLOSSEN

    Edith war in der Küche und hatte den Teekessel auf gestellt. Sie trug ihren Morgenrock. Als sie sein Gesicht sah, rang sie nach Luft. «Maria!» stieß sie hervor. Aber er sagte schnell: «Maria geht es gut», und legte schweigend die Zeitung auf den Tisch. Edith las, ihre Augen wurden immer größer. «Oh, Graham!» Sie warf ihre Arme um ihn, drückte und küßte ihn. «Oh, Graham, du lebst, du lebst!»
    «Und wie ich lebe! Gott sei Dank bin ich nicht mitgeflogen.»
    «Oh, Graham, Graham, Liebling!» Edith begann zu weinen. «Ich weiß nicht, was ich in einer Welt anfinge, wo du nicht irgendwo wärst. Ehrlich, ich weiß es nicht. Ich denke an dich, wo immer ich bin, ob nah oder fern.»
    Er nahm ihren Kopf zart zwischen seine Hände. Der Schock, davongekommen zu sein, verging langsam. «Aber, aber, du liebst mich ja immer noch», beschuldigte er sie lächelnd.
    «Oh, sei nicht albern», sagte Edith schwach. Sie putzte sich die Nase. Die Nachricht war zuviel für ihren Wortschatz. Sie starrten einander schweigend an. «Ich nehme an, du brauchst jetzt eine Tasse Tee?» sagte sie.
    Sie war praktisch wie immer.
    Im Lauf des Tages, als ihm das Telefon mit Anfragen und sogar Beileidsbezeigungen aufweckte, überkam Graham ein merkwürdiges Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben. Plötzlich erinnerte er sich. Es war die Inviolable, zum zweitenmal. Er konnte kaum glauben, daß sein Schicksal zweimal eine so glückliche Wendung genommen hatte.
    Montag brachte die Daily Press, die über den journalistischen Haupttreffer des jungen Arthur Christiansen pikiert war, die Geschichte von Grahams Entkommen auf der ersten Seite. Er hörte später amüsiert, daß sogar Haileybury ziemlich betrübt schien, als er von

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