Der Schoenste Fehler Meines Lebens
Wegbeschreibung kam ihr irgendwie bekannt vor. Ihr Blick flog ans untere Ende der Seite, wo der Name der Person, für die sie arbeiten würde, gedruckt stand.
Francesca Beaudine
Sie zerknüllte das Papier in ihrer Faust. Welches Spiel spielte Francesca? Glaubte sie allen Ernstes, Meg würde den Job annehmen? Nur, Meg hatte genau das bereits getan.
Sie streifte sich ihr HAPPY-PRINTING-COMPANY-T-Shirt über den Kopf und stampfte in ihrer Küche auf und ab, verfluchte dabei Francesca, verfluchte sich dafür, das Informationsblatt nicht gelesen zu haben, solange sie sich noch hätte weigern können. Hätte sie es getan? Wahrscheinlich nicht. Ihr dummer Stolz hätte das nicht zugelassen.
Die Versuchung, das Telefon zu nehmen und Ted anzurufen, war fast unwiderstehlich. Doch sie machte sich ein Sandwich und ging damit hinaus auf den Friedhof, wo sie allerdings feststellen musste, gar keinen Appetit zu haben. Es war kein Zufall, dass das passierte, während er weg war. Francesca hatte einen listigen Angriff geplant, um Meg in ihre Schranken zu verweisen. Und dabei dürfte es für sie keinen Unterschied machen, ob Meg annahm oder nicht. Sie wollte ein Exempel statuieren. Meg war eine Außenseiterin, eine vom Glück verlassene Rumtreiberin, die gezwungen war, für einen mageren Stundenlohn zu arbeiten. Eine Außenseiterin, die nur als Mitglied des Personals Zugang zu Francescas Haus bekam.
Meg warf das Sandwich ins Unkraut. Auch egal!
Sie erreichte das Grundstück der Beaudines am nächsten Morgen um kurz vor zehn. Zu ihrer weißen Bedienungsbluse und dem Miu-Miu-Mini trug sie ihre funkelnden rosa Plateauschuhe. Das waren zum Arbeiten zwar nicht die bequemsten Schuhe, aber am besten verteidigte man sich gegen Francesca mit einer heftigen Offensive, und diese Schuhe würden ihr eindeutig vermitteln, dass sie nicht vorhatte, unsichtbar zu sein. Meg würde ihren Kopf hochhalten, lächeln, bis ihre Wangen schmerzten, und ihren Job so gut wie möglich erledigen, denn sie gönnte Francesca ihre Genugtuung nicht.
Haley fuhr in ihrem roten Ford Focus vor. Sie sprach kaum, als sie gemeinsam ins Haus gingen, und sah so blass aus, dass Meg sie besorgt fragte: »Geht es dir nicht gut?«
»Ich habe … wirklich schlimme Krämpfe.«
»Gibt es niemanden, der für dich einspringen kann?«
»Ich habe versucht, jemanden zu finden, aber vergeblich.«
Die Küche der Beaudines war sowohl luxuriös als auch gemütlich mit warmen safranfarbenen Wänden, einem Terrakottafußboden und handgearbeiteten kobaltblauen Fliesen. Ein riesiger Kandelaber aus Schmiedeeisen mit bunten Glasschalen hing in der Mitte des Raums, und in offenen Regalen sah man Kupfertöpfe und handgetöpferte Keramik.
Küchenchef Duncan packte das Essen aus, das er für diesen Anlass vorbereitet hatte. Er war ein kleiner Mann Anfang vierzig, hatte eine große Nase und drahtiges, leicht ergrautes rostrotes Haar, das unter seiner Kappe herausquoll. Stirnrunzelnd verfolgte er, wie Haley im Badezimmer verschwand, und herrschte dann Meg an, sich an die Arbeit zu machen.
Während sie die Gläser herrichtete und die Servierteller bereitstellte, teilte er ihr das Menü mit: Blätterteighäppchen als Hors d’œuvre, gefüllt mit geschmolzenem Briekäse und Orangenmarmelade, frische Erbsensuppe mit Minze, zu servieren in Mokkatassen, die erst noch gespült werden mussten, ein Salat, gewürzt mit Fenchel, warme Laugenbrötchen, und zum Hauptgang Spargelfrittata mit Räucherlachs, den sie in der Küche auf den Tellern anrichten würden. Die besondere Spezialität war das Dessert, Schokoladensoufflés, an deren Perfektion der Koch den ganzen Sommer über gearbeitet hatte und die unbedingt serviert werden mussten, sobald sie aus dem Ofen kamen, und dann sanft, überaus sanft den Gästen vorgesetzt wurden.
Meg nickte zu den Anweisungen und trug dann die klobigen grünen Wassergläser ins Esszimmer. Palmen und Zitronenbäume wuchsen in mediterranen Töpfen, welche die Ecken des Raums füllten, und aus einem Steinbrunnen, der in eine geflieste Wand eingelassen war, tröpfelte Wasser. Zu dem langen Holztisch, dessen stark beanspruchter Tischplatte man ansah, dass er offenbar immer im Raum stand, hatte man noch zwei Tische gestellt. Anstatt förmlich einzudecken, hatte Francesca sich für handgewebte Platzsets entschieden. In der Mitte jedes Tischs stand ein kupfernes Tablett mit einer Auswahl von Tontöpfen, bestückt mit Oregano, Majoran, Salbei und Thymian, zusammen mit irdenen
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