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Der Schoenste Fehler Meines Lebens

Der Schoenste Fehler Meines Lebens

Titel: Der Schoenste Fehler Meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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kaum erwarten zu können, bis sie zum Turn kommen, um sich ihr nächstes Bier zu grapschen.«
    Meg war mit Pferden groß geworden, hatte aber keine Ahnung, was ein »Turn« war. Es war ihr auch egal. Sie hatte einen Job.
    Als sie an diesem Nachmittag nach Hause kam, parkte sie hinter einem alten Vorratsschuppen, den sie im Unterholz hinter der Mauer entdeckt hatte, die den Friedhof umgab. Er hatte schon vor langer Zeit sein Dach verloren, und Ranken, Opuntien und trockenes Gras wuchsen um seine bröckelnden Mauern. Sie hievte ihre Koffer aus dem Kofferraum und blies sich dabei ihre Löckchen aus der schweißnassen Stirn. Wenigstens hatte sie ihren Lebensmittelvorrat hinter ein paar zurückgebliebenen Küchenutensilien verstauen können, aber dennoch nervte sie das ständige Ein-und Auspacken. Während sie ihre Habseligkeiten über den Friedhof schleppte, träumte sie von einer Klimaanlage und einem Ort, wo sie bleiben konnte, ohne jeden Morgen alles wegräumen zu müssen, was ihre Anwesenheit verraten könnte.
    Es war fast Juli und heißer denn je in der Kirche. Die Deckenventilatoren verteilten nur die Staubflocken, aber genauso wie sie vermied, nach Einbruch der Dunkelheit das Licht anzumachen, konnte sie es auch nicht riskieren, die Fenster zu öffnen. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als immer zu der Zeit zu Bett zu gehen, zu der sie sonst erst abends aufgebrochen war.
    Sie zog sich bis auf ihr Oberteil und ihren Slip aus und schlüpfte dann in Flipflops durch die Hintertür hinaus. Während sie sich zwischen den Grabsteinen hindurchschlängelte, warf sie einen Blick auf die Namen der Toten. DIETZEL. MEUSEBACH. ERNST. Im Vergleich zu der Not, welche die guten Deutschen erlitten, als sie das Vertraute hinter sich ließen, um in diesem feindlichen Land eine neue Heimat zu finden, zählte ihr Leid nicht.
    Hinter dem Friedhof lag ein Wäldchen. Dahinter formte ein breiter Bach, der den Pedernales River speiste, einen lauschigen Schwimmteich, den sie schon bald nach ihrem Einzug in der Kirche entdeckt hatte. Das klare Wasser war in der Mitte tief, und sie kam inzwischen jeden Nachmittag hierher, um sich abzukühlen. Beim Eintauchen kämpfte sie gegen die unerfreuliche Gewissheit an, dass Ted Beaudines Fanclub sicherlich ihren Rauswurf betreiben würde, sobald man sie entdeckt hatte. Also musste sie dafür sorgen, dass sie der Allgemeinheit nicht noch weitere Gründe lieferte, sie zu hassen. Ein tolles Leben, dessen oberstes Ziel darin bestand, keine Scheiße beim Bedienen eines Getränke-Carts zu bauen!

    In jener Nacht war die Hitze auf der Chorempore fast unerträglich, und sie warf sich auf dem klumpigen Futon hin und her. Sie musste zeitig im Country Club antreten und wollte unbedingt Schlaf, doch nachdem sie endlich eingedöst war, ließ ein Geräusch sie wieder aufschrecken. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie das Geräusch als die sich unten öffnende Tür identifizierte.
    Als die Lichter angingen, fuhr sie hoch. Auf ihrem Reisewecker war es Mitternacht, und ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie war darauf vorbereitet gewesen, dass Ted tagsüber, wenn sie nicht da war, in der Kirche vorbeischaute, aber mit einem nächtlichen Besuch hatte sie nicht gerechnet. Sie versuchte sich daran zu erinnern, ob sie im Hauptraum irgendwas hatte liegen lassen. Sie stand auf und spähte über das Geländer der Chorempore.
    In der Mitte des alten Altarraums stand ein Mann, der nicht Ted Beaudine war. Obwohl in etwa gleich groß wie dieser, war sein Haar dunkler, fast blauschwarz, und er war ein paar Pfund schwerer. Es war Kenny Traveler, Golflegende und Ted Beaudines Trauzeuge. Sie war ihm und seiner britischen Gattin Emma beim Probedinner begegnet.
    Meg konnte das Knirschen der Reifen eines zweiten Wagens hören, und ihr Herzschlag beschleunigte sich noch mal. Sie hob ihren Kopf ein wenig höher, konnte aber weder verstreut liegende Kleider noch Schuhe erkennen. »Jemand hat die Tür offen gelassen«, sagte Kenny, kurz nachdem die Person eintrat.
    »Dann wird Lucy wohl vergessen haben, sie abzuschließen, als sie das letzte Mal hier war«, antwortete eine unerfreulich vertraute Männerstimme. Kaum ein Monat war seit der abgeblasenen Hochzeitszeremonie vergangen, doch schon sprach er Lucys Namen aus, als ginge er ihn gar nichts an.
    Sie schob ihren Kopf wieder etwas höher. Ted stand nun in der Mitte des Altarraums, an der Stelle, wo sich einst der Altar befunden hatte. Statt eines Chorgewands und Sandalen trug er Jeans

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