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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Gras legte und zum Krankenhaus zurückblickte, war sein Gesicht ein kleines bleiches Oval.
    Die horizontalen Streben der Leiter hatten mehr von Sprossen als von Stufen. Die dünnen, biegsamen Sohlen seiner Pantoffeln wollten auf dem Stahl ausrutschen, doch Bryce kam unversehrt unten an.
    Sowie Bryce kam, stand der Junge aus dem Gras auf. »Wir müssen erst zu mir. Mom wird nach der Arbeit nach Hause fahren, bevor sie hierherkommt, um mich zu besuchen. Sie könnte im Moment gerade auf dem Heimweg sein. Wir müssen sie abfangen, ehe sie sich auf den Weg ins Krankenhaus macht.«
    »Es könnte sein, dass sie das Haus beobachten.«
    »Aber wir müssen sie aufhalten. Diese schreienden Menschen. Das darf ihr nicht zustoßen. Dazu darf es einfach nicht kommen.«
    »In Ordnung. Wir gehen als Erstes zu dir nach Hause. Aber selbst wenn ich andere Kleidung hätte«, sagte Bryce, »wäre es klug, die Hauptstraßen zu meiden.«
    »Ich kenne diese Bäume«, sagte Travis. »Dahinter liegen die Lowers.«
    Die Lowers waren ein schäbiges Viertel von Rainbow Falls und tiefer gelegen als der Rest der Stadt, Straßen mit düsteren, eintönigen Häuschen und alten Wohnwagen und ungepflegten Grasflächen.
    »Wir wohnen in den Lowers«, sagte Travis. »Auf dem Weg wird uns so gut wie niemand sehen.«
    Der Junge lief bergab und auf das Kiefernwäldchen zu, und Bryce folgte ihm.
    Das Gras reichte ihm bis auf halbe Höhe der Waden. Bisher hatte sich noch kein Tau gebildet. Die kalten Zähne des Abends bissen in seine nackten Knöchel.
    54.
    Als Mr Lyss kurz vor Einbruch der Nacht die Stufen zur Veranda hochstieg und an der Tür des gespenstischen Hauses am Ende des schmalen Weges läutete, kam niemand, um ihnen zu öffnen. Er benutzte sein Werkzeug, um das Schloss zu knacken.
    Nummy sagte: »Jetzt sind wir also einmal aus dem Gefängnis ausgebrochen, wir sind zweifache Einbrecher, und wir sind Diebe.«
    Während er die Tür öffnete, sagte Mr Lyss: »Wir haben bisher nichts gestohlen. Und ich bin der Ausbrecher und der Einbrecher, nicht du. Du bist nur meine lästige Entourage.«
    »Was heißt das Wort?«
    Mr Lyss trat ein und sagte: »Das spielt keine Rolle. Du wirst niemals Verwendung dafür haben.«
    Als er dem alten Mann folgte, sagte Nummy: »Und wir haben doch etwas gestohlen. Mrs Trudy LaPierres Essen.«
    »Erinnerst du dich nicht mehr – sie hat versucht, die Ermordung ihres Mannes einzufädeln und dir dann alles anzuhängen.«
    »Deshalb gehört ihr Essen noch lange nicht uns. Wollen Sie, dass die Tür offen bleibt?«
    »Mach sie zu«, sagte Mr Lyss. »Und zu deiner Information: Ich habe die Absicht, für das Essen zu bezahlen.«
    »Das wäre nett von Ihnen. Wann werden Sie dafür bezahlen?«
    »Wenn ich in der Lotterie gewinne«, sagte Mr Lyss und schaltete das Flurlicht an.
    »Sie werden in der Lotterie gewinnen?«
    »Ich habe den Teilnahmeschein schon in der Brieftasche. Ich brauche das Geld nur noch abzuholen, nachdem sie die Gewinnzahlen bekannt gegeben haben.«
    Im Wohnzimmer knipste Mr Lyss eine Lampe an. Die Möbelstoffe waren geblümt und die Tapeten auch.
    »Wenn Sie in der Lotterie gewinnen, zahlen Sie dann auch das Darlehen von drei Fünfern, zehn Einern, noch mal zehn Einern und noch drei Einern ab?«
    »Genau dann zahle ich es zurück«, sagte Mr Lyss und drehte sich im Kreis, um das Zimmer zu bewundern.
    »Was ist, wenn jemand nach Hause kommt?«, fragte Nummy besorgt.
    »Wir werden nicht lange hierbleiben. Niemand wird kommen, bevor wir weg sind.« Im Esszimmer sagte Mr Lyss: »Sieh dir das an.«
    Sein Blick war auf ein Gemälde von Jesus gerichtet, der auf einem Pferd ritt. Jesus war, wie üblich, in weiße Gewänder gehüllt, aber anstelle von Sandalen trug er Cowboystiefel, und sein Hut war ein Heiligenschein.
    »Eine erstaunliche Darstellung«, sagte Mr Lyss.
    Nummy sah nicht, was daran so erstaunlich war. Natürlich konnte Jesus reiten. Jesus konnte alles.
    Nummy hörte Holz knarren. Es klang wie eine Bodendiele oder so etwas in einem anderen Teil des Hauses.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Was ist was?«
    »Dieses Knarren.«
    »Holz arbeitet. Hier ist niemand.«
    »Sie könnten sich irren, und es kommt doch jemand nach Hause«, sagte Nummy.
    »Peaches, du erinnerst dich doch an den bemalten Briefkasten am Ende des Weges, wo er von der Straße abzweigt.«
    »Ein hübscher Briefkasten. Er hat mir gut gefallen.«
    »Darauf standen unter anderem die Worte: ›Sattele dein Pferd mit Jesus‹.«
    »Ich kann nicht

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