Der Schoepfer
Kehle schmerzhaft zuzog. »Fang gar nicht erst an, mir solchen Unsinn einzureden«, entgegnete er. »Übrigens habe ich schlechte Neuigkeiten für dich. Deine neue Freundin wurde geklaut. «
Kjartan schaute ungläubig Richtung Schlafzimmer. »Was meinst du?«
»Das, was ich gesagt hab. Die neue schwarzhaarige. Sie war
fertig. Verpackt und in der Kiste. Ich musste sie nur noch auf die Ladefläche schmeißen und zu dir fahren. Ich mache dir natürlich eine neue, und du bekommst fünfzig Prozent Rabatt wegen der Verspätung.« Sveinn spürte sofort, wie erleichtert er war, mit dieser Entschuldigung den Preis mindern zu können.
Kjartan starrte ihn mit angespannten Oberarmmuskeln an. Seine Schultern hoben sich, so als bereite er sich auf einen Kampf vor. »Ist jetzt etwa auch noch bei dir eingebrochen worden? Wo du schon so viel durchmachen musstest?«, sagte er und hob die Augenbrauen, mit Lachfältchen in den Mundwinkeln.
Sveinn schüttelte den Kopf und trommelte mit den Fingern gegen die Tischkante. Als er kurz davor war, es auszusprechen, kochte Wut in ihm hoch.
»Ich hatte gestern Abend einen unerwarteten Gast. Eine Frau, die ich noch nie gesehen habe. Eigentlich war es wie in der Geschichte von Goldlöckchen und den drei Bären. Sie hat von meinem Essen gegessen, sich in meinen Sessel gelegt, von meiner enormen Männlichkeit profitiert, indem ich ihr den Reifen gewechselt habe, und anstatt mich damit zu entlohnen, meinen Fußboden zu schrubben oder meine Freundin zu werden, oder was auch immer Goldlöckchen gemacht hat, hat sie mir die Schwarzhaarige geklaut.«
»Tja, Undank ist der Welten Lohn«, konterte Kjartan lachend.
»Nicht, dass ich die geringste Ahnung hätte, was sie mit ihr vorhat«, fügte Sveinn hinzu.
»Hehehe«, klang es von Kjartan, während er sich anschickte, etwas Vorhersehbares über zwei Weiber, die es miteinander trieben, zu sagen.
»Sag’s nicht, ich hab keine Lust, mir das anzuhören.«
»Warum bist du denn so furchtbar empfindlich?«, sagte Kjartan. »Bist du eifersüchtig auf die Schwarzhaarige? Hättest du
lieber selbst in Goldlöckchens Kofferraum gelegen und ihr später mal kurz unter den Rock geschaut? Der solltest du keine Träne hinterherweinen. Der Schwarzhaarigen geht es in den Krallen dieser Frau bestimmt nicht gut, und dir würde es nicht anders ergehen. Ist das nicht dieselbe, die dir diese nette Postkarte geschickt hat?«, fügte er hinzu und wedelte mit der Karte wie mit einem Fächer.
Sveinn stand ungeduldig auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Wo ist deine alte Freundin?«, fragte er und sah Kjartan direkt ins Gesicht.
»Im Schlafzimmer«, antwortete Kjartan und schaute herausfordernd zurück.
»Hast du sie endlich ausprobiert?«
»Das ist ja wohl nicht so dringend«, antwortete Kjartan. »Die Kleine ist noch so jung und schaut mich immer so unschuldig an, wenn ich ihr das vorschlage.«
»Ist sie so jung?«, fragte Sveinn und zwang sich zu lachen. »Die ist Körpermodell Nummer drei mit Brüsten wie Wassermelonen. Ich kapiere nicht, warum du Geld an etwas verschwendest, das du nicht benutzt. Warum kaufst du dir nicht lieber einen Hund?«
»Warum betreibst du nicht lieber eine Hundezucht?«, entgegnete Kjartan. »Du vögelst sie doch auch nicht!«
»Am Anfang schon, als ich das Fahrgestell entwickelt hab«, sagte Sveinn, »und ich garantiere dir, dass es gut ist. Keine Angst, da gibt’s keine fressende Vagina.«
»Setz dich«, sagte Kjartan. »Setz dich und komm runter. Der Kaffee regt dich nur auf. Du weißt, dass ich das nicht so meine. Warum darf ich nicht Spaß daran haben, diese Schätzchen zu sammeln, auch wenn ich nicht den ganzen Tag mit ihnen bumse? Bist du sicher, dass du kein Bier willst?«
Sveinn schüttelte den Kopf, aber Kjartan, der schon auf dem Weg in die Küche war, bemerkte es nicht.
»Wie heißt diese Frau?«, fragte Kjartan, nachdem er zwei offene Flaschen auf den Tisch gestellt und sich in den Sessel geklemmt hatte. »Wie alt ist sie? Wie sieht sie aus? Wo wohnt sie? Hast du dir ihr Autokennzeichen gemerkt, als du den Reifen gewechselt hast? Wir finden sie und bitten sie freundlich, das Teil zurückzugeben. Und dann kaufe ich dir die Kleine ab, wie vereinbart. Es macht ja nichts, dass sie schon ein bisschen Lebenserfahrung hat, wenn ich sie übernehme.«
Er grunzte zufrieden, zog einen Hausschlappen aus, kratzte sich an der Ferse und schlüpfte wieder hinein, ohne Sveinn aus den Augen zu lassen.
»Sie heißt
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