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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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hatte.
    Sie erhaschte einen Blick auf mehrere eigentümliche Gegenstände, die in dem Raum hinter ihm von der Decke hingen: Es schien sich um Säcke zu handeln, die aus einem silbrigen Material bestanden, ungefähr birnenförmig und offensichtlich mit etwas Schwerem gefüllt.
    Dann schloss der junge Mann die Tür hinter sich, und John Martz führte sie weiter durch den Korridor und sagte: »Es dauert nur ein paar Minuten, bis wir die Ergebnisse haben. Und sie gehen ganz behutsam mit der Nadel um.« Er hielt einen Daumen hoch. »Ich kann selbst nicht mal sehen, wo sie mich gepikst haben.«
    Jean-Anne glaubte, sie könnte den jungen Mann in American Idol gesehen haben. Sie sah sich nach ihm um, doch er war verschwunden.
    John Martz führte sie in einen unmöblierten Raum, in dem fünf Patienten in Rollstühlen saßen. Er schloss die Tür, blieb daneben stehen und sagte: »Es dauert nur eine Minute.«
    Drei der Patienten waren Jean-Anne unbekannt. Die beiden anderen waren Lauraine Polson und Susan Carpenter.
    Lauraine, eine Kellnerin im Café von Andy Andrews, war am Montag mit einem Gebärmuttervorfall eingeliefert worden. Heute Morgen hätte ihre Gebärmutter operativ entfernt werden sollen. Jean-Anne hatte sie gestern Abend besucht und ihr ein Kreuzworträtselheft und einen kleinen Korb frisches Obst gebracht. Lauraine war süchtig nach Kreuzworträtseln.
    »Sind Sie nicht operiert worden, meine Liebe?«
    Lauraine schnitt eine Grimasse. »Es ist ärgerlich, aber man kann niemandem die Schuld daran geben. Wegen der Grippe herrscht ein Mangel an OP -Schwestern. Ich habe einen neuen Termin für morgen bekommen.«
    »Bis heute Abend habe ich kein Wort davon gehört, dass eine Grippe im Umlauf ist«, sagte Julian.
    »Bei uns hat es einige erwischt«, sagte John Martz.
    Susan Carpenter, die als Kosmetikerin in Rosalies Haar- und Nagelstudio arbeitete, deutete auf die halb transparente Tupperware-Dose, die Jean-Anne in den Händen hielt. »Sind das deine Miniaturmuffins, Jean-Anne, von denen du uns letztes Jahr zu Weihnachten welche ins Geschäft gebracht hast? Normalerweise mag ich keine Muffins, aber die waren einsame Spitze.«
    »Die sind für meine Schwester, meine Liebe, und mit geringem Fettgehalt. Nach ihrer Gallenblasenoperation hat man sie hierbehalten, um sie intravenös mit Antibiotika zu versorgen, da sie ganz üble Abszesse gefunden haben. Ich wusste nicht, dass Sie hier sind, sonst hätte ich Ihnen auch welche mitgebracht.«
    »Ich bin erst heute Nachmittag eingeliefert worden.« Susan deutete auf das verpackte Taschenbuch, das Julian in der Hand hielt. »Dieses Geschenkpapier ist ja ganz entzückend.«
    »Mary-Jane ist verrückt nach Katzen«, sagte Julian.
    »Ja, ich weiß«, sagte Susan. »Ich glaube nicht, dass sie den Verlust von Maybelle jemals überwunden hat.«
    »Das glaube ich eigentlich auch nicht«, sagte Julian.
    Die Tür ging auf, und ein anderer junger Mann als der, den sie gerade im Korridor gesehen hatte, trat ein. Das Bemerkenswerte an ihm war, dass er noch besser aussah als der erste, und sein Gesicht war so unwiderstehlich, dass Jean-Anne das sichere Gefühl hatte, er müsse jemand sein, den man eigentlich kennen sollte.
    In der Abstellkammer am oberen Ende der Treppe, die auf das Dach des Krankenhauses führte, sah Travis auf seine Armbanduhr und sagte: »Jetzt muss es dunkel genug sein.«
    Bryce Walker war noch nicht bis auf die Knochen durchgefroren, aber ihm war so kalt, dass er sich liebend gern in Bewegung setzen wollte.
    Von einem Haken an der Wand nahm er einen Besen. Ehe er die Tür nach draußen öffnete, schaltete er das Licht aus.
    Aufgrund der dichten Wolkendecke wirkte der trostlose Oktoberhimmel zu Beginn der Abenddämmerung fast so dunkel, wie er es am Ende sein würde. In der abendlichen Windstille war die tief hängende Wolkendecke so regungslos wie gemalt.
    Travis trat auf das Dach hinaus. Bryce folgte ihm und legte den Besenstiel so hin, dass die Tür nicht ganz zufallen konnte.
    Die Tür nach draußen wäre andernfalls automatisch ins Schloss gefallen. Auch wenn das Krankenhaus feindliches Gebiet sein mochte, wollte sich Bryce doch eine Rückzugsmöglichkeit offenhalten.
    Da und dort auf dem weitläufigen flachen Dach standen etliche kleine Aufbauten, die ähnlich wie die Besenkammer wirkten, aus der sie gerade gekommen waren. Einige waren Holzverschläge aus Latten, mit Lüftungsschlitzen und Fliegengittern, andere hatten robust gemauerte Wände. In einigen von ihnen

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